Sehnde: Neubau des Klinikums Wahrendorff soll 2022 in Betrieb gehen

Die Fassade ist fertig, die Fenster sind drin, das Dach ist drauf, und Strom und Heizung gibt es auch schon: Die Arbeiten am Neubau des Klinikums Wahrendorff laufen derzeit auf Hochtouren. Auf der rund 15.000 Quadratmeter großen Fläche am Großen Knickweg in Köthenwald entsteht laut Geschäftsführer Holger Stürmann das größte und modernste psychiatrische Krankenhaus in der Region. Bis vor Kurzem war der fünfteilige Gebäudekomplex noch komplett eingerüstet. Nun wird das Gerüst nach und nach abgebaut. „Jetzt sieht man auch schon mal die tolle Fassade aus italienischen Klinkersteinen in Gelb- und Sandtönen“, schwärmt Stürmann. Im Inneren des Neubaus werden bereits die ersten Badezimmer gefliest. Auch einige Musterzimmer sind schon fertig – sie dienen den Handwerkern als Vorlage. Die neue Klinik kann, wenn sie in Betrieb ist, bis zu 315 vollstationäre Betten und 34 tagesklinische Plätze unter einem Dach vereinen. Dazu kommen Bereiche für Therapien und Freizeitangebote. Ziel ist es, bisher dezentral organisierte Wahrendorff-Stationen zentral im Neubau unterzubringen und Wege dadurch kurz zu halten. Lesen Sie auch: Wahrendorffs neuer Geschäftsführer Holger Stürmann setzt auf Veränderung Sporthalle bekommt Prallschutzwände und Boulderwand: Im neuen Speisesaal können die Patienten künftig in zwei Schichten essen. Je nach Bestuhlung bietet der Saal pro Schicht 80 bis 120 Plätze. Stolz ist Stürmann zudem auf die neue, mehr als 300 Quadratmeter große Sporthalle mit eigenen Geräteräumen, Prallschutzwänden und Bodenmarkierungen für Sportarten wie Fußball, Handball und Basketball. Auch eine Boulderwand zum Klettern ist geplant. Bis die neue Psychiatrie ihren Betrieb aufnehmen kann, wird es allerdings noch eine Weile dauern. „Wir sind nicht mehr im Zeitplan“, bedauert Stürmann. Derzeit sei das Haus zwar voll mit Handwerkern, auch das Wetter spiele mit. Das sei jedoch nicht immer so gewesen. „Corona und der überraschende Wintereinbruch im Februar haben uns so richtig dazwischen gegrätscht“, erklärt Stürmann. Handwerksfirmen geben kaum Angebote ab: Ursprünglich hätte die neue Klinik bereits Ende diesen Jahres fertig werden sollen. Die Grundsteinlegung war 2018, das Richtfest Ende 2019. „Wegen Corona haben wir auf unsere Ausschreibungen mitunter aber kaum Angebote erhalten“, erklärt Stürmann. Viele Firmen hatten ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit, Material aus dem Ausland konnte nicht geliefert werden. Die Minusgrade bescherten dem Klinikum ebenfalls Probleme. Unter anderem konnte der Estrich nicht verlegt werden. Die Eröffnung plant Stürmann nun für Mai oder Juni 2022. „Das ist aber auch in Ordnung so“, sagt er. Denn schließlich laufe der Psychiatriebetrieb ganz normal weiter. Wenn es soweit ist, sollen die Bestandsgebäude nach und nach außer Betrieb genommen werden und die Stationen schrittweise umziehen. Wenn die bisher dezentral organisierten Stationen des Klinikums Wahrendorff im nächsten Jahr im Neubau in Köthenwald unter ein Dach ziehen, werden viele alte Gebäude in Ilten und Köthenwald leer stehen. „Die Nachnutzung ist eine große Herausforderung“, betont Geschäftsführer Holger Stürmann. Sieben Häuser, darunter die großen Klinikgebäude, sind bisher mit verschiedenen Konzepten im Gespräch. „Natürlich denken wir daran, unser betreutes Wohnen, also die Eingliederungshilfe, auszubauen. Bisher haben wir 1090 Plätze, aber der Bedarf ist groß“, erklärt Stürmann. Darüber hinaus soll auch die Verwaltung, die sich bislang auf mehrere Standorte verteilt, künftig in einem Gebäude zusammengefasst werden. Die Tagesklinik für Frauen und die für Männer sollen derweil nicht in den Neubau umziehen. „Diese Patienten brauchen ihre geschützte Umgebung und bleiben in Ilten“, betont Stürmann. Name für neue Klinik steht noch nicht fest: Das neue Klinikgebäude wird aber auch teurer als geplant. Ursprünglich sollte der Neubau rund 70 Millionen Euro kosten. „Jetzt wird es marktbedingt mehr – die Baukosten gehen derzeit ja generell durch die Decke“, erklärt Stürmann. Vom Land sollten rund 50 Millionen Euro kommen. Stürmann hat jedoch eine Nachtragsförderung beantragt. „Damit wäre die Kostensteigerung zumindest anteilig gedeckt.“ Die neue Klinik wird laut Stürmann denn auch „etwas ganz Besonderes“ und sich optisch von bisherigen Krankenhäusern deutlich unterscheiden. „Ob Bodenbeläge, Beleuchtung oder Kunstobjekte – man wird dem Gebäude ansehen, dass Wahrendorff-Chef Matthias Wilkening da sehr viel Herzblut reinsteckt“, erklärt Stürmann. Details will er allerdings noch nicht verraten. Auch wie die neue Klinik einmal heißen soll, ist noch unklar. „Wir überlegen noch“, sagt Stürmann. Von Katja Eggers