Sehnde: Bewegungsfreiheit derzeit nicht infrage gestellt

In der vergangenen Woche war Sehnde zweimal der Corona-Hotspot in der Region Hannover. Aufgrund des massiven Ausbruchs im Altenpflegeheim Haus am Backhausring schnellte die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag vergangener Woche auf 223, am Mittwoch gar auf 294,6 – damit war die Stadt negativer Spitzenreiter in der Region. Daraufhin machten unter anderem in sozialen Medien Gerüchte und Spekulationen um eine mögliche Einschränkung der Bewegungsfreiheit die Runde, zudem gab es Kritik an der mangelnden Informationspolitik der Stadt. Dem ist Bürgermeister Olaf Kruse nun entgegengetreten. „In Fällen wie beim Alten- und Pflegeheim sind wir dem Datenschutz verpflichtet und nicht auskunftsbefugt.“ Die Diskussion über die möglichen Folgen des Ausbruchs waren nach dem Bekanntwerden von zwei Todesfällen in dem Pflegeheim aufgeflammt. Die Verwaltung befinde sich dabei aber „in einer Zwickmühle“, sagt Kruse – zwischen dem Anspruch, möglichst transparent zu kommunizieren, und dem Schutz der Personen und Daten. „Dieser überwiegt ganz klar.“ Für Maßnahmen und Informationen in der Pandemie sei die Region Hannover als untere Infektionsschutzbehörde zuständig. „Informationen, die wir erhalten, dürfen wir nicht ohne Zustimmung weitergeben.“ Lesen Sie auch Corona in der Region Hannover und Niedersachsen: So viele Infizierte gibt es Die Verwaltung erhalte zudem keine detaillierten Informationen, welche Personen und Personenkreise positiv auf Corona getestet wurden oder über Hotspots. Die Stadt könne Informationen erst dann weitergeben, wenn diese mit Veröffentlichung der Landesverordnung in Kraft trete, verdeutlicht der Bürgermeister. „Wir würden sonst rein spekulativ agieren.“ Aus diesem Grund seien der Stadt die Hände gebunden, und es komme zu zeitlichen Verzögerungen im Informationsfluss. Weil aber in den Medien schon vor der Umsetzung vor Ort Informationen zur Verfügung stünden, käme oft schnell Kritik auf. Sehnde erneut auf Spitzenplatz: Auch wenn ihn die derzeitige Situation in Sehnde durchaus beunruhige – über eine in der Bund-Länder-Konferenz beschlossene Einschränkung der Bewegungsfreiheit müssten sich die Sehnder keine Sorgen machen, betont Kruse. Diese käme nur infrage, wenn der Inzidenzwert in einem Landkreis, in diesem Fall der Region Hannover, auf über 200 klettere und nicht in einer einzelnen Kommune. Am Montag, 11. Januar, lag dieser nach Angaben des Landes bei 163. Dennoch hat Sehnde am Montag erneut den Spitzenplatz in der Region eingenommen: Der Inzidenzwert lag, Stand 13.24 Uhr, bei 223, zusammen mit Langenhagen die einzige Kommune mit einem Wert über 200. Derzeit sind 109 Sehnder mit dem Coronavirus infiziert, seit Beginn der Pandemie sind es 399. Drei Menschen sind nachgewiesenermaßen an oder mit dem Virus gestorben. 670###//datawrapper.dwcdn.net/UCa3S: Das Rathaus erhalte derzeit viele Anfragen, denn viele Menschen seien verunsichert, sagt Kruse. Er appelliert deshalb erneut an die Sehnder, verantwortungsbewusst mit der Situation umzugehen. „Es geht um unser aller Gesundheit und im schlimmsten Fall um das Überleben. So deutlich muss es uns allen bewusst sein.“ Kruse weist dabei speziell auf die infizierten Bewohner und Pflegekräfte in dem Altenpflegeheim hin und spricht indirekt auch Corona-Kritiker an. „An diese betroffenen Menschen sollten wir denken, bevor wir darüber diskutieren, ob zum Beispiel das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes Sinn ergibt.“ Von Oliver Kühn