Wedemark Ein Jahr Pflicht zum Kassenbon: Bäckereien ziehen Bilanz

Seit Monaten hält nun die Corona-Pandemie die Menschen in Atem. Vor einem Jahr war das noch anders, damals zählte beispielsweise die Bonpflicht zu den meist diskutierten Themen. Jetzt, rund zwölf Monate nach deren Einführung, haben sich viele Bäckereien in der Wedemark damit abgefunden, dass sie jedem Kunden auch bei Kleinstbeträgen einen Kassenzettel aushändigen müssen. „Wir geben unsere Bons raus“, berichtet beispielsweise Cornelia Sampolski, Mitarbeiterin der Heidebäckerei Rehbock in Bissendorf. Auf Nachfrage sagt sie, dass sie das tun müsse. Wegen Corona hätten einige Kunden die Bonpflicht mittlerweile schon wieder vergessen. Viele Kunden ließen ihre Bons einfach auf dem Tresen liegen, sagt Sampolski. „Das ist so ein Müllaufwand, das können Sie sich gar nicht vorstellen.“ Allerdings habe auch das Ordnungsamt schon in der Filiale kontrolliert, ob man sich an die Bonpflicht halte. Bäckerei Steinecke: Nur wer fragt, bekommt einen Beleg: Die Bäckerei Steinecke gibt den Kunden auch weiterhin nur auf Anfrage einen Beleg, sagt Katia Rosa, Mitarbeiterin der Filiale in Elze. „Frau Steinecke hat am Anfang überall Schilder ausgehängt, dass sie nicht mitmacht.“ Wenn Kunden einen Bon bekommen wollten, sei das selbstverständlich kein Problem. Nur 1 oder 2 Prozent verlangten ihn aber, schätzt sie. Bei Kunden, die mit EC-Karte zahlen, drucke die Kasse den Bon automatisch aus. Lesen Sie auch Streit um Bonpflicht: Wie umweltschädlich sind die Zettel wirklich? Kommentar: Viel Aufregung um kleine Kassenbons Viele Kunden fänden es gut dass sie keinen Bon bekämen – vor allem aus Umweltschutzgründen, denn das Thermopapier für die Belege gehört in den Sondermüll. Katia Rosa zufolge registriert die Kasse ohnehin jeden Verkauf. Und für Kunden, die einen umweltfreundlichen Beleg möchten, gibt es noch eine Möglichkeit: Auf dem Display der Kasse erscheint ein QR-Code, diesen können Kunden mit ihrem Smartphone einscannen. Back- und Naschwerk in Negenborn: „Wir halten uns daran“: In Frank Ekkengas Back- und Naschwerk in Negenborn gibt es noch keinen digitalen Kassenbon. Seine Angestellten drucken nach wie vor jeden Kassenzettel aus und fragen alle Kunden, ob sie ihn mitnehmen möchten. „Das ist ein Gesetz, wir halten uns daran.“ Ekkenga, Betreiber von acht Verkaufsstellen, gibt nun pro Jahr nach eigenen Angaben etwa 1600 bis 1800 Euro für Bonpapier aus. Vorher seien es rund 200 Euro gewesen. Die Bonpflicht wurde vor einem Jahr eingeführt, damit Betriebe auch für kleine Beträge keine Steuern hinterziehen oder Buchungen an der Kasse vorbei tätigen können. Es gebe aber Firmen, die noch immer „mit offener Kassenschublade“ arbeiteten, statt die Einkäufe ordnungsgemäß zu verbuchen, beobachtet Ekkenga – das sei auch nicht richtig. Technische Sicherheitseinrichtung kostet zusätzlich: Weil elektronische Kassen bis spätestens 1. März dieses Jahres auch eine sogenannte Technische Sicherheitseinrichtung (TSE) benötigen, die alle Bezahlvorgänge für das Finanzamt speichert, müssen viele Betriebe noch mehr Geld in die Hand nehmen. Ekkenga beispielsweise kostete die TSE-Umstellung etwa 350 Euro pro Kasse. Dennoch: Ihn sorge die Pandemiesituation aktuell weitaus mehr als die Bonpflicht, resümiert der Negenborner Bäckereichef. Von Konstantin Klenke