Seelze: Windmühle auf Gut Dunau bekommt neue Bruststücke

In der vergangenen Woche gab es auf Gut Dunau einen komplizierten Einsatz in schwindelerregender Höhe: Mithilfe von zwei gelben Lastkränen tauschte ein Fachunternehmen die beiden Bruststücke der 1851 errichteten Holländerwindmühle aus – zum ersten Mal seit knapp 100 Jahren. Diese Stahlträger dienen im Normalfall zur Befestigung der Flügel, die jedoch auf Gut Dunau nicht montiert werden. Die Monteure waren mehrere Stunden lang in Höhe von 20 Metern im Einsatz. Auch Mühlenbesitzer Cord Krumfuß, der die Mühle seit 1997 bewohnt, verfolgte die Arbeiten gespannt. Ausbau dauert drei Stunden: Zum Auswechseln der rund zehn Meter langen Bruststücke, wurde eine Mühlenbaufirma beauftragt, die sich auf Arbeiten dieser Art spezialisiert hat. „Sie haben alles gelockert, sodass sich die Flügel seit 60 Jahren das erste Mal wieder drehen könnten“, sagte Krumfuß. Allein drei Stunden waren für die Demontage der alten Bauteile erforderlich. Auch Mühlensachverständiger Rüdiger Hagen aus der Wedemark ließ es sich nicht nehmen und reiste zum Termin an. Seit 25 Jahren arbeitet er mit Krumfuß zusammen. „Heute bin ich jedoch privat hier, da ich die Mühle schon sehr lange kenne“, erklärte Hagen. Bereits 2014 war die Mühle aufwendig saniert worden und hatte neue Ziegel erhalten. Der Austausch der Bruststücke sei nun erforderlich gewesen, sagt der Sachverständige, da sie mittlerweile ein Alter von rund 100 Jahren erreicht hätten. Die eigentlichen Flügel mit einer Segelbespannung würden der Mühle fehlen, diese müssten alle zehn Jahre gewechselt werden. Allerdings fehle dafür eine Galerie. Dass ein Austausch der Bruststücke erforderlich war, fiel vor fünf Jahren bei einer Dachrenovierung auf. „Erst als wir mit dem Gerüstbauer oben waren, konnten wir die Mängel entdecken“, sagt Mühlenbesitzer Krumfuß. Vor genau einem Jahr habe er dann das Projekt ins Rollen gebracht, sagt er. Als dann Anfang des Jahres die Mittel bewilligt wurden, war noch ein Neubau der Bruststücke im Gespräch. Teile kommen aus Bad Bederkesa: Neu sind sie nun aber nicht, denn die jetzt eingebauten Bruststücke stammen aus Bad Bederkesa. „Dort wurde eine Mühle renoviert und ihre Flügel ausgetauscht“, sagt Krumfuß. Dass sie ihren Weg nach Seelze fanden, ist Hagens Kontakten zu verdanken. Der Mühlensachverständige unterstützte Krumfuß in den vergangen sechs Jahren intensiv bei der Erstellung eines Konzeptes für den Austausch der Teile. „Wir mussten alle Möglichkeiten überprüfen“, so Krumfuß. Für die jetzige Lösung musste ein Kostenvoranschlag beim Niedersächsichen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) eingereicht werden, denn Krumfuß darf eigenständig an seiner Mühle keine Baumaßnahmen vornehmen. Auch die Abteilung Denkmalpflege der Stadt Seelze, als untere Denkmalaufsichtsbehörde, begleitete die baulichen Veränderungen der Mühle auf Gut Dunau. Lesen Sie auch: Deutsche Mühlenstraße führt auch nach Seelze Von Heike Baake