Schlägerei bei Uetze: Hooligan-Fehde zwischen Hannover und Braunschweig?

Die Polizei ermittelt wegen einer Massenschlägerei bei Uetze am Sonnabend. Einiges deutet nach Angaben der Ermittler darauf hin, dass es sich um eine verabredete Auseinandersetzung zwischen Hannover- und Braunschweig-Fans gehandelt haben dürfte. Als die Beamten eintrafen, konnten sie aber nur noch mehr als 20 mutmaßliche Hooligans der Eintracht in dem Waldstück nördlich von Schwüblingsen ausfindig machen. Die Suche nach den Kontrahenten dauert an. Wie die Polizei Hannover mitteilt, wurde eine Spaziergängerin gegen 13 Uhr zufällig auf die Schlägerei aufmerksam. Diese ereignete sich an einem Feldweg auf einer Art Lichtung zwischen der Bundesstraße 188 und Schwüblingsen nahe der Beerbuschstraße. Es sei nicht auszuschließen, dass die Auseinandersetzung sonst unbemerkt geblieben wäre. Schon auf der Anfahrt entdeckten die Einsatzkräfte mehrere verdächtige Autos: Die Beamten stoppten insgesamt sechs Fahrzeuge, zwei weitere entgingen der Kontrolle jedoch. Insassen in zwei Autos konnten entkommen: „Die 22 überprüften Männer sind zwischen 18 und 33 Jahre alt“, sagt Behördensprecher Michael Bertram. Bei den mutmaßlichen Rowdys handelte es sich demnach um teils bekannte Mitglieder der gewaltbereiten Fußballszene aus Braunschweig. Außerdem waren Gewaltbereite aus dem Leipziger, Kieler und Flensburger Raum sowie aus dem Ruhrgebiet dabei. Ob es möglicherweise eine verabredete Schlägerei nur unter den ertappten Männern und denen in den zwei anderen Autos war, ist offen. Zeitgleich zur Auseinandersetzung spielte Braunschweig am Sonnabend auswärts gegen Holstein Kiel und verlor 1:3. Nächstes Niedersachsen-Derby der Grund? Angesichts der Gesamtsituation geht die Polizei allerdings momentan eher davon aus, dass die Schlägerei mit 96-Hooligans geführt wurde. „Dafür sprechen die Örtlichkeit, die Anwesenheit der Braunschweiger und das bevorstehende Niedersachsen-Derby nächstes Wochenende“, sagt Bertram. Die Festgesetzten halfen jedenfalls nicht bei der Aufklärung, sie zeigten sich gegenüber den Beamten als wenig kooperativ. Die Erkenntnisse über die Schlägerei fließen laut Bertram aber auch in die Einsatzvorbereitung für das Aufeinandertreffen von Hannover 96 und der Eintracht am Sonnabend in Braunschweig mit ein. Wie die Polizei zudem weiter mitteilt, waren unter den angetroffenen Männern mehrere Verletzte. Sie wiesen demnach unter anderem deutliche Kampfspuren in den Gesichtern auf. Alle lehnten aber eine weitere Behandlung durch den Rettungsdienst oder im Krankenhaus ab. Die Schwere der Verletzungen ist daher offen. Gegen die Männer wird nun wegen gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruch und Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz ermittelt. Nach der Überprüfung durften die Verdächtigen vorerst wieder gehen. Seit Jahren wiederholt Schlägereien: Immer wieder kommt es zwischen den verfeindeten Lagern zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Im Vorfeld des Derbys im November 2016 nahm die Polizei 170 Personen fest, die sich zwei Tage vor dem Spiel für eine Schlägerei in Hildesheim verabredet hatten. 87 der Rowdys blieben bis Abpfiff in Gewahrsam. Hannover 96 warf später 36 Mitglieder aus dem Verein, der DFB verhängte 177 Stadionverbote. 2014 lieferten sich die beiden Ultra-Lager eine Schlägerei am Weißekreuzplatz. Im April 2017 stürmten Braunschweiger vor dem Derby die HDI-Arena, die Polizei setzte 183 Personen fest. Ein bis heute unbekannter Eintracht-Fan attackierte dabei einen Beamten mit einem Kuhfuß. Von Peer Hellerling