Sehnde lässt Imagefilm produzieren

Sich von seiner besten Seite zu zeigen: Das ist die klassische Aufgabe für einen Imagefilm. Das ist legitim – und im Falle Sehndes noch nicht einmal eine Schönfärberei. Erstmals hat die Stadt am Mittellandkanal einen professionellen, modernen Film über sich drehen lassen. Und dieser ländliche Charme im Speckgürtel der Landeshauptstadt kommt bei dem Werk „Eine Reise nach Sehnde“ der Werbeagentur KNDR.team auch gut rüber. Sehnder lernen ihre Stadt noch einmal aus anderer Perspektive kennen – und für Neubürger oder solche, die es werden wollen, erlaubt er einen ersten Eindruck. Klar, dass die Sommersonne aus allen Löchern strahlt. Pärchen besucht alle 15 Ortsteile: Schon mehr als 4000 Menschen haben sich den vier Minuten und 16 Sekunden langen Film (mit Abspann knapp fünfeinhalb Minuten) bereits angesehen. Auf der städtischen Internetseite, aber vor allem auf Youtube. Bei rasanten Schnitten, unterlegt mit Musik, besucht ein Pärchen alle 15 Ortsteile, fährt vorbei an blühenden Landschaften, grasenden (und blökenden) Schafen, Hühnern und Katzen sowie den Ruderern bis hin zum Straßenbahn-Museum. Der Titel soll besonders auch junge Menschen ansprechen und international wirken und ist deshalb auch in Englisch, Französisch und Spanisch eingeblendet. Bei der doch etwas trostloseren Mittelstraße im Herzen der Innenstadt sorgen geschickte Ausschnitte für ein dennoch urbanes Wohlgefühl. „Wir haben immer nur Ausschnitte genommen, so hat der Zuschauer sein eigenes Kopfkino“, erläutert Projektleiter und Geschäftsführer Marcel Aue, der selbst Sehnder ist. Auch viele Sehnder haben am Drehtag spontan mitgemacht, in die Kamera gelächelt und dem Film so buchstäblich ein Gesicht gegeben. Leicht kommt der Streifen daher – dabei stecken 100 Arbeitsstunden darin. Film als emotionales Marketing: Die Audiovisualisierung als effizientes und emotionales Instrument des Marketings – das war für die Stadt der Grund, einen neuen und vor allem nicht von Dritten mit Werbung und Folgeverträgen finanzierten Imagefilm zu drehen. „Er sollte unseren Slogan ,Familienstadt Sehnde – ganz nah draußen‘ transportieren, beides hat er erfüllt“, sagt Bürgermeister Olaf Kruse erfreut. Und er sollte naturbezogen sein, denn Sehnde ist keine Industriestadt mehr seit dem Ende des Kalibergbaus, der Zuckerfabrik und der Keramischen Hütte. Er zeige, dass in Sehnde eine gute Life-Work-Balance möglich sei, ergänzt Ines Raulf vom Stadtmarketing. Auch die junge Perspektive sei der Stadt wichtig gewesen. Die Agentur – von den Mitarbeitern ist tatsächlich nur der Geschäftsführer älter als 30 – hat den Film ehrenamtlich gedreht. Kruse kennt Aue seit Kindestagen aus der Feuerwehr. Aber es sei auch ein Freundschaftsdienst gewesen, um die gute Zusammenarbeit mit und die Verbundenheit zur Stadt in der Vergangenheit zu verdeutlichen, sagt Produzentin Charlina Karger. So hat das Team etwa bereits Bücher für die Stadt gedruckt, Veranstaltungen organisiert, den Film für die Neujahrsempfangsrede des Bürgermeisters gedreht und jüngst die neue Sehnde-Tasche entworfen. Schauspieler melden sich bei Instagram: Gedreht wurde an einem strahlenden Sommertag im vergangenen Jahr. Als Hauptdarsteller sind Michelle Gitina und Janek Nedde zu sehen, die oft Händchen haltend und lächelnd durch Sehnde flanieren. Kein Wunder – sie sind auch privat ein Paar. Sie hatten den Aufruf der Stadt auf Instagram gesehen, ein Video von sich eingereicht und waren kurz darauf zu Laienschauspielern erkoren. „Ich hatte einfach Bock, und es war ja auch ohne Sprechen“, sagt die 23-jährige Innenarchitekturstudentin und lacht. „Und ich habe das erste Mal auf einem Pferd gesessen.“ Es sei ein superschöner Tag gewesen, bestätigt Nedde, der früher beim MTV Ilten mit Akrobatik angefangen hat und dies nun zusammen mit seiner Freundin auch bei Veranstaltungen zeigt – wenn nicht gerade Corona ist. „Sich nun einmal anders zu präsentieren war echt toll“, sagt der 20-Jährige. Von Oliver Kühn