Sein Traum rückt näher. „Ein Europacupspiel zwischen RCD Mallorca und Hannover 96, das wäre es“, hatte der Hannoveraner Utz Claassen vor seinem Fußballengagement auf der Mittelmeerinsel gesagt. Claassen ist ehemaliger Klubchef von 96 – und seit ein paar Monaten größter Privataktionär beim spanischen Erstligisten RCD.
Doch was lange nur bei einem Freundschaftsspiel möglich schien, könnte noch in diesem Jahr passieren. 96 schaffte am vergangenen Wochenende als Tabellensiebter der Bundesliga die Qualifikation für die Europa League. Und Mallorca setzte in der Primera División seine Siegesserie fort und schob sich am vorletzten Spieltag durch einen 1:0-Erfolg gegen UD Levante auf den 6. Platz nach vorn – der Rang, für den es in Spanien ebenfalls ein Europa-League-Ticket gibt.
Sportlich läuft auf Mallorca für Classen alles nach Wunsch, ansonsten bleibt es turbulent. Bereits seit ein paar Wochen schwelt auf der Insel ein Streit zwischen RCD-Präsident Jaume Cladera und seinem Vize Serra Ferrer auf der einen und Claassen auf der anderen Seite. Cladera und Ferrer, der gleichzeitig Sportdirektor und Mehrheitseigner des Inselklubs ist, hatten kritisiert, sie würden von Verlautbarungen Claassens regelmäßig nur aus der Presse erfahren. Cladera bezichtigte Claassen zudem, persönliche Ziele zu verfolgen. Claassen dagegen hatte zuletzt Schlagzeilen damit gemacht, dass er sich beim Aktienkauf übervorteilt sieht und eine Klage gegen den RCD-Vorstand angekündigt.
Die Vorwürfe gegen Claassen könnten jedoch einen ganz anderen Hintergrund haben. Spanische Medien hatten Klubchef Cladera jüngst damit zitiert, dass „die deutsche Aktionärsseite“ bei RCD über 45 Prozent verfüge. Offiziell sind nur 20 Prozent bekannt, was den Schluss nahelegt: Claassen hat – mittelbar oder unmittelbar – seine Position auf Mallorca weiter ausgebaut: Ohne ihn liefe dann keine wichtige Entscheidung mehr im Klub. Claassen, der Montag 49 Jahre alt wurde, wollte das nicht kommentieren, sagte aber: „Ich freue mich, wenn Aktien unserer Gesellschaft in Händen guter und professioneller Aktionäre sind. Jeder seriöse Investor sollte willkommen sein.“
Am 17. Mai gibt Claassen in Palma eine Pressekonferenz. Dort will er Zukunftsprojekte für den Klub vorstellen. Seinen Traum gibt er so schnell nicht auf.