Wedemark: IGS-Schüler schreiben offenen Brief an Kultusminister Tonne

In einem offenen Brief zweifeln die Schüler der IGS Wedemark die Maßnahmen an, die das niedersächsische Kultusministerium angesichts der Corona-Pandemie ergriffen hat. „Diese schwierigen Zeiten verlangen uns allen einiges ab. Doch jede schwierige Phase kann gestemmt werden, wenn man gemeinschaftlich zusammenarbeitet und sich gegenseitig zur Seite steht“, beginnen die beiden Schülersprecher Anastasia Kebernik und Per Bartels ihr Schreiben an Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Beide sind auch davon überzeugt, dass nur so das Virus eingedämmt werden könne. Doch danach ist dann auch schon Schluss mit den Nettigkeiten. Die beiden Zwölftklässler, die nach eigenen Angaben auch im Namen der Lehrer der IGS dieses Schreiben verfasst haben, halten Tonne und dessen Ministerium vor, dass die Corona-Pandemie alle Menschen zwinge, stets neue und andere Wege gehen zu müssen, doch aus dem zuständigen Haus in Hannover gebe es dazu keinen deutlichen Wegweiser. Schulen sollen mehr Entscheidungsbefugnis bekommen: Zumal lokale Umstände dabei keine Berücksichtigung finden würden. Deshalb fragen Kebernik und Bartels, ob die vom Kultusministerium vorgegebenen Wege überhaupt noch effizient seien. „Bei 2775 Schulen in Niedersachsen ist es praktisch unmöglich, jeden Einzelfall ausreichend und korrekt einschätzen zu können“, monieren die beiden Schüler. Doch daraus resultierten dann Entscheidungen, die dem lokalen Fall gegenüber möglicherweise nicht verhältnismäßig sind. „Wir als Schule können die hiesige Situation genau einschätzen und könnten dementsprechend handeln“, betonen die beiden Wedemärker. Sie wie auch ihre Lehrer wüssten am ehesten über die räumlichen und technischen Möglichkeiten Bescheid. Doch diesen mahnenden Worten würde keine Beachtung geschenkt, kritisieren Kebernik und Bartels. Akteure vor Ort haben bessere Einblicke in Situation: „Aus diesem Grund fordern wir, dass die Entscheidung, ob eine Schule beispielsweise in das Szenario B geht, allein der jeweiligen Schule in Absprache mit dem Schulelternrat sowie der Schülervertretung obliegt.“ Denn die Akteure vor Ort hätten den besten Überblick, „was in Anbetracht der jeweiligen Situation als verhältnismäßige und beste Entscheidung definiert werden kann“. Grundsätzliche Bestimmungen, die dann für alle Schulen gelten sollen, lehnen die beiden IGS-Vertreter ab. Lesen Sie auch: Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel verordnet für seine Stadt das Wechselmodell für alle Schulen Sie zeigen auch Beispiele auf: „Bei uns würde es beispielsweise keinen Sinn ergeben, die gesamte Sekundarstufe 2 mit in das Szenario B zu schicken. Wir haben in der Oberstufe ein Kurssystem.“ Ein Szenario B würde bedeuten, dass manche Schüler in dem einen Kurs in Gruppe A und in dem anderen in Gruppe B sind. „Das egalisiert eine Aufteilung in zwei Gruppen, wenn diese sowieso durchgemischt sind.“ Hinzu komme, dass Unterricht von zu Hause nicht dem Unterricht und der Qualität in Präsenz entspreche. „Besonders bezogen auf die Oberstufe und die Abiturvorbereitung ist es essenziell, dass möglichst viel Unterricht in Präsenz stattfindet und in Kursen, in denen man produktiven Unterricht erleben kann“, meinen die Schülersprecher. Deshalb müssten Schulen selbst über das für sie richtige Szenario entscheiden dürfen. Durchaus Unterschiede zwischen Ober- und Unterstufe: Anders sehe das in der Sekundarstufe 1 aus. Dort könne es durchaus sinnvoll sein, in das Szenario B zu wechseln. Denn dort würde zumeist im Klassenverband unterrichtet – eine Teilung für das Szenario B sei dann ohne große Komplikationen und Schwierigkeiten möglich, heißt es in dem Schreiben weiter. Zumal unter derzeitigen Umständen der Schülertransport mit den mehr als vollen Bussen die Idee der Kohorten ad absurdum führe. Wenn die Schulen selbst über ein jeweils notwendiges Unterrichtsszenario entscheiden könnten, böte das nicht nur für Schüler, Lehrer und auch Eltern mehr Planungssicherheit. Vielmehr würde so auch dem Kultusministerium ein „wesentlicher Teil der Arbeit abgenommen“, werben die Schülersprecher. So sei dem Entscheidungsträger ein verstärkter „Fokus auf andere, wesentliche Dinge“ möglich. Lesen Sie auch: Homeschooling: Experte Klemens Skibicki wirft Politik in Corona-Krise Untätigkeit vor Langenhagener IGS-Schülerinnen starten Petition für Szenario B und halbe Klassenstärke Schüler der IGS Langenhagen schreiben Brief an Tonne Von Sven Warnecke