Projekt für familienorientierten Vollzug
Sie werden übersehen. Die Kinder von Inhaftierten, die massiv unter dem fehlenden Kontakt zu ihren kriminell gewordenen Vätern oder Müttern leiden und so unschuldig mitbestraft werden. Das soll sich ändern: Am 1. Mai ist in Zusammenarbeit mit der Auridis-Stiftung ein länderübergreifendes Projekt gestartet, das nun einen familienorientierten Vollzug auf den Weg bringen soll.
Nürnberg. Hilde Kugler von der Nürnberger Straffälligenhilfe blickt auf nunmehr 30 Jahre Angehörigenarbeit zurück. Sie hat immer wieder erlebt, wie für Kinder eine Welt zusammengebrochen ist, wenn ihre Väter oder Mütter ins Gefängnis mussten.
In Deutschland betrifft das rund 100.000 Kinder jährlich. Mädchen und Jungen, deren Alltag von heute auf morgen komplett auf den Kopf gestellt wird – sei es, weil die Mutter verzweifelt, die Familie in finanzielle Not gerät, im Kindergarten niemand vom „Papi oder der Mami im Gefängnis“ erfahren darf oder weil die Kids einfach die wichtige Bezugsperson vermissen: den Vater oder die Mutter, die plötzlich nicht mehr Gute-Nacht-Geschichten vorlesen, am Krankenbett sitzen, beim ersten Schultag dabei sind oder bei Fußballspielen Beifall klatschen können.