Uetze: Schausteller hoffen auf wirtschaftlich bessere Zeiten

Lichterketten am Fenster, ein Weihnachtsmann auf dem Sekretär: Schausteller Harry Knossalla hat seine Wohnung festlich dekoriert. Aber wirkliche Vorfreude mag bei dem 72-Jährigen und seiner Frau Marianne nicht aufkommen. Auch wenn er sagt: „Wir wollen nicht klagen“ – das Jahr hat seine Spuren hinterlassen. Wirtschaftlich vor allem, aber auch seelisch. „Wir vermissen das Unterwegssein, den Kontakt mit Leuten, die schon als Kind zu uns kamen und mittlerweile mit ihren Enkeln unterwegs sind“, sagt Knossalla wehmütig „Es gibt nichts Schöneres als strahlende Kinderaugen, wenn sie die Chips bekommen, um Karussell fahren zu können.“ Reisen und Kontakt zu Bekannten fehlen: Beide Knossallas stammen aus Schaustellerfamilien. Das ist kein einfaches Leben. „Aber wir sind Stehaufmännchen, haben es immer geschafft, unsere Familie zu ernähren, ohne bei jemandem um Hilfe zu bitten.“ Auf bessere Zeiten warten zu müssen, damit kann er nicht umgehen. Eigentlich wäre jetzt Weihnachtsmarkt vor dem Leine-Center in Laatzen. Mehr als eine Bude mit Schmalzkuchen darf er aber nicht aufbauen. Ein echter Ersatz sei das nicht, sagt Knossalla. „Da kommen die Leute auf uns zu, wollen uns umarmen und dürfen es nicht. Sie sagen uns, wie sie den Markt vermissen.“ Eine tolle Unterstützung hätten sie erfahren von Schützenvereinen und von Stammkunden. Während des Sommers auf dem Rummelplatz-Café und auch so, sagt Marianne Knossalla, die aktuell auf den Wochenmärkten in Uetze und Burgdorf steht, voller Dankbarkeit. Das motiviere zum Weitermachen – trotz zahlreicher Absagen auch für das nächste Jahr und einer ungewissen Zukunft. Hoffnung aufs Frühlingsfest ist noch da: Auch für Yvonne Winkler-Weber von der Schaustellerfamilie aus Dedenhausen geht es darum, etwas tun zu können- „Ich habe für zwei Monate in einer Boutique in Hannover gearbeitet.“ Deren Besitzerin habe sie fest einstellen wollen. „Aber wir haben ja auf den Weihnachtsmarkt gehofft, deswegen habe ich abgelehnt.“ Nun hofft sie, im Dezember wenigstens einen Wagen in der City Hannovers aufstellen zu dürfen. Ihre Mutter Helga Winkler hält in ihrem knallroten Süßwarenstand an der Straße Zum Bahnhof in Dedenhausen die Stellung. Sonnabends und sonntags jeweils von 14 bis 16 Uhr verkauft sie dort Naschwerk. „So hat Mutti auch ein bisschen was um die Ohren“, sagt Winkler-Weber. „Es ist toll, dass die Menschen vorbeikommen und uns so unterstützen“, sagt sie. „Ich hoffe sehr, dass wir im kommenden Jahr wieder auf dem Frühlingsfest stehen können.“ Biergarten soll im Frühjahr wieder öffnen: Festzeltgastronom Benjamin Koch hat die Verlängerung des Teil-Lockdowns nicht überrascht. „Es ist, wie ich es erwartet habe.“ Kein Weihnachtsmarkt auf dem Hindenburgplatz, kein Adventzauber in Altmerdingsen. Stattdessen verdingt sich Koch als Lastwagenfahrer, um während der Pandemie seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nebenbei plant er für das nächste Jahr, in dem vielleicht doch wieder das eine oder andere möglich sein wird. So hofft Koch, dass er den Biergarten an der B188 in Altmerdingsen im Frühjahr wieder öffnen darf. „Wir haben schon eine Hecke gepflanzt. Rasen soll dort auch noch gesät werden“, sagt er. Und auch die Schützenfeste habe er im Blick. „Ich habe mit allen Vereinen, für die ich ausrichte, Kontakt aufgenommen. Wir haben bereits Termine festgemacht“, sagt Koch. „Es muss ja irgendwie weitergehen.“ Lesen Sie auch: Schaustellerfamilie baut Rummelplatz im Uetzer Gewerbegebiet auf Süßigkeitenstand öffnet jedes Wochenende in Dedenhausen Biergarten an B188 verabschiedet sich mit Livemusik in Teil-Lockdown Von Sandra Köhler