Uetze: Ria Loosveld leitet Aurelia-Wald-Gesamtschule

Nach anderthalb Jahren hat die Aurelia-Wald-Gesamtschule (AWG) in Uetze mit Ria Loosveld wieder eine Direktorin. Loosveld war seit dem Sommer 2019 stellvertretende Schulleiterin und führte die Einrichtung bereits kommissarisch, nachdem der frühere Rektor Frank Stöber ins Kultusministerium wechselte. Im Interview spricht die 42-Jährige über ihren Start mitten in der Corona-Pandemie, den Stand der AWG und ihre Pläne. Frau Loosveld, Sie sind Lehrerin für Mathematik, Musik und katholische Religion. Wie kam es zu dieser Kombination? Mathe, Musik, Religion und Englisch waren meine Abiturfächer. Bei der Frage, was ich studiere, habe ich überlegt, was ich gut kann. Da bin ich bei diesen Fächern gelandet. Und weil ich drei Fächer studieren wollte und das mit Englisch in dem Jahr damals nicht möglich war, bin ich bei den anderen drei Fächern gelandet. „Schule noch mal anders sehen“: Sie sind seit der Gründung 2014 an der AWG. Im September 2019 haben Sie die Schulleitung kommissarisch übernommen, seit März sind Sie nun offiziell Direktorin. Was hat sich für Sie geändert? Es ist spannend, Schule noch mal anders zu sehen. Die Schule, die Schüler und die Lehrer kannte ich, was im Bereich der Leitung dazugekommen ist, ist aufregend zu sehen und auch noch mal viel Neues. Was hat Sie dazu bewogen, die Schulleitung zu übernehmen? Ich habe die Schule mit aufgebaut, ich liebe diese Schule, ich will sie weiter gestalten. Ich war schon im Schulleitungsteam und dann wurde der Posten des Stellvertreters frei und da dachte ich, dann kann ich das auch übernehmen. Sie haben eigentlich in einer ziemlich undankbaren Zeit die kommissarische Leitung der Schule übernommen, direkt zu Beginn der Corona-Pandemie. Seitdem ist viel passiert, wie blicken Sie auf dieses Jahr zurück? Ich bin da ziemlich reingeschlittert, und ich kann im Nachhinein gar nicht mehr sagen, wie ich das geschafft habe. Wir hatten in Uetze den ersten Corona-Fall in Norddeutschland und da habe ich mich gefragt, was muss ich da als Schulleiterin machen? Die größten Herausforderungen waren aber geplante Klassenfahrten. Ich habe gemeinsam mit meiner zuständigen Dezernentin bei der Landesschulbehörde überlegt, was wir tun können, und wir haben keine rechtliche Grundlage gefunden, die Klassenfahrten abzusagen. Wir haben den Eltern freigestellt, ihre Kinder mitzuschicken. Allerdings ist eine Klassengruppe auf Malta hängengeblieben. Als die Information kam, dass die Gruppe über das Auswärtige Amt ausgeflogen wird, war ich nur noch dankbar, dass das gut ging. Seitdem war es nur noch ein Abarbeiten von einem Erlass nach dem nächsten. Die größte Herausforderung ist das so umzusetzen, dass die Schüler eine Chance haben, gut zu lernen. „Homeschooling läuft erstaunlich gut“: Die meisten Klassen sind gerade im Homeschooling. Wie läuft das? Erstaunlich gut, finde ich. Da haben wir aber auch mit dem gesamten Schulteam Unmögliches geleistet. Bereits im ersten Lockdown nach den Osterferien im vergangenen Jahr haben wir einen neuen Stundenplan für das Lernen zu Hause mit dem Fokus auf den Hauptfächern gestaltet. An Videokonferenzen war damals nicht zu denken, das lief über E-Mails und einen Messenger. Da haben wir Erfahrungen sammeln können und dieses Konzept jetzt erweitert, sodass mittlerweile in allen Fächern unterrichtet wird. Die Kinder kriegen morgens eine Aufgabe, müssen sie mittags abgeben und bekommen dann die nächste Aufgabe. Dadurch haben unsere Schüler ein gutes Raster. Und die Lehrer können schnell eingreifen, wenn jemand nicht arbeitet. Die Schüler bekommen möglichst zeitnah eine Rückmeldung. Natürlich ist Lernen in der Schule immer noch besser und man bekommt nicht alle Schüler gleichermaßen gut mit, aber es ist zumindest eine Chance, dass die Schüler zu Hause halbwegs vernünftig lernen können. Was können Sie Positives aus der Pandemie mitnehmen? Wir haben viel mehr iPads bekommen, als wir normalerweise zum jetzigen Zeitpunkt bekommen hätten. Die kommen dann in Zukunft auch im Unterricht zugute. Die Selbstständigkeit der Schüler, dass man feststellt, dass sie an vielen Stellen ganz viel leisten. Und dass Dienstbesprechungen oder Besprechungen mit Schülern auch digital möglich sind. Es ist durchaus auch ein positiver Punkt, dass man nicht alle immer vor Ort haben muss. Wobei man aufpassen sollte, dass man Präsenzformate nicht ganz vernachlässigt. Eine gute Mischung kann gewinnbringend sein. „Kommen so langsam an in Uetze“: Die AWG gibt es seit 2014. Wo steht die Schule heute? Wir wurden glaube ich zunächst sehr kritisch beäugt und sind mit vielen Negativschlagzeilen begleitet worden, weil es ja doch recht viele Unstimmigkeiten zwischen der damaligen Schulleitung und dem Rest gab. Jetzt habe ich das Gefühl, wir kommen so langsam an in Uetze. Wir arbeiten gut mit dem Gymnasium, der Gemeinde und den Grundschulen zusammen. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Unsere Schule weiterhin stärken und weiter entwickeln lassen. Es ist wie mit einem sechs Jahre alten Kind: Die ersten Entwicklungsschritte sind gemacht und jetzt geht es um die Frage, wo geht es eigentlich hin, wo liegen Stärken und Interessen, wo können wir Schwerpunkte setzen. Welche zum Beispiel? Die Berufsorientierung liegt uns sehr am Herzen. Wir merken das gerade, dass durch Corona Praktika abgesagt wurden. Wie kriegen wir da Alternativen hin? Da haben wir etwa eine digitale Berufsorientierung gemacht. Eine Frage wird sein, wie man die Berufsorientierung noch viel stärker in der Schule verankert. Wir wollen aber auch unsere Aktionstage weiter ausbauen. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Die AWG als Lebens- und Lernraum. Wenn man irgendwo lebt, lernt man dort auch automatisch und man lernt dort gerne. Leider ist das mit den Räumen noch etwas begrenzt, aber wir denken da an ein Schülerlabor oder eine Lernbibliothek. Seit März 2021 ist Ria Loosveld Direktorin der Aurelia-Wald-Gesamtschule in Uetze. Die gebürtige Hannoveranerin ist 42 Jahre alt und in Isernhagen aufgewachsen. Studiert hat sie Musik, Mathematik und katholische Religion auf Lehramt in Hannover. Das Referendariat absolvierte sie in Pattensen. 2004 kam sie nach Uetze an die Realschule. Die IGS hat sie ab 2014 erst in der Planungsgruppe und dann als Jahrgangsleiterin mit aufgebaut. 2019 wurde sie stellvertretende Schulleiterin. Kurz darauf übernahm sie die kommissarische Schulleitung. Sie wohnt mit ihrem Mann und ihrer Tochter im Burgdorfer Ortsteil Ramlingen. Von Maximilian Hett