Seelze: Auf Höfen finden Schwalben ein Zuhause

Angst vor Verschmutzung oder auch Hygieneanforderungen machen den Schwalben das Leben schwer. Anders ist es in Kirchwehren, dort sind sie auf den Höfen von Familie Kassel und Kauke willkommen. „Die Vögel stehen unter Artenschutz und sind besonders während der Brutzeit und Jungaufzucht geschützt“, Willi Raabe, ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter der Region Hannover für das Gebiet der Stadt Seelze. Schwalben werden seltener: Raabe hat an vielen Punkten in Seelzes Stadtteilen die Schwalben in der Vergangenheit beobachtet. Nun macht er sich Sorgen, da er festgestellt hat, dass es erheblich weniger geworden sind. Auch der Nabu weist auf seiner Homepage darauf hin, dass die Schwalben von Jahr zu Jahr seltener werden. Um so wichtiger sei es, so Raabe, dass ihnen Lebensräume und Nistmöglichkeiten geboten werden. Er steht, wenn er gerufen wird, Interessenten und Tierliebhabern gern mit Rat und Tat zur Seite. Manchmal könne ein Kotbrett oder eine ausgelegte Pappe die Angst vor Verschmutzung aus dem Weg räumen. „Wenn die Hausbesitzer wollen, dann finden wir gemeinsam eine Lösung“, verspricht er. Auch Familie Kassel hat Raabes Fachwissen genutzt und die Bedingungen auf ihrem Hof für die Vögel optimiert. Auf dem Firmengelände des Dachdeckers tummeln sich nicht nur zahlreiche Schwalben, auch Schleiereulen und ein Turmfalke sind dort zu Hause. Das tierliebe Ehepaar brachte für die Schwalben Nisthilfen in einem Nebengebäude an. Dass dort gerade restauriert wird, stört die Vögel nicht, denn sie passen sich schnell und problemlos ihrer Umgebung an. „Ich freue mich sehr, dass es Menschen gibt, die gern mit den Tieren zusammen leben“, erzählt Raabe. Die zahlreichen Nisthilfen befinden sich unterhalb der Decke und sind teilweise, wie die Kotspuren verraten, auch bewohnt. Brutstätten nicht entfernen: Wichtig sei jedoch, so Raabe, dass die Schwalben eine Öffnung bekommen, durch die sie jederzeit problemlos in das Gebäude kommen können. Das könne eine offene Tür, eine fehlende Fensterscheibe oder ein fehlender Glasbaustein sein. „Ich freue mich immer, wenn ich die Schwalben sehe. Das ist wunderschön“, sagt Birgit Kassel, die seit 1994 den Hof mit ihrem Ehemann bewohnt. Gern beobachte sie die Vögel, wenn sie am Brunnen baden und sich anschließend auf der Dachrinne trocknen. „Weder Turmfalke, Eulen noch die Schwalben stören das Ehepaar, sie leben mit den Tieren“, freut sich Raabe. Schwalben sind Zugvögel und kommen immer wieder zu ihrem Nest zurück. Deshalb, so der Naturschutzbeauftragte, sei es wichtig, dass die Brutstätten niemals im Winter entfernt werden. Schwalben kommen im Frühling: Auch bei Kassels Nachbar Heiko Kauke sind Schwalben willkommen. Auf seinem Bauernhof können die Vögel in Ställen und Nebengebäuden leben. Während der Landwirt in seiner Jugend noch bis zu 20 Brutpaare auf dem Hof kennen lernte, zählt er heute meistens nur drei. „Es kommen nicht mehr so viele nach dem Winter zurück, vielleicht ist die Reise so beschwerlich“, vermutet er. Vorletztes Jahr habe er ein Jungtier mit Parasiten gefunden und es zur Wildtierstation nach Sachsenhagen gefahren. Seit Generationen sind Schwalben auf Kaukes Hof willkommen. Dort finden die Vögel alles was sie zum Nestbauen benötigen, Nisthilfen sind nicht erforderlich. Der Landwirt ließ sogar eine neue Stalltür extra so einbauen, dass die obere Hälfte immer geöffnet bleiben kann. „Wenn die Schwalben kommen, fängt für mich der Frühling an“, erzählt er. Dann beginne für ihn die Arbeit und sein Herze gehe auf. Lesen Sie auch: Seelze: Falkenpaar brütet im Dedenser Kirchturm – Renovierung verschoben Seelze: Vögel mit der Winterfütterung unterstützen Seelze: Naturschutzbeauftragter Willi Raabe berät zum Thema Wespen Von Heike Baake

Seelze - Schwalben sind in Kirchwehren willkommen