Verbraucherschutz

Rossmann verkauft Gentech-Riegel aus den USA

Symbolfoto: Schokoriegel

Symbolfoto: Schokoriegel

Hannover. Aus vielen Umfragen geht hervor: Die allermeisten Menschen in Deutschland (etwa 70 bis 80 Prozent) wollen möglichst keine Lebensmittel zu sich nehmen, die gentechnisch verändert sind oder mit Hilfe solcher gentechnisch veränderter Stoffe (in der Regel Pflanzen wie Mais, Soja, Zuckerrüben) zustande gekommen sind. Wenn Sie es wüssten, würden sie nicht zu solch einem Produkt greifen. Nun hat die Drogeriekette Rossmann plötzlich Süßwaren mit solchen Zutaten im Sortiment. Ohne besonderen Hinweis. Und mit dem Versprechen im Hintergrund, bei allen Eigenmarken darauf zu verzichten. Ein Fall, der bei Verbraucherschützern nicht gut ankommt. Und auch nicht bei NP-Leser Matthias Preißner (57), der das Problem mit den Erdnussbutter-Schokoriegeln Made in USA entdeckt hat.

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Der Riegel-Verstoß

„Nachdem ich das entdeckt habe, habe ich per E-Mail bei Rossmann nachgefragt“, sagt Preißner – doch selbst nach mehreren telefonischen Nachfragen habe man ihm keine zufriedenstellende Auskunft gegeben, „die zuständigen Leute im Einkauf seien in Urlaub, man könne das nicht klären“. Daher wandte sich der ehemalige Greenpeace-Aktivist an die NP. Er findet: „Zumindest hätte Rossmann die drei Produkte aus dem Regal nehmen können, bis das geklärt ist“. Preißner erinnert sich, „dass Rossmann so um das Jahr 2010 mal einen Riegel unter der Eigenmarke Powerplay hatte, dessen Rezeptur auch genmanipulierte Pflanzen enthielt. „Den haben die sofort aus dem Regal genommen und versprochen, auf solche Produkte zu verzichten!“ Und darauf hatte er bislang vertraut.

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Den Reese‘s Butter Cup Riegel führe man „nur in einer sehr begrenzten Anzahl von Filialen“, erklärt Rossmann-Sprecherin Vivian Thürnau. Für die Eigenmarken gelten „strenge Vorgaben und verwenden wir in unseren Rezepturen keinerlei gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe“, versichert Thürnau. Daher habe sich „unser Einkauf umgehend mit dem Hersteller des Marken-Produktes in Verbindung gesetzt und erwirkt, dass bis Ende des Jahres eine gentechnikfreie Rezeptur des Riegels entwickelt und uns zur Verfügung gestellt wird“, erklärt sie weiter. Und Rossmann verspricht: „Erfüllt der Hersteller unsere Vorgabe nicht, nehmen wir den Riegel komplett aus dem Sortiment!“

Preißner ist nicht zufrieden: „Rezeptur ohne Gentechnik? Das wird nichts – der wird in den USA produziert. Und selbst wenn - bis dahin wollen Sie den Gen-Riegel gut sechs Monate weiter verkaufen?! Das geht doch so nicht!“

Verbraucherzentrale: Vertrauen nicht missbrauchen!

„Aus unserer Sicht erscheint es fragwürdig, warum bei den Eigenmarke-Produkten auf gentechnisch veränderte Zutaten verzichtet wird und bei Produkten anderer Hersteller nicht. Diese Vorgabe sollte doch auch für alle Produkte im Markt gelten, schließlich sind Eigenmarke-Produkt und der Schokoriegel in einem Markt oder gar im gleichen Regal zu finden“, sagt Janina Willers, Referentin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale in Hannover. „Das Vertrauen der Verbraucher in den Drogeriemarkt und die Verbrauchererwartung an nicht gentechnisch veränderte Lebensmittel sollte nicht getäuscht und missbraucht werden“, sagt die Expertin. Auf jeden Fall sollten solche Produkte und seine Zutaten „eindeutig und lesbar als gentechnisch verändert erkennbar sein“. Wünschenswert wäre, „dass auf der Sichtseite des Produktes erkennbar ist, was man mit dem Kauf erhält – und der Verbraucher so tatsächlich die Wahlfreiheit hat und ausüben kann.“

Solange das nicht der Fall ist und der Hersteller kein Produkt ohne gentechnisch veränderte Zutaten liefert, wie von Rossmann angefordert, sollte „das Drogerieunternehmen das Produkt ganz aus den entsprechenden Filialen entfernen“, fordert Willers. So erzeuge Rossmann „Irritationen: Hier der verantwortungsvolle Verzicht, auf Gentechnik bei den Eigenmarken und direkt neben so … das ist kein transparentes Vorgehen. Da sollte Rossmann eindeutig sein!“

Foodwatch: Hinweise kaum lesbar!

„Verbraucher müssen selbst entscheiden können, ob sie beim Lebensmittelkauf den Einsatz von Gentechnik auf dem Acker unterstützen wollen. Deshalb muss die Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Zutaten klar und deutlich erfolgen“, sagt die Organisation Foodwatch. Und fordert: „Der Gesetzgeber muss hierfür die Empfehlungen für nutzerfreundliche Printmedien - Schriftgröße, Zeichen- und Zeilenabstand sowie Farbkontrast - von Seniorenorganisationen zur Vorgabe für Lebensmittelverpackungen machen.“ Die Pflichtangaben in der EU auf Lebensmitteln seien derzeit „für viele Menschen, insbesondere mit Sehschwäche, kaum lesbar“. Zum Teil sei die Lesbarkeit „auch durch schwache Kontraste zwischen Schriftfarbe und Untergrund, Zeichen- oder Zeilenabstand eingeschränkt – all dies ist nicht hinreichend gesetzlich definiert.“

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Umfragen zeigten noch immer, „dass eine überwältigende Mehrheit gentechnisch veränderte Lebensmittel ablehnt. Wir finden bis heute nur eine geringe Zahl von Lebensmittel, die laut Kennzeichnung gentechnisch veränderte Zutaten enthalten“, erklärt Foodwatch. Anders sehe es bei tierischen Produkten und beim Einsatz von gentechnisch veränderten Futtermittel aus, denn: „Hier gibt es keine Kennzeichnungspflicht.“

Die klaren Ansagen von Rewe und Edeka

Edeka Minden Hannover teilte auf Anfrage mit, dass die Gruppe „keine gentechnisch veränderten Lebensmittel, die als solche gekennzeichnet werden müssen, handelt und wird diese auch in absehbarer Zukunft nicht in seinem Sortiment führen. Dies entspricht dem Wunsch einer großen Mehrheit der Verbraucher in Deutschland.

Ein Rewe-Sprecher erklärte: „Immer mehr Verbraucher haben den dringenden Wunsch, gentechnikfrei produzierte Lebensmittel zu konsumieren. Diesem Wunsch möchte die Rewe Group nachkommen und verwendet für ihre Eigenmarken grundsätzlich keine kennzeichnungspflichtigen gentechnischen Rohstoffe.“ Auch geht er davon aus, dass Rewe keine solchen Markenartikel im Sortiment hat.

Von Ralph Hübner

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