Langzeitfolgen der Pandemie: „Sehen viele Kinder mit Ängsten, Essstörungen oder suizidalen Gedanken“
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Sind Kinder oder Jugendliche oft traurig und antriebslos, kann dahinter eine Depression stecken.
© Quelle: Fabian Sommer/dpa
Viele Menschen haben Wochen und Monate nach einer Covid-19-Erkrankung mit andauernden Beschwerden zu kämpfen, auch Long Covid genannt. Das trifft auch die Kleinsten der Gesellschaft: Wie die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (HAZ) berichtet, leiden rund 4 Prozent der knapp 50.000 Kinder und Jugendlichen, die sich in Niedersachsen mit dem Coronavirus infiziert haben, unter dem Syndrom. Bei manchen äußerten sich somatische Folgen, bei anderen psychische.
Angesichts neuer Forschungsergebnisse, nach denen bis zu 20 Prozent eines Jahrgangs infolge der Krise von der herkömmlichen Entwicklung abgehängt werden, dringen niedersächsische Expertinnen und Experten gegenüber der Tageszeitung nun auf mehr klare Daten und Fakten zu den Corona-Auswirkungen für den Nachwuchs.
„Sehen viele junge Patienten mit Ängsten, Essstörungen, Depressionen oder suizidalen Gedanken“
„Es gibt noch wenige Daten, aber wir sprechen von einem stillen Leiden der Kinder“, sagte Luise Poustka, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universitätsmedizin Göttingen, der „HAZ“. Bei mehr als 80 Prozent resultiere aus Homeschooling, häuslichen Streitigkeiten und sozialer Isolation eine psychische Belastung. „Als Folge sehen wir sehr viele junge Patienten mit Ängsten, Essstörungen und Depressionen oder suizidalen Gedanken. Jüngere haben etwa ausgeprägte Wutanfälle.“ Das betreffe vor allem jene, die schon vor Pandemiebeginn psychische Probleme hatten.
Auch die langfristigen medizinischen Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus bereiten einigen Medizinerinnen und Medizinern Sorgen: Gegenüber der „HAZ“ erklärt Kinderarzt Thomas Buck, rund 4 Prozent der Kinder seien hiervon betroffen. Meist handele es sich bei den Auswirkungen um das sogenannte Fatigue-Syndrom, das sich durch ein Gefühl von anhaltender Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit äußert. Eine häufige Folge sei aber auch eine ausgeprägte Traurigkeit.
„Wir alle sollten daher zusehen, dass diese noch weitgehend ungeimpfte Personengruppe kein Covid bekommt“, betont Buck.
RND/jo