Uetze: Huskyhof Schwüblingsen bietet Schlittentouren an

Kaum sitzt die fünfjährige Fabienn auf ihrem Schlitten, geht es schon los: Allerdings zieht nicht ihre Mutter Christin Buchholz das Gefährt, sondern Schlittenhündin Caja. Dem Gespann folgen nur wenige Meter entfernt Dirk Buchholz mit Sohn Finnley, vor dessen Schlitten der Rüde Fyn gespannt ist. Szenen wie diese kennen die Schwüblingser seit dem vergangenen Wochenende: Denn die Kinder des Uetzer Ortsteils dürfen sich mit ihren Eltern einen Husky von Olaf und Ramona Sander als Zugtier aussuchen und dann die Feldmark erkunden. „Das ist jetzt pures Wohlfühlwetter“, sagt Olaf Sander, der mit seiner Frau im Dezember 2017 mit Fyn und Filou die ersten Hunde überhaupt auf den Hof holte. Bis dahin lebte die Familie, zu der zwei inzwischen erwachsene Kinder gehören, in einer Vier-Zimmer-Wohnung in Laatzen. „Dort hätten wir einem Hund nichts bieten können“, sagt Olaf Sander. Mit dem Umzug auf Land kam die Lust auf tierische Begleiter, und schon früh entschied sich das Paar für Huskys – wegen des besonderen Wesens und weil sie eben auch Arbeitshunde sind, die gefordert werden müssen. Inzwischen gehören auch Sheila, Atlas, Laike, Kiba und Kitai zum Rudel. Und Caja, die im Mai 2019 auf dem Hof geboren wurde und sich inzwischen zur Leaderin vor dem Gespann vorgearbeitet hat. Eltern führen die Hunde an einer Leine vor dem Schlitten: „Nach dem Schneefall haben wir gesehen, wie schwer das Schlittenziehen für die Eltern war“, sagt Olaf Sander. Zugleich liefen die Huskys bei diesem Wetter zur Hochform auf und wollten raus – also boten die Halter den Interessierten an, dass sie sich vor ihren privaten Schlitten einen Schlittenhund spannen können. Jedes Tier zieht einen Schlitten mit Kind, während ein Elternteil über einen Gürtel die Kontrolle über den Vierbeiner hält. Olaf Sander reißt kurz an der Leine, die sich Dirk Buchholz umgeschnallt hat, um die Stärke der Hunde zu demonstrieren. Buchholz stemmt sich dagegen, diese Situation hätte er gemeistert. Das 900 Quadratmeter große Grundstück hat Familie Sander weitgehend für die Tiere gestaltet. So gibt es einen Raum mit Sofa und Wärmelampe, in dem sich die Hunde aufhalten können. Es gibt ein Klettergerüst, sodass die Tiere die Ebene wechseln und sich dort hinlegen können. Jede Menge Menge Äste und Spielzeug kommen zum Einsatz, wenn die Tiere gerade nicht unterwegs sind auf einer Schlittentour oder im Sommer auf einer Ausrolltour, bei der sich Sander auf Rädern ziehen lässt. Huskys müssen gefordert werden: „Wer sich für einen Husky entscheidet, muss wissen, dass er sich intensiv um ihn kümmern muss“, sagt Sander. Zu seinem Rudel gehören auch Tiere, die aus einer Wohnungshaltung stammen und völlig unterfordert waren. Auf dem Weg in den sicheren Tod war Kitaj, den Sander als Tierschutzhund aus Bulgarien geholt haben. Deshalb appelliert die Familie an jene, die sich für Huskys oder einen anderen Hund interessieren, sich vorab über das Wesen der Rasse zu informieren. „Es ist erschreckend, was Menschen einem Hund antun können“, sagt Ramona Sander – eine Einschätzung, die auch Christin Buchholz teilt. Sie betreibt in der Nähe des Huskyhofs eine Tierpension. Die Schlittentour sei für die Familie wunderbar, sagt Buchholz. „Gerade in der Pandemie brauchen Kinder kleine Highlights“, sagt Olaf Sander, der in der dörflichen Whatsapp-Gruppe sein Angebot unterbreitet hatte. Das fand so großen Widerhall, dass die Hunde seitdem gut beschäftigt sind. Doch nicht nur Kinder lassen anspannen: Auch die 30-jährige Sonja Kreutzer nutzte die Chance und ließ sich von einem Hund auf Ski ziehen. „Es ist ein unglaublich schöner und einmaliger Moment gewesen“, sagt sie. Kein Motorlärm, stattdessen Schnee und Natur. Angst vor Hunden habe sie keine, weil sie selbst einen besitze. „Aber es hilft beim Laufen, wenn man Erfahrung mit Hunden hat, weil man sich sicherer fühlt“, sagt sie und schwärmt davon, wie gut die Hunde die Kommandos beherrschten. Schwüblingser loben die Aktion des Huskyhofes: Auch Familie Buchholz kehrt nach mehr als einer Stunde Schlittenfahrt glücklich zurück. „Unglaublich, wie schnell die Gas geben können und wie top die hören“, sagt Mutter Christin. Sie hatte zunächst gedacht, dass Olaf Sander die Tour führe. Dass sie dies nun als Familie allein unternommen hätten, sei einfach toll. Noch Stunden später lachen Fabienn und Finnley, wenn sie davon erzählen oder den Großeltern die Fotos und kurze Nachrichten schicken. Für sie steht fest: Wenn es das Wetter im nächsten Jahr zulässt, sind sie wieder dabei. Das gilt auch für Sonja Kreutzer. Sie findet es zudem gut, dass Sanders den Schwüblingsern die Möglichkeit geben, sich den Hof und das Rudel anzuschauen. „Da weiß jeder, was los ist, auch wenn sie wieder mit dem Mobil ohne Schnee fahren“, sagt sie. Denn solange es nicht zu heiß ist, trainiert Olaf Sander auch im Sommer mit den Tieren. „Aber nicht nach dem Motto schneller, höher, weiter, sondern in dem Tempo, das unseren Hunden gut tut“, sagt er und kritisiert die Halter, die ihre Huskys zu jung für Rennen anmelden und sie damit schnell verschleißen. Denn auch wenn die Hunde auf dem Hof leben und nicht ins Haus dürfen: So sind sie doch Familienmitglieder, an denen das Herz der Menschen hängt. Von Antje Bismark