So gelingt das perfekte Video mit dem Smartphone
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Vor Feuerwerk und mit lauten Raketengeräuschen im Hintergrund bilanzierte Verteidigungsministerin Lambrecht das Jahr 2022 – das ganze postete sie als Video auf Instagram.
© Quelle: Screenshot: Instagram/christine.lambrecht
Hannover. Smartphone-Videos gehören inzwischen zur politischen Kommunikation wie das Katzenfoto zum Internet. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) veröffentlicht regelmäßig kleine Grußbotschaften auf Instagram, Finanzminister Christian Lindner (FDP) tut es auch – und Tobias Hans (CDU), früherer Ministerpräsident des Saarlands, hat im vergangenen Jahr mit einem inzwischen legendären Instagram-Video die Spritpreise an der Tankstelle kritisiert.
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht ist noch relativ neu im Business der Videobotschaften – und hat es zum Jahreswechsel mit einem Instagram-Video versucht. Mit mittelmäßigem Erfolg.
Von Inkompetenz ist in den sozialen Netzwerken zu lesen, gar Rücktrittsforderungen an die SPD-Politikerin werden laut. Während hinter der Ministerin in Berlin die Silvesterraketen in die Luft gehen, spricht Lambrecht in ihrem Video über den Krieg in der Ukraine – viele halten das für unwürdig, für pietätlos.
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Andere wiederum bringt noch was ganz anderes auf die Palme: Lambrechts mangelnde Kompetenz bei der Smartphone-Videografie. Von der hölzern aufgesagten Neujahrsansprache jedenfalls ist kaum etwas zu verstehen, Lambrechts Worte gehen in den Windgeräuschen und in der lautstarken Böllerei im Stereosound völlig unter.
Es ist also höchste Zeit für einen kleinen Ratgeber. Geeignet für Ministerinnen und Minister – aber eben nicht nur für diese. Wie gelingt eigentlich ein gutes Video mit dem Smartphone? Und was können wir von Lambrechts Videofehltritt lernen?
Grundregel: Smartphones sind das perfekte Videowerkzeug
Vorneweg, und das ist wahrscheinlich die wichtigste Botschaft dieses Textes: Christine Lambrechts Video, aber auch Tobias Hans‘ Tankstellenausflug sind kein Grund, die Smartphone-Filmerei grundsätzlich infrage zu stellen.
Natürlich ließen sich mit professionellen Videokameras im Zweifel deutlich hochwertigere Ergebnisse erzielen, ja richtige Hochglanzfilmchen ließen sich aus Neujahrsansprachen vermutlich machen. Dies allerdings ist in der politischen PR wahrscheinlich gar nicht gewollt. Instagram-Videos sollen nahbar wirken – da ist Hochglanz schlichtweg fehl am Platz.
Zudem lassen sich mit Smartphones heutzutage herausragende Ergebnisse erzielen. Viele Youtuber, Onlinemedien und Fernsehsender setzen für ihre Videos seit Jahren Smartphones ein – sogar Musikvideos und ganze Kinofilme werden mithilfe ebensolcher Geräte gefilmt. Der Tech-Riese Apple gibt jedes Jahr auf seinen Keynotes damit an, in welchen Produktionen das iPhone eingesetzt wurde – zuletzt veröffentlichte das Unternehmen einen 20-minütigen koreanischen Kurzfilm auf seinem Youtube-Kanal, komplett gefilmt auf dem iPhone 13 Pro. Wer das nicht weiß, dem würde das wahrscheinlich niemals auffallen.
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Das Smartphone kann, verglichen mit einer Profikamera, im Zweifel sogar die bessere Wahl sein: Die Bildstabilisation ist bei Premiumprodukten von Apple, Samsung oder Google inzwischen so herausragend, dass Hilfsmittel wie Gimbals oder Stative nicht mehr nötig sind – viele professionelle Kameras kommen da nicht mal ran. Zudem stellt das Smartphone, sofern man auf die Automatik setzt, das Bild dank Algorithmen ganz von selbst ein – und das häufig sogar besser als herkömmliche Videokameras. Verwackelte sowie über- oder unterbelichtete Bilder gehören damit der Vergangenheit an, wenn man es denn richtig macht.
Ob ein Video gelingt, ist also nicht zwangsläufig eine Frage der Technik – sondern wie man sie benutzt. Und dazu kommen wir jetzt.
1. Die Voreinstellungen überprüfen
Bevor ein Video aufgenommen wird, sollte man sich mit den Kameravoreinstellungen seines Gerätes vertraut machen. Mit den Standardeinstellungen lassen sich zwar oft schon ganz gute Videos erzielen – perfekt werden sie aber, wenn man die Einstellungen leicht anpasst.
Welche Auflösung soll das Video haben?
Die meisten modernen Smartphone können mit drei verschiedenen Auflösungen filmen. Dazu gehört das etwas veraltete Standard-HD (720p) mit einer Auflösung von 1280x720 Bildpunkten. Das spart zwar Speicherplatz, sieht aber nicht besonders scharf aus und wirkt altbacken – davon ist also abzuraten.
Voreingestellt ist meistens Full-HD (1920x1080 Pixel), das sich für Videos in den sozialen Netzwerken schon eher eignet. Die Videofiles sind in ihrer Dateigröße vergleichsweise klein und lassen sich damit auch schnell posten und verschicken – bei angemessener Videoqualität.
Und zu guter Letzt können hochwertige Geräte auch in 4K filmen, was einer Auflösung von 4096×2160 Pixeln entspricht. Soziale Netzwerke wie etwa Twitter oder Instagram bilden diese Auflösung aber nur bedingt ab, daher ist sie für diese Netzwerke kaum notwenig. Ausnahme: Auf Youtube lassen sich solch gestochen scharfen Videos durchaus in voller Qualität abspielen – für dieses Medium ist die 4K-Einstellung also sehr empfehlenswert. Auch Facebook bietet 4K-Videos an.
Pro-Tipp: Sollten Sie Regierungsmitglied sein und bemerken, dass der Upload von großen 4K-Videos sehr lange dauert, sollten sie dringend den Netzausbau beschleunigen.
Welche Framerate soll das Video haben?
Neben der Auflösung lässt sich bei den meisten Smartphones auch die sogenannte Framerate einstellen – diese gibt an, wie viele Bilder pro Sekunde ein Video hat. Die Auswahl der richtigen Framerate wird von den meisten Anfängerinnen und Anfängern unterschätzt oder gänzlich ignoriert, obwohl sie das Videoergebnis entscheidend beeinflussen kann.
Die richtige Bildrate ist eine Wissenschaft für sich, daher in aller Kürze: Für Sportaufnahmen, schnelle Bewegungen oder Slow-Motion-Aufnahmen eignen sich eher hohe Framerates, für einen professionellen Kinolook eher niedrigere. Keinesfalls sollte man in einem Video mehrere Framerates miteinander mixen – es sei denn, man weiß, was man da tut. Sonst entstehen schlimmstenfalls unschöne Ruckler durch ausgelassene Bilder.
Neben dem Zweck der Aufnahme spielt auch die Region eine Rolle, in der das Video aufgenommen wird. Jeder hat sicherlich schon einmal bemerkt, dass bei aufgenommenen Smartphone-Videos Lampen unschön flackern und auch andere leuchtende Geräte unangenehm flimmern. Genau das hat mit einer falsch eingestellten Framerate zu tun.
Bei den meisten Smartphones sind 30 Bilder pro Sekunde (fps) voreingestellt – eine Bildrate, die im amerikanischen Raum Fernsehstandard ist und auch NTSC-Format genannt wird. Hintergrund ist, dass in den USA, aber auch in Südamerika oder Japan, das Stromnetz mit 60 Hertz taktet.
Das Problem: In Europa ist das nicht so – hier hat das Stromnetz eine Frequenz von 50 Hertz. Filmt man sein Video also mit den voreingestellten 30 fps, dann „beißt“ sich die Bildrate mit der Stromfrequenz und es kommt zu dem erwähnten Lampenflackern, das jedes Video ruiniert.
Die Lösung: Die Smartphone-Kamera auf das in Europa standardisierte PAL-Format umstellen, was 25 oder 50 fps entspricht. Manchmal ist die Funktion etwas versteckt: Beim iPhone etwa muss dazu in den Kameraeinstellungen der Hebel „PAL-Formate einblenden“ gedrückt werden.
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Die richtige gewählte Framerate kann die Qualität eines Smartphone-Videos enorm erhöhen.
© Quelle: Screenshot RND
Pro-Tipp: 25 Bilder pro Sekunde ähneln auch dem Kinostandard von 24 Bildern pro Sekunde. Auf Zuschauerinnen und Zuschauer wirkt das Video daher gleich viel professioneller als in der Standardbildrate. 30 fps werden spöttisch auch als „Seifenoper-Effekt“ bezeichnet, wegen ihres amateurhaften, flüssigen Looks.
HDR abschalten
Viele Smartphone-Kameras können inzwischen im sogenannten HDR-Format (das steht für High Dynamic Range Image, ein Hochkontrastbild) filmen. Die Technologie bringt Farben und Kontraste kräftiger zum Ausdruck und ist bei vielen Smartphones voreingestellt.
Doch auch wenn das alles schön aussieht, etwa bei tollen Naturaufnahmen oder hochwertigen Filmen, so ist das Format für die sozialen Netzwerke eher ungeeignet. Bei Instagram etwa wird die Helligkeit beim Durchscrollen des Feeds auf ein Maximum hochgepumpt, was sehr störend sein kann.
Zudem wirken Politikeransprachen in HDR reichlich abstrus. Fast so, als hätte sich jemand nicht mit den Voreinstellungen seines Smartphones auseinandergesetzt. Also: besser abschalten.
Wie wär‘s mit dem Kinomodus?
Premium-Smartphones wie etwa das iPhone oder das Pixel von Google haben eine vergleichsweise neue Funktion, die sich Kinomodus nennt. Hier lässt sich mithilfe der Smartphone-Kamera und ihrer Algorithmen eine Tiefenschärfe erzeugen, die sonst nur professionelle Kameras mit teuren Objektiven hinbekommen.
Während jemand vor der Kamera spricht, ist der Hintergrund (also etwa das Silvesterfeuerwerk) unscharf verschwommen – wie etwa bei Korrespondentenschalten in der „Tagesschau“ oder eben auch bei professionellen Kinofilmen.
Die Hersteller haben die Funktion mittlerweile so perfektioniert, dass sie wirklich gut funktioniert und gut aussieht und das eigene Video sehr viel professioneller wirken lassen kann. Natürlich geht damit aber auch ein bisschen Nähe und der Charme des amateurhaften verloren.
Pro-Tipp: Wer seine Smartphone-Kamera noch kreativer nutzen will, der kann statt der Standard-Kamera-App auch kostenpflichtige Profi-Apps benutzen – etwa Filmic Pro, was zahlreiche manuelle Einstellungen erlaubt. Selbstverständlich gilt das auch für die Hardware: Für Smartphones gibt es auch externe Objektive, Stative, Gimbals und mehr – notwendig ist das alles jedoch nicht.
2. Für den richtigen Ton sorgen
Auch wenn es verlockend ist, weil es so schön einfach ist: Das interne Smartphone-Mikrofon sollte bestenfalls nie, nie, niemals für Aufnahmen verwendet werden – und schon gar nicht draußen im Wind und an Silvesterabenden. Auch für verhallte Räume oder Orte mit einer gewissen Geräuschkulisse ist das Smartphone-Mikrofon völlig ungeeignet: Es nimmt die gesamte Umgebung auf und macht keinen Unterschied zwischen der sprechenden Person und dem, was drumherum passiert.
Dabei gibt es in der Videobranche ein ungeschriebenes Gesetz: Der Ton einer Videoaufnahme ist sehr viel wichtiger als das Bild. Dieses darf auch gerne mal verwackelt, zu dunkel oder krisselig sein. Ist aber der Ton unerträglich, wie im Silvestervideo von Christine Lambrecht, schalten die Zuschauerinnen und Zuschauer ab – oder machen sich drüber lustig. Niemand will ein Video schauen, dessen Inhalt er nur mit Mühen versteht, wenn überhaupt.
Die Lösung für das Problem sind externe Smartphone-Mikrofone. Der Vorteil: Auch sie sind inzwischen so klein und handlich, dass man sie überall mit hinnehmen kann.
Lösung 1: Das Aufsteckmikrofon
Eine schnelle Lösung kann ein Aufsteckmikrofon sein, etwa das Video-Mic Me der Firma Rode. Dieses wird in zwei verschiedenen Ausfertigungen verkauft, einmal in der Variante Me-L mit Lightning-Anschluss (iPhone) und in der Variante Me-C mit USB-C-Anschluss (Android). Das Mikrofon wird einfach in die Ladebuchse des Gerätes gesteckt und kann sofort verwendet werden – Einstellungen sind nicht nötig.
Das Mikro lässt sich in zwei verschiedenen Richtungen aufstecke, also entweder in Richtung des Sprechenden, oder in die andere Richtung – falls man selbst ein Selfie-Video drehen will. Der Vorteil: Das Mikro nimmt nur die Geräusche auf, auf die es gerichtet ist – Störgeräusche drumherum werden ausgeblendet.
Jedes Gerät wird zudem mit einer sogenannten Dead Cat (Toten Katze) verkauft – so nennt man den puscheligen Windschutz von Mikrofonen. Dieser wirkt Wunder, insbesondere in windigen Situationen – sofern es nicht unnormal stürmt, werden Windgeräusche zuverlässig abgefangen. Nicht nur Rode, auch andere Hersteller bieten solche Aufsteckmikrofone an.
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Lösung 2: Das Lavalier-Mikrofon
Bei einer Geräuschkulisse wie der im Silvestervideo von Christine Lambrecht empfiehlt sich allerdings eine andere Technik. Knallt und böllert es wie verrückt, sollte das Mikrofon besonders nah am Sprechenden sein. Dies ließe sich mit einem Ansteckmikrofon, einem sogenannten Lavalier-Mikrofon erreichen, das sich etwa an die Jacke stecken lässt. Es kann aber im Zweifel auch in der Hand gehalten werden.
Auch hier gibt es inzwischen fortschrittliche Lösungen fürs Smartphone: Die Drohnen-Firma DJI hat im vergangenen Jahr ein Gerät mit dem Namen DJI Mic herausgebracht. Es besteht aus einem Empfänger, den man ins Smartphone steckt, sowie zwei Ansteckmikrofonen – alle aufbewahrt in einer kleinen Box, die an die Airpods-Kopfhörer erinnert und die Mikrofone wieder auflädt.
Sender und Empfänger verbinden sich automatisch, ohne dass umständlich irgendwelche Frequenzen eingestellt werden müssen. Zudem gibt es auch hier einen Windschutz für die Mikrofone, was Aufnahmen selbst in schwierigen Bedingungen möglich macht. Die schon erwähnte Mikrofonfirma Rode bietet mit dem Wireless Go II ebenfalls eine ganz ähnliche Lösung an.
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Pro-Tipp: Sollten doch alle Stricke reißen und nur das interne Smartphone-Mikrofon zur Verfügung stehen, ist es ratsam, einen ruhigen Ort aufzusuchen und den Aufnahmeton von Stereo auf Mono zu stellen. Die Soundkulisse im Lambrecht-Video klingt wie ein Endzeit-Kinostreifen mit Surroundsound. Es wirkt deutlich professioneller, wenn gesprochenes Wort ausschließlich mono, also „von vorne“ zu hören ist.
3. Das richtige Bildmotiv
Sind alle Voreinstellungen gesetzt und das Mikrofon beschafft, kann es an die eigentliche Videoaufnahme gehen. Dafür gibt es keine in Stein gemeißelten Regeln, denn der Kreativität sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt. Es lohnt sich aber, ein paar Dinge zu beachten.
Stimmt das Licht?
Das Lambrecht-Video ist, was die Ausleuchtung betrifft, sagen wir mal: verbesserungswürdig. Der Boden strahlt, die Laterne blendet, die Rednerin selbst ist dunkler als ihre gesamte Umgebung. Die einfachste Lösung wäre, ein solches Video einfach im Hellen aufzunehmen und nicht auf die Dämmerung zu warten – mit Tageslicht kommen Smartphone-Kameras deutlich besser klar.
Muss es doch zwingend eine Aufnahme im Dunkeln vor Silvesterböllern sein, so können batteriebetriebene Kameralichter weiterhelfen, um die Rednerin zu erleuchten.
Aufnahmen in Innenräumen gestalten sich häufig als besonders schwierig. Hier ist es ratsam, die redende Person gegenüber eines Fensters zu platzieren, sodass das Tageslicht auf sie scheint – der Kameramann sollte die Sonne im Rücken haben. Für schlecht beleuchtete Räume helfen ebenfalls externe Lichtquellen weiter, etwa Ringlichter, die auch häufig bei Videokonferenzen eigesetzt werden.
Hoch oder Querformat?
Lange Zeit galt es als absolute Sünde, ein Video im Hochformat aufzunehmen. Das ist heute ein bisschen anders: Plattformen wie Instagram und Tiktok haben das 9:16-Format zum Hype gemacht, während andere Plattformen beim altbekannten 16:9 bleiben und wiederum andere eher quadratische Videos ausspielen.
Es lohnt sich also, vorab zu überlegen, für welchen Kanal das Video geeignet ist. Christine Lambrecht hat sich fürs Hochformat entschieden und liegt damit genau richtig: Auf Instagram aber auch Tiktok ist dieses Format völlig angemessen.
Für Youtube, Facebook oder Linkedin sollten Videos eher im 16:9-Format gefilmt werden, es sei denn, sie fallen in die Kategorie „Youtube Shorts“. Und bei Twitter werden Videos im quadratischen Format ausgespielt, das sich am Smartphone im Nachhinein in der Kamera-App so zuschneiden lässt.
Wo im Bild steht das Motiv?
Ratsam ist es auch, sich über die Position der zu filmenden Person Gedanken zu machen. Hält diese etwa eine Rede wie Christine Lambrecht, so kann sie in der Mitte des Videobildes schnell verloren wirken – insbesondere dann, wenn sie aus einigen Metern Entfernung gefilmt wird.
Fachleute raten eher, nah ranzugehen. Insbesondere bei Querformatvideos hat sich zudem die sogenannte Drittregel etabliert. Bei der Smartphone-Kamera lässt sich ein Raster einblenden – an den Schnittlinien platzierte Motive sollen ganz besonders gut wirken. Also nicht mittig, sondern lieber am rechten oder linken Bildrand.
Wichtig ist auch, die Personen auf Augenhöhe zu filmen – es sei denn, man möchte das aus stilistischen Gründen anders machen. Christine Lambrecht wird in ihrem Video leicht von unten gefilmt – eine eher unvorteilhafte Kameraposition.
Schwenks oder Zooms nur als Stilmittel
Soll ein Video professionell wirken, dann bleibt die Kamera bestenfalls an einer Position, während sich nur das Motiv bewegt. Sollten Schwenks nötig sein, sollte die Kamera klare Linien ziehen und sich nicht wild und ziellos umher drehen. Zooms wirken meist unprofessionell und sollten eher vermieten werden.
Selbstverständlich können all diese Regeln über Bord geworfen werden, will man Zooms und Schwenks als Stilmittel einsetzen, etwa in Vlogs, Kurzfilmen oder in kunstvollen Videos. Für alles andere gilt aber die Faustregel: Die Kamera lieber ruhig halten.
Text-Bild-Scheren vermeiden
Passt der Inhalt des gesagten Wortes nicht zu den im Video gezeigten Bildern, spricht man von einer Text-Bild-Schere. Spricht man also über hohe Spritpreise an den Tankstellen, sollten die Spritpreise (oder mindestens die Tankstelle) auch im Video zu sehen sein. Pluspunkte gehen damit an Tobias Hans, der das genauso umgesetzt hat.
Spricht man allerdings über den furchtbaren Krieg in der Ukraine, ist es ratsam, vielleicht nicht direkt die Feuerwerkskulisse Berlins zu wählen, in der an diesem Wochenende das pure Böllerchaos herrschte. Eine gut gewählte Kulisse ist mindestens genauso wichtig wie der Inhalt des Videos.
Und ansonsten haben Smartphone-Videos ja noch einen Vorteil: Ist die Aufnahme nichts geworden, ist kaum etwas zu hören, zu sehen und auch sonst alles schiefgegangen, lässt sich die Aufnahme ja auch einfach wieder löschen. Manchmal ist das beste Smartphone-Video eines, das man nicht postet – sondern einfach für sich behält.