Wennigsen: Sportschützen trainieren wieder, Hygienevorschriften sind belastend

„Die Älteren möchten uns noch nicht besuchen“, sagt Klaus Gehrke, Vorsitzender des Wennigser Sportschützenvereins. Trotzdem ist an diesem Abend fast ein Dutzend Mitglieder zum Trainieren und Klönen ins Vereinshaus gekommen. Die Stimmung wirkt entspannt, aber die Mitglieder sind sich einig: Auf Abstand ist das Vereinsleben anders. Den Unterschied bemerkt man gleich beim Betreten des Vereinshauses. Die Tische stehen auf Abstand, und die Theke ist mit weiß-rotem Flatterband abgesperrt. Dahinter steht Jürgen Fölster mit Maske und schenkt Bier aus. Vor der Tür findet sich außer Desinfektionsmittel auch eine Liste, in die sich alle Besucher eintragen müssen. In den Trainingshallen ist jeder zweite Schießstand abgesperrt oder mit Scheiben abgetrennt. Seit vier Wochen trainierten sie wieder, sagt Gehrke. Die Mitglieder müssten sich jedoch vorher anmelden und könnten dann eine halbe Stunde trainieren, denn jeder soll einmal drankommen. „Damit kein Frust aufkommt“, erzählt Gehrke lachend. Es wird lockerer: „Das war richtig Winterpause“, sagt der erste Vorsitzende mit Blick auf die Hochphase der Corona-Krise. Doch die Rückkehr zur Normalität gestaltet sich auch für die Sportschützen schwierig. Geschäftsführer Hans Friedrich Jürgensen ist überrascht, dass an diesem Tag mehr Leute gekommen sind. Sie hätten doch ziemlich schleppend begonnen. „Man merkt, es wird lockerer“, ergänzt Gehrke. „Das ist alles noch ein bisschen verkrampft“, findet der stellvertretende Vorsitzende Detlef Wienäber. Dass nicht mehr so viele kommen wie vor Beginn der Corona-Krise, macht den Schützen Sorgen. Austritte könnten sie gar nicht gebrauchen, betont Gehrke. Zwar seien sie für dieses Jahr mit den Beiträgen der Mitglieder, die immer im Frühjahr eingezogen werden, noch abgedeckt. Gehe es aber so weiter, dann könne es im nächsten Jahr schwierig werden. Hoffnung mache jedoch, dass Menschen, die eine munitionsgeladene Waffe hätten, auch eine Mitgliedschaft im Verein nachweisen müssten. Abstandsregeln erschweren das Training: Die Abstandsregeln ziehen die Mitglieder ins Freie. Einige stehen vor dem Vereinshaus mit einem Getränk und unterhalten sich. Daneben trainieren die Bogenschützen. Da gebe es die wenigsten Probleme, da sie an der frischen Luft trainierten, erläutert Gehrke. In Sachen Training hatte auch das Ehepaar Tanja und Maig Pessel keine Corona-Pause. Sie hätten im Freien und allein einfach weiterschießen können, sagt Maig Pessel. Trotzdem freuen sie sich, auch wieder die anderen Mitglieder treffen zu können. Zum Vereinsleben gehöre auch, einfach mal zu quatschen und ein Bier zu trinken, sagt Tanja Pessel. Auch Frank Schneider, der auf Abstand neben den Pessels schießt, hat eine Veränderung wahrgenommen. Viele im Verein seien befreundet. Freundschaft ohne Umarmungen und ein inniges Gespräch gestalte sich jedoch schwierig. Immerhin: „Das Bier schmeckt noch wie früher.“ Außer dem Vereinsleben leidet das Training unter den neuen Abstandsregeln. Trainerin Maren Kaltebra erschweren sie den Unterricht. Denn im Training müsse sie auch viel korrigieren. „Das ist Arbeit direkt am Mann oder an der Frau“, sagt sie. Beim Bogenschießen gehe es um Körperkontrolle. Daher nehme sie auch keine Anfänger mehr auf. Auch die Ferienpassaktion könne deswegen nicht stattfinden. Krönung des Wennigser Schützenkönigs 2020 noch unsicher: Und auch das Schützenfest fällt in diesem Jahr aus. Eine Feier mit etwa 50 Personen sei nicht zu realisieren, erklären die Schützen. Ob sie trotzdem einen Schützenkönig krönen werden, wissen sie noch nicht. Sollte jedoch einer geehrt werden, „dann muss der trotzdem einen ausgeben“, sagt Wienäber augenzwinkernd. Von Alina Stillahn