Corona in Pattensen: Ehepaar Eichinger plant Reisen mit dem Wohnmobil

Vor 13 Jahren haben sich Helga (73) und Adalbero Eichinger (72) ihren ganz großen Traum erfüllt: Sie stiegen aus dem Berufsleben aus und schafften sich ein Wohnmobil an. Mehr als vier Monate pro Jahr sind sie seither mit ihrem Fahrzeug quer durch Europa unterwegs. Doch die Corona-Pandemie hatte auch ihren Reisezielen teilweise einen Strich durch die Rechnung gemacht. Einige geplante Ausflüge fielen aus. „Die Sehnsucht zu reisen ist groß, es kribbelt bei uns schon wieder sehr“, sagt Helga Eichinger. Ihrer zweiten Passion, dem Halten von Vorträgen nach den Reisen, kann sie aktuell auch nicht nachgehen. Langeweile kommt dennoch nicht auf. Auf dem Tisch liegt ein Buch, dazu verschiedene ausgedruckte Zettel mit Informationen zu diversen Orten und Sehenswürdigkeiten. Im Laptop schauen die Eichingers noch einmal nach, was es an der Mecklenburgischen Seenplatte noch für potenzielle Ausflugsziele gibt. Das Ehepaar arbeitet fieberhaft daran, eine neue Reise für Mai und Juni zusammenzustellen. „Wir hoffen, dass es möglich sein wird“, sagt Helga Eichinger. Das Paar war vergangenen Herbst schon einmal in der Gegend und will nun noch andere Stellen erkunden. In der Corona-Zeit bleiben sie lieber in Deutschland: Eine weitere Option ist, in die Eifel zu fahren. „Nach Bornholm in Dänemark wäre auch nicht schlecht“, wirft Adalbero Eichinger ein, der gebürtiger Österreicher ist. „Nach Madrid möchte ich auch einmal, da war ich noch nie“, ergänzt seine Frau. Die Begeisterung für das Reisen ist bei beiden deutlich zu spüren. Nach einer kurzen Pause sagt sie: „Wir beschränken uns aber in der Corona-Zeit besser erst einmal auf Deutschland.“ So sei eine Rückkehr im Notfall immer schnell möglich. Sollte es nichts werden mit der angedachten Reise, könnte die 73-Jährige damit durchaus leben. „Ich habe schon sehr viel Freude daran, die Reisen zu planen. Dabei lerne ich immer sehr viel über die jeweiligen Gegenden.“ Vieles davon bleibe im Gedächtnis. Und falls sie doch einmal etwas vergisst, greift sie schnell auf ihre Notizen zurück. Keine Reisen im Winter oder Hochsommer: Neben den großen Reisen im späten Frühjahr sowie im Herbst unternehmen die beiden auch gern kürzere Ausflüge. Allerdings nicht im Winter. Da ist das sechs Meter lange Wohnmobil winterfest auf einem Privatgrundstück in der Nähe abgestellt. Und auch nicht im Hochsommer während der Schulferien. „Wir müssen nicht verreisen, wenn es so heiß und überall voll ist“, sagt Adalbero Eichinger. Er ergänzt: „Wir sind ansonsten bei allem flexibel. Das ist das Schöne an dem Wohnmobil. Deshalb hatten wir uns dafür entschieden. Es gibt uns ein Gefühl der Freiheit.“ Seine Frau fügt hinzu: „Wenn das Wetter schön ist und wir etwas unternehmen möchten, fahren wir beispielsweise einfach los Richtung Nordsee oder Main und bleiben dort ein paar Tage.“ Und wenn es ihnen an einer Stelle nicht gefalle, könnten sie problemlos aufbrechen und sich einen schöneren Ort suchen. Flugreisen kommen für beide nicht infrage. „Klar, Neuseeland wäre mal sehr interessant. Aber da kommen wir nicht mit dem Wohnmobil hin“, sagt Helga Eichinger. Irland ist für sie ein Wohlfühlland: Das Paar hat in den 13 Saisons, in denen es seine Reisen unternommen hat, mehr als 200.000 Kilometer zurückgelegt. Im ersten Jahr der Anschaffung wollten sich beide zunächst mit dem Fahrzeug vertraut machen und langsam zurechtfinden. Deshalb seien sie in Deutschland geblieben. Im Folgejahr ging es aber schon für zwei Monate nach England. Am Nordkap seien sie schon gewesen, am westlichsten Punkt Europas in Portugal, dazu am östlichsten Punkt der Europäischen Union in Narva in Estland. Doch eine besondere Faszination haben die Fahrten nach Irland auf sie ausgeübt. „Pubs, Livemusik, diese Ungezwungenheit. Man gehört einfach dazu. Es ist ein Wohlfühlland“, sagt Helga Eichinger. Bei allen Reisen sind die Aufgaben bei dem Ehepaar gleich verteilt: Die grobe Planung, das Fotografieren, das Schreiben eines Blogs alle zwei Tage und das Halten der Vorträge später liegen bei Helga Eichinger. Ihr Mann ist für die Technik im Wohnmobil und bei den Vorträgen zuständig. Darüber hinaus fährt er meistens, bei langen Strecken wechseln sie sich ab. Helga Eichinger bietet Vorträge kostenlos an: Helga Eichinger bereitet es große Freude, später von ihren Reisen zu berichten. Teilweise aus bis zu 6000 Fotos wählt sie etwa 300 aus, die sie dann bei Vorträgen in Pattensen und der Region präsentiert und dazu Interessantes über die Gegend erzählt. Häufig ist sie in der Heimatstube zu Gast. Ihre Vorträge seien immer kostenfrei. „Es macht mir einfach Spaß. Das mache ich gern“, sagt sie. Das Manuskript für die letzte Reise im Herbst, die an die Mecklenburgische Seenplatte führte, liegt bereits bereit. „Ich hoffe, es bald den Menschen präsentieren zu können.“ Und wenn sich das Ehepaar gerade mal nicht mit bevorstehenden Trips beschäftigt, dann geht es in Pattensen und Umgebung spazieren oder fährt mit seinen neuen E-Bikes – das allerdings nicht bei Schnee. Und dann gibt es da noch drei Enkel. „Per Videostream kann ich denen stundenlang Kinderbücher und Märchen vorlesen. Das ist auch eine tolle Beschäftigung“, sagt Helga Eichinger. Langeweile kommt da wahrlich nicht auf. Von Mark Bode