Sehnde: SPD-Ratsherr über illegale Entsorgung von Grünschnitt bestürzt

Viele hatten es befürchtet, und gleich nach Schließung der Grüngutannahmestellen und Wertstoffhöfe in der Region Hannover ging es auch tatsächlich los: Immer mehr Gartenbesitzer laden ihren Rasen- und Strauchschnitt an Feldern und in Wäldern ab. Den Sehnder SPD-Ratsherrn Wolfgang Toboldt, der auch abfallpolitischer Sprecher der SPD-Regionsfraktion ist, macht das fassungslos. „Mit Bestürzung habe ich in der HAZ die Berichterstattung zur illegalen Entsorgung von Grünschnitt und Biomüll im Lehrter Holz gelesen.“ Er habe damit gerechnet, denn sachliche Gründe für die Schließung interessierten diese Menschen offenbar nicht. „Hauptsache, die eigenen Interessen sind gewahrt“, sagt der Sozialdemokrat verärgert. Toboldt: Männer verhalten sich unverantwortlich: Auch ihn hätten Mails von Mitbürgern erreicht, die nicht einsähen, warum der Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover (Aha) den Betrieb nicht so organisiere, dass die Wertstoffhöfe geöffnet bleiben könnten. In diesen Briefen werde auch davon gesprochen, dass die Aha-Mitarbeiter doch dann in den Lebensmittelgeschäften Regale auffüllen könnten. Dabei hat Toboldt vor allem eine Gruppe ausgemacht. „Es sind fast ausschließlich Männer, die sich in solch unverantwortlicher Weise verhalten.“ Diese „übertriebenen Reaktionen“ seien ihm als abfallpolitischem Sprecher schon aus allen Diskussionen über die Müllentsorgung bekannt, insbesondere bei der Debatte über den Restmüllsack und die Restmülltonne. Eine Erklärung für das illegale Entsorgen hat Toboldt ebenfalls. „Viele Mitbürger haben in diesen Tagen mehr Zeit für Entrümpelungsaktionen des Kellers oder für Gartenarbeit – und dann ist Aha nach ihrer Meinung so unverfroren, die Wertstoffhöfe zu schließen.“ Die Hintergründe dafür würden von diesen aber nicht entsprechend wahrgenommen. In diesem Zusammenhang erinnert der SPD-Politiker an den offenen Brief von Regionsdezernentin Christine Karasch, auch Vorsitzende des Aha-Aufsichtsgremiums, sowie des Personalratsvorsitzenden Thomas Sonnabend an die Bürgermeister der Regionskommunen. Wertstoffhöfe nicht systemrelevant: Darin hatten beide übereinstimmend erklärt, dass die flächendeckende Sicherstellung der Müllabfuhr absolute Priorität habe. Denn inzwischen seien auch bei Aha einige Mitarbeiter in Quarantäne, sodass teils Beschäftigte aus anderen Bereichen für die Müllabfuhr eingesetzt werden mussten. „Ich teile die Argumentation uneingeschränkt und fordere alle Mitbürger auf, sich verantwortungsvoll und solidarisch zu verhalten“, betont Toboldt. Wertstoffhöfe seien zwar „schön zu haben“, aber im Gegensatz zur Restmüllabfuhr nicht zwingend systemrelevant. „Wir alle haben in diesen Zeiten Einschränkungen hinzunehmen.“ Viele Berufsgruppen kämpften für die Überwindung der Corona-Krise – während andere nur entrümpelten und das Gerümpel und den Biomüll dann in die Landschaft werfen würden. Er hoffe, so der SPD-Politiker mit einem leicht ironischen Unterton, dass diese Leute sich, wenn die Restmüllabfuhr wegen des Ausfalls von vielen Abfallwerkern auch eingeschränkt werden müsse, dann freiwillig zur ehrenamtlichen Aushilfe bei der Müllabfuhr melden. „Aber wahrscheinlich finden die dann auch genügend Gründe, warum das nicht geht“, ist sich Toboldt sicher. Das tägliche NP Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Hannover täglich gegen 13 Uhr im E-Mail-Postfach Liveticker: Die Lage in Hannover und Niedersachsen im Überblick Aktuelle Zahlen zum Coronavirus in der Region Hannover: So viele Infizierte gibt es HAZ-Expertenforum: Das antworten Mediziner auf Leserfragen zum Virus Alle Artikel zum Coronavirus in der Region auf einen Blick So können Sie Geschäften, Gastronomie und Freiberuflern in der Region Hannover jetzt helfen Lesen Sie auch: Gartenbesitzer laden ihren Grünschnitt am Wald ab Von Oliver Kühn

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