Die Welt wartet: An welche Länder gehen die überschüssigen Impfdosen aus den USA?

Ampullen mit dem Covid-19 Impfstoff von AstraZeneca. Die USA wollen 60 Millionen Dosen Impfstoff an andere Länder abgeben.

Ampullen mit dem Covid-19 Impfstoff von AstraZeneca. Die USA wollen 60 Millionen Dosen Impfstoff an andere Länder abgeben.

Washington. Die USA haben einen großen Überschuss an Covid-19-Impfstoffen und wollen Millionen Dosen aus ihren Depots bis Ende Juni an andere Länder verteilen. Das hat die Regierung im April angekündigt. Aber bislang warten Nationen rund um die Welt immer noch – und mit wachsender Ungeduld – darauf, zu erfahren, wer etwas bekommt und von welchem Prinzip sich Washington dabei leiten lässt.

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Für Präsident Joe Biden dient die Verteilung der Dosen gleich mehreren Zielen. Sie lässt die USA gut aussehen, kann Partnerschaften mit anderen Ländern weiter festigen, aber ist allem voran ein notwendiges Werkzeug für globale Gesundheit, kann helfen, Millionen Leben zu retten und Freunden wie Feinden die Rückkehr zu einer Art Normalität erleichtern.

WHO-Programm Covax könnte 75 Prozent der Impfdosen aus den USA bekommen

Biden hat dabei so etwas wie die Qual der Wahl, die zentrale Frage für ihn lautet: Welcher Anteil an den Dosen soll an jene gehen, die sie am dringendsten benötigen, und wie viele sollten für US-Partner reserviert werden?

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Bislang scheint es danach auszusehen, dass die Regierung den größten Teil Covax wird zukommen lassen, einem von den UN unterstützten Programm der Weltgesundheitsorganisation WHO und mehrerer Wohlfahrtsorganisationen. Es zielt darauf ab, ärmere Länder mit Impfstoffen zu versorgen oder ihnen bei der Beschaffung zu helfen. Mehr als 90 Länder, darunter viele, zu denen die USA eher stürmische Beziehungen haben, fallen in diese Kategorie.

Der Prozentsatz der amerikanischen Überschuss-Dosen, die an Covax gehen, steht zwar noch nicht ganz fest. Aber sicher ist, dass es eine erhebliche – und unverzügliche – Transfusion für das Programm darstellen wird, das stark hinter seinen Zielen hinterherhinkt. Covax hat sich verpflichtet, Impfstoff an mehr als 90 Länder zu verteilen, aber erst 76 Millionen Dosen ausgegeben.

Samantha Power, die neue Chefin der US-Behörde für Internationale Entwicklung, hat kürzlich angedeutet, wie die Verteilung aussehen könnte. „75 Prozent der Dosen, die wir geben, werden wahrscheinlich durch Covax verteilt werden. 25 Prozent von dem, was immer unser Überschuss-Vorrat ist, den wir spenden, wird für bilaterale Ausgaben reserviert werden“, sagte Power vor einem Senatsausschuss. Das heißt, dass die Biden-Regierung ungefähr ein Viertel direkt an bestimmte Nationen ihrer Wahl austeilen wird.

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Nur Mexiko und Kanada haben bislang Impfstoff-Lieferungen erhalten

Die USA können sich das leisten, sie haben genug Impfstoff auf der hohen Kante, und mehr als 50 Prozent der Amerikanerinnen und Amerikaner haben mindestens schon eine Dosis erhalten. Mehr als 135 Millionen sind voll geimpft. Das hat die Zahl der Neuinfektionen und Todesfälle auf den niedrigsten Stand seit den frühen Tagen der Pandemie gedrückt.

Zahlreiche Länder haben die USA um Vakzine gebeten, aber bislang sind nur Kanada und Mexiko in den Genuss gekommen, haben insgesamt 4,5 Millionen Dosen erhalten. Was sich wohl abzeichnet ist, dass Südkorea genügend Impfstoff erhalten wird, um seine 550.000 Soldaten zu versorgen, die an der Seite von US-Truppen auf der koreanischen Halbinsel dienen.

Biden verspricht: „Benutzen Vakzine nicht, um Gefälligkeiten zu sichern“

„Unsere Nation wird das Impfstoff-Depot für den Rest der Welt sein“, sagte Biden am 17. Mai, als er eine größere Verteilung ankündigte. Er fügte hinzu, dass die USA ihre Vakzine nicht benutzen würden, „um sich Gefälligkeiten von anderen Ländern zu sichern“ – im Unterschied zu Staaten wie Russland und China, die versucht hätten, ihre einheimisch produzierten Dosen strategisch zum eigenen Vorteil zu nutzen.

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Aber der Fall Südkorea zeigt, dass die USA nicht strikt abgeneigt sind, auch verbündete Länder, die nicht zu den ärmsten zählen, an ihrem Impfstoff-Vorrat teilhaben zu lassen. Wobei nicht klar ist, ob Südkorea für die Vakzine aus den USA zahlen wird: Erwartungen gehen dahin, dass die meisten der anderen Dosen kostenlos abgegeben werden.

Biden plant, sämtliche der 60 Millionen im eigenen Land produzierten Dosen des Astrazeneca-Vakzins zu verteilen. Der Impfstoff ist in den USA noch nicht zugelassen, aber in vielen anderen Teilen der Welt. Die Dosen stehen zum Transport bereit, aber es läuft noch eine Sicherheitsprüfung durch die US-Arzneimittelbehörde FDA. Die USA wollen sich außerdem von 20 Millionen vorrätigen Dosen der Impfstoffe von Pfizer/Biontech, Moderna sowie Johnson & Johnson trennen. Es wird erwartet, dass in den kommenden Monaten noch mehr Dosen zur Verfügung gestellt werden: Die USA haben noch zahlreiche Bestellungen im Umfang von Hunderten Millionen Dosen laufen.

Impfstoff-Lieferungen eine altruistische Wohltat der USA? Eher nicht

Die Biden-Regierung will Covax darüber hinaus vier Milliarden Dollar zur Verfügung stellen, um die Beschaffung und Verteilung von Vakzinen zu beschleunigen. Welche Länder davon oder auch von den für das Programm vorgesehenen US-Dosen profitieren sollen, wird von Covax entschieden – und nicht von den USA. Damit vermeidet Washington etwaige Vorwürfe der Parteilichkeit oder auch Kritik, die käme, wenn die USA Dosen direkt feindlichen Ländern zukommen ließen.

Die USA als stiller Wohltäter? Wohl nicht: Es werde sehr klar sein, „wo diese Dosen herkommen“, dass sie dem amerikanischen Einfallsreichtum und der Großzügigkeit des Volkes zu verdanken seien, versicherte Power in der Kongressanhörung.

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RND/AP

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