Weil die zum Abbau genehmigten Flächen in zwei Gruben nur noch Material für etwa drei Jahre liefern, hat das Unternehmen HeidelbergCement für sein Werk Teutonia eine großflächige Erweiterung um rund 120 Hektar beantragt. Sowohl die Stadt Hannover als auch Naturschutzverbände lehnen die Pläne für die nördliche Grube ab. Der Grund: Sie fürchten, dass der Misburger Wald erheblichen Schaden nimmt und die vorgesehene Renaturierung des bisher schnurgerade verlaufenden Wietzegrabens dann nicht mehr möglich ist.
Die Pläne von HeidelbergCement sind in zweifacher Hinsicht weitreichend, sowohl in Sachen Flächenverbrauch als auch, was den Zeitrahmen angeht. Im Falle der Genehmigung würde das bisherige Abbaugebiet mit seinen bis zu 30 Meter tiefen Gruben flächenmäßig verdoppelt. Die Nordgrube reichte dann unmittelbar an den Misburger Wald heran, die südliche an die Autobahn 7. Damit wäre der Mergelabbau bis zum Jahr 2069 möglich. Danach sollen die Gruben bis zum Jahr 2140 voll Wasser laufen.
Stadt und Verbände wollen die nördliche Abbaufläche begrenzen und fast halbieren. Weil durch die Rohstoffgewinnung der Grundwasserspiegel sinken würde, sehen sie die feuchten Eichen- und Hainbuchenbestände sowie Auenwälder mit Erlen und Eschen im Misburger Wald gefährdet – sie würden einfach austrocknen. „Es wäre schlicht rechtswidrig, dem zuzustimmen“, sagt Georg Wilhelm vom Bund für Umwelt- und Naturschutz, der von 40 Hektar bedrohten Bestandes spricht.
Auch die Stadtverwaltung sieht laut ihrer Stellungnahme „Gefahren für das nahe gelegene Flora-Fauna-Habitat-Gebiet.“ Außerdem wollen sowohl Umweltverbände als auch Stadt erreichen, dass der Wietzegraben nicht wie geplant auf einem Damm zwischen alter und neuer Grube geführt, sondern im Norden um das Abbaugebiet herum.
HeidelbergCement sieht keine Gefahr für den Grundwasserspiegel. Sie hat Messbrunnen anlegen lassen – allerdings nach Einschätzung von Wilhelm an ungeeigneten Stellen. Die Firma ist auf beide Gruben angewiesen, weil sie zur Zementproduktion die unterschiedlichen Mergelarten aus nördlichem und südlichem Bereich mischen muss.
Die Herrin des Verfahrens, die Region Hannover, enthält sich bisher inhaltlicher Bewertungen. Susanne Imhof aus dem Fachbereich Umwelt teilte gestern im zuständigen Ausschuss der Regionsversammlung mit, es würden noch Fachgespräche zum Wasserhaushalt in dem Gebiet und über andere Naturschutzbelange geführt. Mit einem öffentlichen Erörterungstermin im Rahmen des Genehmigungsverfahrens rechnet sie für den Mai kommenden Jahres.
Von Bernd Haase