Göttinger "Notunterkunft auf Turnhallen-Niveau"
Göttingen. In der Zwischenzeit solle die Verwaltung nach Alternativen suchen.
Der Niedersächsische Flüchtlingsrat bezeichnete die Entscheidung als "Armutszeugnis für die Stadt". Es sei menschenunwürdig, Geflüchtete in der fensterlosen Lagerhalle unterzubringen, sagte Sprecher Sascha Schießl. Die Menschen dort hätten dort keine abgetrennten Zimmer. Stattdessen müssten sie in wabenartigen Mehrbett-Verschlägen leben, die nach oben offen seien. Zudem gebe es keine Möglichkeit zur Selbstversorgung.
Die Einrichtung in einem Gewerbegebiet am westlichen Stadtrand ist nach Angaben des Flüchtlingsrats "die letzte Notunterkunft auf Turnhallen-Niveau in Niedersachsen". Dass Göttingen daran festhalte, sei umso unverständlicher, als zuletzt deutlich besser geeignete Einrichtungen zur Unterbringung von Flüchtlingen geschlossen worden seien, sagte Sprecher Schießl.
Von den rund 200 Plätzen in der Notunterkunft waren am Dienstag 162 belegt. Die Stadtverwaltung hatte ihr Festhalten an der Einrichtung mit dem angespannten Wohnungsmarkt in Göttingen begründet. Es sei nicht gelungen, vermehrt Familien in dezentralen Wohnungen unterzubringen.
Für die Betroffenen hat dies nach Darstellung des Flüchtlingsrats gravierende Folgen. "Die Menschen haben niemals Ruhe und kaum Privatsphäre", sagte Sprecher Schießl. "Sie können niemals abschalten." Viele würden dadurch psychisch krank. Besonders betroffen seien die Kinder.
Die Sitzung des Sozialausschusses wurde von zahlreichen Mitglieder von Flüchtlings-Initiativen verfolgt. Weil es zu Störungen gekommen sei, hätten die Ausschussmitglieder vor ihrer Entscheidung den Raum gewechselt, sagte der Verwaltungssprecher.
dpa
NP