Hyundai Ioniq 6: So fährt sich der Nachfolger des Ioniq 5
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Schwungvolles Design zugunsten einer hohen Aerodynamik: Hyundais Ioniq 6.
© Quelle: Hyundai
Madrid. Eine kraftvolle Silhouette, so dynamisch-stromlinienförmig wie der Bogen eines Flugzeugflügels, Heck und Frontpartie mit LED-Leuchten bestückt – dazwischen die gewohnt gediegen-moderne ausgerichtete Hyundai-Inneneinrichtung. Der Ioniq 6 kann sich im Wortsinn sehen lassen. Und praktisch ist das elegante Design noch dazu: Denn die windschlüpfrige Karosserie sorgt für gemäßigten Verbrauch und hohe Reichweiten.
43.900 Euro beträgt der Einstiegspreis für den Ioniq6. Das sind genau 3905 Euro mehr, als man für den günstigsten VW ID.3 hinlegen muss. Und obwohl die verbesserte Neuauflage des ID.3 ein durchaus brauchbares Fahrzeug ist, setzt Hyundai doch Maßstäbe, was in derselben Preiskategorie möglich ist. Beim Ioniq 6 schwingt ein wenig EQS mit in der Silhouette und ein Hauch Porsche in der Heckansicht – aber vor allem die Innovationsstärke des südkoreanischen Herstellers selbst.
Vertrautes Hyundai-Terrain
Hyundais Deutschland-Geschäftsführer Jürgen Keller hatte deshalb gleich doppelt gute Laune, als er zu Beginn der Testfahrten in und um Spaniens Hauptstadt Madrid gute Zahlen von Hyundai in Deutschland verkünden konnte. Mit 105.000 Zulassungen 2022 erreichten die Südkoreaner einen Marktanteil von 4,0 Prozent. 31 Prozent der Kunden und Kundinnen kauften ein reines Elektrofahrzeug. Das brachte Hyundai im Jahr 2022 auf den dritten Platz bei den absatzstärksten E-Auto-Herstellern in Deutschland – hinter Tesla und VW, aber vor Opel, Audi, Mercedes und BMW. Und natürlich will man weiterwachsen – unter anderem im Spätsommer mit dem neuen Kona Elektro und im Dezember einer Sportversion des Ioniq 5.
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Blick auf die digitalen Außenspiegel und deren Wiedergabefeld im Fahrzeuginnern.
© Quelle: Hyundai
Setzt man sich in den Ioniq 6, dessen elektronische Spiegel samt Monitoren links und rechts als Abschluss des Armaturenbretts so ungefähr das einzige Extra sind, das in der von uns getesteten Vollausstattung mit 1300 Euro zu Buche schlägt, so umgibt einen vertrautes Hyundai-Terrain. Im Zentrum allen Designs steht die einfache Handhabung – einige Besonderheiten allerdings erschweren das zunächst ein wenig. Da ist zum einen der recht knubblige Automatikwählhebel, der sich noch unter dem Scheibenwischer-Knüppelchen befindet. Zu Beginn hat man da etwas Eingewöhnungsschwierigkeiten – als wäre man als Erster beim Mikado dran und von der Sorge getrieben, das falsche Stöckchen anzufassen.
Auf entspanntes Reisen eingestellt
Während der Testfahrt allerdings dauerte es nicht allzu lang, bis auch diese Schaltungsposition vertraut war. Ein bisschen länger brauchte es mit den Fensterhebern. Die sind nämlich alle in der Mittelkonsole angebracht – warum, das weiß ehrlicherweise kein Mensch. Damit ist aber schon genug gemeckert. Die restlichen Bedienelemente sind sowohl praktisch in der Anordnung wie auch haptisch in der Mischung aus Bedienelementen und Touchfunktionen.
Die Hyundai Motor Company
Die Hyundai Motor Company (HMC) ist Teil des Mischkonzerns Hyundai („modernes Zeitalter“) und wurde 1947 als Bauunternehmen gegründet. Die Hyundai Motor Deutschland GmbH wurde 1991 gegründet. Das Unternehmen wurde zunächst durch sehr günstige Fahrzeuge wie Pony oder Atos bekannt. Ab Anfang der 2000er Jahre wurde die Konzernstrategie in Richtung Qualität und hochwertige Ausstattung geändert. Modelle wie der Tucson oder Grandeur sorgten für ein neues Image. Mit dem Ioniq stellte Hyundai bereits 2016 sein erstes Elektrofahrzeug vor. Mittlerweile gehört der Name zu einem neuen Subunternehmen, das nur E-Autos produziert. Weitere Konzernmarken sind Kia und Genesis.
Im Fahrbetrieb ist unser 239 kW (325 PS) starke Allradler souverän und auf entspanntes Reisen eingestellt. Die elektro-immanente Dynamik beim Beschleunigen lässt Überholvorgänge mit großer Gelassenheit vollenden. In 5,1 Sekunden bringt einen die 77,4-kWh-Batterie auf 100 km/h, bei 185 km/h wird abgeregelt, und die maximale elektrische Reichweite beträgt laut dem Messverfahren „Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure“ (WLTP) 583 Kilometer. Das konnten wir nicht verifizieren – genauso wenig wie das Schnellladen mit 800 Volt in nur 18 Minuten von 10 bis 80 Prozent Ladekapazität. Allerdings lag der Verbrauch während unserer rund dreistündigen Tour über Autobahnen wie auch kurvige Gebirgsstraßen konstant unter 18 kW/h auf 100 Kilometer. Die beiden anderen Motorisierungen (111 kW und 168 kW) geben als Verbrauch sogar nur 13,9 beziehungsweise 14,3 kWh/100 km an.
Eine Beleuchtung für bessere Konzentration?
Die Fahrerumgebung ist ebenso gediegen wie geräumig. Platz ist auch hinten reichlich für Beine und bequemes Sitzen, einzig größer gewachsene Menschen könnten aufgrund der starken Dachwölbung eventuell Probleme kriegen. Ansonsten herrscht nachhaltige Eleganz vor: Teppiche aus alten Fischernetzen oder recyceltes PET für Sitze und Dachhimmel sprechen ebenso für umweltbewussteres Design wie der Biolack aus Pflanzenölen für die Türverkleidungen.
Mit einer ausgeklügelten Beleuchtungstechnik lassen sich im Ioniq6 angeblich Konzentrationsvermögen und Wohlbefinden steigern – was bei einem Fahrenden wirken mag, zeitigt beim anderen keine Reaktion – da hat die Kühl- und Heizfunktion der Sitze bestimmt eine unmittelbarere Wirkung.
Eine schnittige, elegante E-Limousine, die auch mit Topausstattung um die 61.000 Euro kostet – das ist wirklich eine Ansage von Hyundai, zumal auch schon die Basisversion jede Menge Auto bietet. Wenn nicht alles täuscht, dann wird der Ioniq6 ebenfalls wieder für Aufmerksamkeit sorgen. Er ist ein rollendes Vorbild für all das, was E-Mobilität leisten kann und auch sollte.