Seelze: Das erleben Schwangere und junge Mütter in der Pandemie

„Es tut nicht gut, sich so alleingelassen zu fühlen, aber es muss sein“, beschreibt die 27-jährige Joelle Schneider ihre derzeitige Situation. Ende November kam ihr Sohn Aurel Tristan zur Welt. Auf den positiven Schwangerschaftstest im Frühjahr war der erste Lockdown gefolgt. „Ich wusste, was es bedeutet, Covid 19 zu bekommen, und war von Anfang an auch im privaten Bereich sehr vorsichtig“, sagt die Kinderkrankenschwester. Hebamme per Skype: Der Zustand, soziale Kontakte pflegen zu wollen, es aber nicht zu dürfen, habe sie in den Schwangerschaftsmonaten oft deprimiert, sagt die Seelzerin. Es sei eine stressige Zeit gewesen, denn sie habe auch ihre eigene Mutter, die zur Risikogruppe gehört, nicht besuchen können. Während Schneider und ihr Partner die Vorbereitungskurse im Geburtshaus in Hannover noch persönlich besuchen konnten, wird die Rückbildungsgymnastik nicht in Präsenz-Kursen angeboten.„Es gibt nur Online-Angebote, das finde ich ganz schrecklich“, sagt die junge Mutter. Auch der Besuch der Hebamme nach der Geburt sei nicht immer persönlich erfolgt, sondern auch mal per Videokonferenz über Skype – das habe ihr nicht gut getan. „In den Arm genommen zu werden oder mal eine Hand auf der Schulter zu spüren, die einem zeigt, dass man etwas gut macht, hat mir dadurch komplett gefehlt.“ Lesen Sie auch: Corona-Maßnahmen sind Mehrbelastungen für Hebammen Positiv zu denken, das sei unter der Corona-Pandemie nicht immer einfach. Schneider bedauert es sehr, dass sie keine Gelegenheit hat, mit anderen Müttern in Kontakt zu kommen. „Das würde ich mir wirklich sehr wünschen.“ Dennoch steht es für sie an erster Stelle, sich an die Verordnungen zu halten, um das Risiko auch für ihr Kind zu mindern. „Ich denke aber jeden Tag daran, wie alles ohne Corona wäre“, sagt sie. Sie sei so stolz auf ihr Kind, müsse sich aber derzeit darauf beschränken, anderen nur per Foto oder kleinen Videofilmen ihr Glück mitzuteilen. Arztbesuche ohne Ehemann: Auch Kerstin Sonntag (37) aus Gümmer wurde während der Corona-Pandemie Mutter. Tochter Mira kam Mitte Dezember zur Welt. Dass ihr Ehemann während der Schwangerschaft nicht zu allen Arztbesuchen mitkommen konnte, sei sehr schade gewesen. „Dadurch hat er ganz viel verpasst“, sagt Sonntag. Nur mit Ultraschallaufnahmen und Videos habe sie ihren Partner an den Entwicklungen teilnehmen lassen können. Die Bankangestellte, die während der Schwangerschaft im Homeoffice arbeiten konnte, vermisst aktuell besonders den persönlichen Kontakt zu anderen Müttern. „Mit denen, die ich im Vorbereitungskurs kennengelernt habe, kommuniziere ich nur über Whats App“ sagt sie. Auch dass nicht alle Familienmitglieder den Säugling kennenlernen können, bedauere sie sehr. „Es ist nicht alles so, wie es ohne Corona wäre“, sagt die 37-Jährige. Und auch die Taufe, die als großes Familienfest für den kommenden Sommer geplant war, werde vielleicht sogar auf 2022 verschoben. Lesen Sie auch: Hebamme Sandra Rittweger bietet wöchentliche Sprechstunde an Vorfreude auf Kind überwiegt: Pia Röhrbein (24) aus Harenberg wird, wenn alles nach Plan läuft, ihr Kind am 9. Februar zur Welt bringen. Kurz vor dem zweiten Lockdown konnte sie ihren Geburtsvorbereitungskurs noch in Präsenzform rechtzeitig abschließen. Einen Yogakurs für Schwangere besuchte sie allerdings online. „Das ist sehr schwierig, da man nie weiß, ob man die Übungen richtig ausführt“, sagt sie. Dass sie es bisher ohne eine Ansteckung geschafft habe, solle auch weiterhin so bleiben. „Man weiß nichts über die Spätfolgen bei einem Kind.“ Kann der Partner dabei sein? Besonders belastend findet die Erzieherin derzeit die Ungewissheit, ob ihr Partner bei der Geburt dabei sein kann und in welchem Umfang. „Ich versuche dennoch entspannt und souverän mit der Pandemie umzugehen“, sagt Röhrbein. Per Online-Rundgang haben die werdenden Eltern sich über das Gehrdener Krankenhaus als Geburtsklinik informiert. Manchmal finde sie alles, was mit Corona zu tun hat, wirklich nicht gut – aber letztendlich überwiege die Vorfreude auf ihr Kind. Von Heike Baake