Ronnenberg: Jugendpflege erntet harte Kritik im Bildungsausschuss

Das von der Stadtjugendpflege vorgelegte Konzept zur Neuausrichtung der Jugendarbeit ist am Montagabend im Ausschuss für Bildung, Jugend, Sport, Soziales, Senioren, Gleichstellung und Integration regelrecht zerrissen worden. Mit drastischen Worten kritisierten die Ausschussmitglieder fraktionsübergreifend das 24-seitige Papier mit dem Titel „Bericht der Jugendpflege“. Vermisst wird ein zukunftsweisendes pädagogisches Konzept, auch seien keine konkreten Umsetzungsvorschläge gemacht worden. Zuvor hatte der Rat Mitte Juni den drei hauptamtlichen Jugendpflegern den Auftrag erteilt, die Jugendarbeit neu auszurichten und ein Konzept vorzulegen, das insbesondere Angebote für Jugendliche über 14 Jahren vorsieht. Bisher liegt das Hauptaugenmerk der Ronnenberger Jugendarbeit eher auf jüngeren Kindern. In ihrem Bericht schlägt die Stadtjugendpflege nun vor, dass Angebote für ältere Jugendliche über eine sogenannte Zukunftswerkstatt angestoßen werden sollen, bei der die Zielgruppe selbst ausarbeitet, wie diese aussehen sollen. Außerdem enthalten sind unter anderem der Plan, verstärkt Öffentlichkeitsarbeit über die Stadthomepage und über Facebook zu betreiben und Auflistungen, aus denen ein erhöhter Personalbedarf hervorgeht. „Wir vermissen konkrete Umsetzungsvorschläge“: Der Bericht stieß bei den Ausschussmitgliedern auf harsche Kritik. Dorothea Pein von den Grünen verlas eine zweiseitige Stellungnahme. Schon die Namensgebung „Bericht“ zeige, dass der Auftrag des Rates nicht erfüllt worden sei. „Wir vermissen ein pädagogisches Konzept, wir vermissen smarte Ziele, wir vermissen konkrete Umsetzungsvorschläge“, sagte sie. Das sei nach der in der Vergangenheit bereits an vielen Stellen geäußerten Kritik „unbegreiflich“. Die Forderung nach mehr Personal sei aus den dargelegten Plänen nicht nachzuvollziehen, sondern lasse vermuten, „dass wenig Freude an und Ehrgeiz für eine blühende Jugendarbeit im Team bestehen“, sagte Pein. „Komplettes Versagen“: Thorsten Kuhn (Linke) wies darauf hin, dass die Ergebnisse der schlechten Jugendarbeit sichtbar seien. Immer wieder habe es in letzter Zeit Medienberichte über Ruhestörungen und Saufgelage von Jugendlichen gegeben. „Warum ist da kein Jugendarbeiter draußen und kümmert sich?“, fragte Kuhn. Der Bericht zeige ein „komplettes Versagen“, er habe selten etwas so Ideenloses gesehen. Anke Kleemann vom Schulelternrat der Marie-Curie-Schule Ronnenberg bezeichnete das Papier als „beschämend.“ Bürgermeisterin und Teamleiter Bildung weisen Kritik nicht zurück: Der verantwortliche Leiter des Teams Bildung und Jugend der Stadt, Lars-Ove Frohner, setzte dem nichts entgegen. „Es ist gut zu hören, dass Sie mit einzelnen Punkten nicht zufrieden sind. Dann sehen wir, was wir ändern müssen.“ Er habe sich viele Notizen gemacht und werde das in die Stadtjugendpflege mitnehmen und umsetzen, versprach er. Auch Bürgermeisterin Stephanie Harms (CDU) verteidigte das Papier nur zurückhaltend. Es sei kein Konzept, sondern ein Bericht mit einzelnen Konzeptpunkten. „Dass etwas in der Jugendarbeit geändert werden muss, darüber sind wir uns alle einig“, sagte sie. Die Probleme seien nicht neu, die Versäumnisse würden schon seit Jahrzehnten andauern. Es sei jetzt wichtig, bei der Planung Jugendliche mitzunehmen und zu Wort kommen zu lassen. Sie warb deshalb für einen Fragebogen, den das Jugendparlament gemeinsam mit dem Team Ökologie der Stadt erstellt habe und der die Probleme und Bedürfnisse der Ronnenberger Jugend beleuchten soll. Bildungsteamleiter Frohner kündigte die Ergebnisse für die nächste Ausschusssitzung im Januar an. Grüne fordern Personaldiskussionen: Vor allem den Grünen gehen diese Ankündigungen aber nicht weit genug. Nach der mehrjährigen Erfahrung mit der Stadtjugendhilfe sei nicht zu erwarten, dass der Bericht durch eine Überarbeitung verbessert werden könne, sagte Pein. Nach Auffassung ihrer Fraktion führe „an einer Diskussion über eine Neuaufstellung der städtischen Jugendpflege“ kein Weg vorbei. Der Ausschuss war sich schließlich einig, dass die Diskussion um die Zukunft der Jugendarbeit in der Stadt vertieft und in kleinerer Runde weitergeführt werden müsse. Der Plan: Die Mitglieder des Jugendausschusses sollen zur nächsten Sitzung des Jugendparlaments eingeladen werden, um dort direkt im Austausch mit engagierten Jugendlichen das weitere Vorgehen zu beraten. Lesen Sie auch: Ronnenberg: Grüne kritisieren Untätigkeit der Stadtjugendpflege in der Corona-Krise Ronnenberg: So sieht die Arbeit von Stadtjugendpfleger Christoph von Maltzahn aus Ronnenberger Grüne wollen mehr Angebote für ältere Jugendliche Von Yannick von Eisenhart Rothe