Volkswagens Elektro-Bulli ID. Buzz als Siebensitzer: Die Ikone kehrt auf den US-Markt zurück
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RND-Autotester Daniel Killy durfte bereits einen ersten Blick auf die neue Langversion des ID. Buzz werfen.
© Quelle: Matthew Thompson
Beach Boys, beeindruckende Brecher und Bullis – der kalifornische Surferdreiklang der Lebensfreude hat im Süden des Bundesstaates immer noch Bestand wie in den Swinging Sixties. Der VW-Bus, ob in seiner klassischen T1-Variante als rot-weißes Modell Samba oder als Nachfolger T2 ist in jedem der kleinen Küstenorte immer noch fester Bestandteil des Straßenbildes. In den Souvenirshops sind Bulli-Modelle wie -Motive fester Bestandteil des Sortiments. Selbst viele Wandgemälde tragen das ikonische V-Gesicht des Busses.
Die Marketingabteilung von VW kann ihr Glück wohl kaum fassen ob so viel kostenfreier Werbung. Da passt es auch, dass am 2. Juni das größte Bulli-Treffen der USA am Strand von Huntington Beach den Rahmen zur Weltpremiere der ID.-Buzz-US-Variante bietet.
Lars Krause, Marketing- und Vertriebsvorstand bei Volkswagen Nutzfahrzeuge, die für das Projekt Buzz verantwortlich zeichnen, wird denn auch beinahe lyrisch, wenn er von der Einführung des Wagens in den US-Markt spricht: „Der VW-Bus verkörpert – in den USA und Kanada ebenso wie in Europa – seit Jahrzehnten ein einzigartiges Lebensgefühl. Unvergessen ist das Bild vom legendären Lightbus T1 in Woodstock. Die DNA dieses Symbols der Freiheit lebt in unserem ID. Buzz fort.“
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„Microbus“ genießt in den USA Kultstatus
20 Jahre ist es her, dass VW den Bulli vom US-Markt zurückzog. Nach dem T4 wurden keine neuen Busse mehr nach Amerika und Kanada geliefert. Die alten Varianten T1 bis T3 sind allerdings, wie eingangs beschrieben, immer noch fester Bestandteil der kalifornischen Kulisse. Auch in Florida und Neuengland ist der „Microbus“ Kult.
Dass sein elektrischer Urenkel nun ebenfalls mit Heckantrieb zurückkehrt, ist ein Detail am Rande. Gespannt ist man bei den amerikanischen Bulli-Fans auf den Elektrobus überhaupt, denn die USA, die sonst immer gern Vorreiter bei technischen Neuheiten sind, hinken in Sachen ID. Buzz etwas hinterher. Die europäische Variante, der Fünfsitzer, wurde 2022 nur in Europa vorgestellt und wird auch nicht in den Vereinigten Staaten zu haben sein. Mit 4,96 Metern ist die US-Variante 25 Zentimeter länger als der erste Elektrobus, der in Deutschland auch als Cargoversion erfolgreich ist.
Der VW-Bulli
Werksintern trug er den Namen Typ 2. Denn der VW-Bus, dessen Prototyp 1948 gebaut wurde, war das zweite zivile Fahrzeug, das VW baute – nach dem Typ 1, dem Käfer. 1950 begann die Serienfertigung des T1, der bis 1967 vom Band lief. Er und sein Nachfolger, der T2, wurden als „Hippie“-Busse zu Ikonen. Der Typ 2 übrigens wurde bis 2013 in Brasilien gebaut – und so zum langlebigsten Modell der VW-Historie. Ab 2019 lief als siebte Generation der T6.1 vom Band. Seit 2021 gibt es den T7. T6.1 und T7 werden gleichzeitig angeboten, wobei der T7 auf der Plattform MQB basiert.
Die Proportionen des ID. Buzz sind bei Kurz-und Langversion identisch geblieben. Das ist den Ingenieuren dadurch gelungen, dass die Abstände der Vorder- wie Hinterachse nach vorn beziehungsweise hinten proportional gleichgeblieben sind. Nur der Radstand, der Abstand zwischen den Achsen, ist von 2,99 Meter auf 3,24 Meter angewachsen. Gleich um 19 Zentimeter verbreitert wurden die elektrischen Schiebetüren in der Mitte des Fahrzeugs. Sie haben jetzt auch ein Schiebefenster im Türglas, was erstens die Fläche geschickt visuell verkleinert und zweitens für bessere Durchlüftung sorgen soll – genau wie die zusätzlichen Luftdurchlässe im hinteren Teil des Fahrzeugs. Die restlichen knapp 60 Millimeter verlängern den Raum zwischen C-Säule und Hinterrädern.
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Die Front des ID.-Buzz-Siebensitzers, wie er in Deutschland erhältlich sein wird.
© Quelle: Matthew Thompson
Die etwas mangelnde Belüftung war bei einigen ID.-Buzz-Usern in Deutschland auf Kritik gestoßen. Bei der von Markenchef Thomas Schäfer neu ausgerufenen „Love Brand“ hat man darauf schnell reagiert.
Langversion soll Reichweite des Bullis verbessern
Beim Test der Kurzvariante war uns das nicht aufgefallen, was daran liegen mag, dass wir meist nur die beiden Vordersitze bevölkert hatten. Ansonsten, und das ist wirklich eine geradezu dynastische Leistung der VW-Ingenieurinnen und -Ingenieure, fährt sich der ID. Buzz wie jede Bulli-Generation zuvor. Das beginnt mit dem Weg hinters Lenkrad. Man steigt nicht einfach ein, je nach Disposition klettert man weiterhin in den Bulli – oder man schwingt sich wie ein Stabhochspringer ohne Stab in einer schwungvollen Bewegung in den Sitz. Ist der Thron erstmal erklommen, ist das Lenkrad weiterhin weniger steil geneigt als in Pkw, wenn auch nicht mehr so flach angeordnet wie früher. Dafür endet der Blick weiterhin da, wo auch beim Auto Schluss ist.
Volkswagens Elektro-Bulli ID. Buzz als Siebensitzer
Der VW Bulli ist nicht nur in Deutschland eine Ikone – nun kommt sein elektrischer Urenkel mit Heckantrieb.
© Quelle: RND
All das fährt sich wie ein Pkw, auch das eine Bulli-Tradition, und besticht auch in der Neuauflage durch praktische Designdetails wie etwa die Buzz Box. Die herausnehmbare Box ist portable Mittelkonsole und Stauraum, etwa für Laptops, zugleich. Als Raumteiler versteckt findet man darin sogar einen Eiskratzer und Flaschenöffner. Die neue Buzz-Langvariante verfügt zudem über bis zu acht USB-C-Anschlüsse sowie eine induktive Ladeschale vorn. Sieben der Anschlüsse sind mit der „USB-Power-Delivery“-Technik ausgestattet, mit der sich bis zu 45 Watt Ladeleistung erzielen lassen – das reicht zum Aufladen von Laptops oder Akkuwerkzeugen.
4,96 Meter Bulli-Feeling: der ID. Buzz im Profil.
© Quelle: James Lipman
Die neue Langversion soll auch die Reichweite der E-Bullis verbessern – überprüfen ließ sich das beim Blick auf die allerersten handgefertigten Exemplare des neuen ID. Buzz naturgemäß nicht. Allerdings wurde die Reichweite bei unseren Testfahrten mit dem Fünfsitzer-Buzz – etwa von Hamburg nach Frankfurt und retour – leider immer wieder zum Thema – was allerdings eher an der mangelhaften Ladeinfrastruktur auf der Strecke liegt, denn am ID. Buzz. Defekte oder aus welchen Gründen auch immer blockierte Schnellladesäulen sind immer noch ein Ärgernis bei uns, die auch die Freude am Bulli-Fahren trüben können.
Stärkere Batterievariante nicht für Kurzversion erhältlich
Mit 460 Kilometer (WLTP) gibt VW die Reichweite der Langversion an, 85 KWh netto leistet die neue Batterie, 210 kW die neue E-Maschine. 2024 soll dann auch eine GTX- (Allrad)-Version mit 210 kW (286 PS) folgen. Leider wird die stärkere Batterievariante vorerst nicht für die Kurzversion erhältlich sein. Andere Verbesserungen soll es für beide Modelle geben, etwa das Head-up-Display. Ein tolles Gimmick schafft es allerdings nicht nach Europa: Die US-Modelle haben ein beleuchtetes VW-Logo. Das ist leider beim ID. Buzz zu groß für die deutsche Gesetzgebung; schade.
Eine erwähnenswerte Neuerung ist das Panoramaglasdach „Smart Glas“. Mit 1,5 Quadratmetern ist es das größte, das VW verbaut. Der Clou: Durch einen Wischer auf dem Touch-Slider über Fahrer- und Beifahrersitz wechselt das Glas von durchsichtig zu undurchsichtig, verhindert so extreme Sonneneinstrahlung. Möglich wird das durch eine integrierte Schicht aus Flüssigkristallen. Wechselnde Spannung sorgt entweder für Transparenz oder Blickdichtigkeit.
Raumriese: Werden beide hinteren Sitzreihen umgeklappt, schafft das ein Ladevolumen von bis zu 2469 Litern.
© Quelle: James Lipman
Bis der Siebensitzer, der auch als Fünf- oder Sechssitzer genutzt werden kann und wie sein kleiner Bruder ausschließlich in Hannover gebaut wird, auf die Straßen kommt, wird es noch rund ein Jahr dauern. Der Preis steht daher noch nicht fest, allerdings denkt man bei VW auch sehr intensiv über ein Einstiegsmodell mit geringerer Reichweite nach, etwa für Handwerker in Großstädten, das dem Vernehmen nach spürbar unter dem jetzigen Startpreis von 56.090 Euro liegen soll.
Bis es so weit ist, müssen sich ID.-Buzz-Fans noch gedulden – oder in die USA in den Urlaub fahren. Dort ist der 2. Juni seit diesem Jahr Teil des National Day Calendar als „International Volkswagen Bus Day“.