Wunstorf: Fabian Krems rettet Winzlars Kneipe Prinzhorn

Momentan fließt in keiner Gaststätte Bier. Das hat Steinhudes Dachdeckermeister Fabian Krems aber nicht davon abgehalten, im Corona-Monat Dezember die traditionsreichste Kneipe Winzlars zu kaufen. Mit dem Willen, in nicht allzu ferner Zukunft Bier auszuschenken und mit der Ansage, dass die Gaststätte Prinzhorn für ihn das Hobby in seinem neuen Heimatdorf sein wird. Das Prinzhorn hat eine lange Tradition. Nachdem Heinrich Prinzhorn es 1897 gegründet hatte, betrieben es dessen Nachfahren über Generationen. Aber auch als die Familie sich anderen Berufsfeldern widmete, fand sich immer wieder ein Pächter, der dafür sorgte, dass Winzlar eine florierende Kneipe hatte. Bis zum Sommer 2019. Da gab der Pächter auf und es war vorbei mit dem abendlichen Bier in der Ortsmitte, mit Currywurst und Biergarten, mit Versammlungen von Feuerwehr und Vereinen, Konfirmations- und Geburtstagsessen. Einziges Manko in Winzlar: Platz für Partyraum fehlt: „Auf dem Sportplatz habe ich davon erfahren“, erzählt Fabian Krems. Gemeint ist der Sportplatz des TV Eiche Winzlar, wo er sich – als Neubürger – ein Spiel ansah. Waren die Winzlarer in erster Linie betrübt, so sah der 40-Jährige eine Chance, sich auch an neuem Standort von einer lieb gewordenen Gewohnheit nicht trennen zu müssen. Und dem Dorf die Kneipe zu erhalten. Die Gewohnheit, von der er erzählt, sind die Feten im Partyraum, den er in seiner Wohnung in Steinhude hatte. Feiern mit 40, 50 Leuten – das ging dort gut und dazu hat er gerne und gastfreundlich eingeladen. Krems kaufte sich vor zwei Jahren einen Hof in Winzlar, baute gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Saskia Mücke das Bauernhaus zum Wohnhaus aus und verlegte auch seinen Dachdeckerbetrieb weitestgehend von Steinhude nach Winzlar. Lediglich ein Büro behält er am alten Steinhuder Standort. Für Expansion des Betriebes reicht Platz in Steinhude nicht: „Wir hatten nicht genug Platz“, sagt er. 2006 hat er in Steinhude mit seinem Dachdeckerbetrieb begonnen. Der Sohn aus einem Beamten-Haushalt startete in einer Garage. Innerhalb von 15 Jahren hat er aus dem Notbehelf ein Unternehmen mit 25 Mitarbeitern gemacht. Das entsprechend mehr Platz benötigt. Steinhude bot ihm keine Alternative, in Wunstorfs Gewerbegebiet Süd waren ihm die Grundstücke zu teuer. Also begann das Paar, nach einem Resthof zu suchen, der allen Anforderungen an Arbeiten und Wohnen genügt. In Winzlar wurden sie fündig. Nur einen Partyraum gab es nicht. Ab April soll es losgehen, dann können die Firmen beginnen, im Gewerbepark Süd zu bauen, dem neuen Abschnitt des Gewerbegebiets im Süden der Stadt. Der Kaufpreis dort liegt bei 76,50 Euro pro Quadratmeter. „Wir hatten erst mit 75 Euro kalkulieren wollen, doch der Straßenausbau wird teurer als geplant“, sagt Öznur Acar von der städtischen Wirtschaftsförderung. Alle Flächen seien bereits reserviert, aber erfahrungsgemäß reduziere sich das immer noch ein wenig, wenn es daran geht, die Kaufverträge zu unterschreiben. „Einige Interessenten haben sich wegen der Corona-Krise noch etwas Bedenkzeit ausgebeten“, sagt Acar. Dem komme die zuständige Entwicklungsgesellschaft Gewerbepark Wunstorf-Süd (EGW) auch nach. In Kürze werde man sich aber daran machen, die Anordnung der Grundstücke endgültig festzulegen. Es gebe sicher immer mal Abwanderung in die Nachbarorte, die günstigere Gewerbegrundstücke anböten, sagt Acar, aber das sei nicht übertrieben viel. „Viele Betriebe wissen eben auch die gute Anbindung hier zu schätzen.“ Man habe bei den Zusagen auch darauf geachtet, im Gewerbepark einen gesunden Branchenmix zusammenzustellen – auch mit Blick auf die Arbeitsplätze in der Stadt. Schwarze Null ist das Ziel: Dann kam das Sportplatz-Gespräch. Und die Idee, die Kneipe zu übernehmen. Um Platz zu haben für eigene Feiern und um dem Dorf die Kneipe zu erhalten. Im März 2020 machten Fabian Krems und Saskia Mücke die Türen des Prinzhorn weit auf. Um drei Wochen später wegen des ersten Lockdowns wieder schließen zu müssen. Noch einmal geschlossen haben sie Anfang November. Und wechselten trotzdem im Dezember vom Pachtvertrag zum Eigentum. „Wir wollen nur eine schwarze Null erreichen“, sagt Fabian Krems. Den Lebensunterhalt verdient er mit seinem Dachdeckerbetrieb. Die Kneipe soll Hobby und Nebenerwerb sein. Sobald der Lockdown beendet ist, wollen die beiden ihre Mitarbeiterin aus der Kurzarbeit holen und die Kneipe erneut aufschließen. „Ab Ostern“, ist ihre Prognose. Dann fließt auch wieder Bier aus dem Hahn. Das Chef und Chefin gerne selbst gurgeln lassen, wenn die Mitarbeiter keine Zeit oder sie selbst gerade Lust darauf haben. Von Beate Ney-Janßen