Neustadt: Schlicker und Herbst gehen in die Stichwahl zur Bürgermeisterwahl

Als das Ergebnis feststand, haben sie miteinander angestoßen: In Neustadts Politikkneipe IsyGoing (betrieben vom Linken-Ratsherrn Stephan Iseke, unter dem Tandem von FDP-Ratsherr Thomas Iseke) versammelten sich zum Schluss eines langen Sonntagabends eine Reihe Politiker. Man gratulierte sich, ließ die Gläser klirren. Auch Christina Schlicker und Dominic Herbst stießen miteinander auf das Ergebnis an, das sie in die Stichwahl trägt: 26,8 Prozent, also 6126 Stimmen, vereinte Schlicker auf sich, Herbst kam auf 25,4 Prozent (5818 Stimmen). Der drittplatzierte Stefan Porscha schaffte noch 22,5 Prozent (5159 Stimmen). „Bundestrend ist das nicht“, sagt Schlicker am Montag bei einem Redaktionsgespräch mit einem Augenzwinkern. Bürgermeisterwahl sei Personenwahl. Die beiden Stichwahlkandidaten vertragen sich, ihnen gemeinsam ist ein großes Kommunikationstalent. Und ein Blick für Themen: Mit Diskussions- und Informationsabenden haben sie in der ersten Wahlkampfphase bis Sonntag viele Menschen und Interessen eingebunden, sich auf diese Weise auch bei Wählern bekannt gemacht, die mit dem Politikbetrieb nicht viel zu tun haben. „Und das Klinkenputzen in den Dörfern war aufschlussreich und hat viel gebracht“, sagt Schlicker. Auch Herbst hat viele Kontakte geknüpft. Die Neustädter waren neugierig auf ihre Kandidaten – und sie gingen zur Wahl. Die Beteiligung stieg auf 63,8 Prozent, 2011 hatten 57,1 Prozent gewählt. „Ich habe auch E-Mails bekommen, in denen Leute fragten, wo sie mich treffen und sprechen können“, sagt Herbst. Dafür gab es reichlich Gelegenheiten. Wahlkampf in Neustadt pausiert einen Moment: Nun wollen die Kandidaten etwas kürzertreten. „Ich glaube, die Leute haben erst mal genug vom Wahlkampf“, sagt Schlicker. Das sei auch aus der Resonanz in den sozialen Medien deutlich geworden. Beide nutzen Facebook, Herbst auch Instagram. „Das ist neu, hatten wir im Kommunalwahlkampf noch nicht“, sagt der 31-Jährige. „Man schaut vor allem, liest viel und bringt ab und zu ein Thema unter“, sagt Schlicker. Und erntet auch mal deutlicheren Widerspruch als etwa auf dem Marktplatz. „Man sollte nicht immer alles wörtlich und persönlich nehmen, aber die Botschaft kommt an.“ Jetzt müsse es darum gehen, sein Profil zu schärfen, sagt Herbst. Was die großen Themen in der Stadt angeht, lassen sich nicht viele Unterschiede zwischen beiden Kandidaten ausmachen. Kinderbetreuung, Wohnungsbau, Stadt- und Dorfentwicklung, Wasserversorgung haben sie sich vorgenommen – und, um das nötige Geld in die Kasse zu bekommen, auch mehr Gewerbeflächen. Auch wenn die Bürgermeisterin, der Bürgermeister nicht die politischen Entscheidungen fällt, Impulse könne man schon setzen, sagt Schlicker, und Herbst stimmt ihr zu. Allerhand Übereinstimmung also im Moment. Wo sich die beiden unterscheiden, werden sie in den nächsten zweieinhalb Wochen herausarbeiten müssen. Porscha storniert Urlaub, Wetzel hängt Plakate ab: Für die Dritt- bis Siebtplatzierten stellt sich diese Frage nicht mehr. Porscha kündigte noch am Wahlabend an, den für die Stichwahlvorbereitung genommenen Urlaub wieder stornieren zu wollen. Jürgen Stach, der mit 10,9 Prozent bestplatzierte parteilose Bewerber, hat als Schützenfestwirt einiges vor der Brust, denkt nun über eine Kandidatur für den Rat nach. „Den Schwung muss man doch nutzen“, sagte er am Sonntagabend. Das sieht auch FDP-Kandidat Arne Wotrubez so, der mit seinen 9,7 Prozent nicht zufrieden ist, wie er sagte. Er habe engagiert gekämpft und sich mehr erhofft. Marco Lange (parteilos) sagte, er sei mit seinen 2,8 Prozent so weit zufrieden, das entspreche seiner Einschätzung. Und Ralf Wetzel (Die Linke, 2 Prozent) hängt bereits einen Tag nach der Wahl seine Plakate ab und macht kein Hehl daraus, dass er sich mehr erhofft hatte. „Es ist schade. Sollte halt nicht sein.“ Das Interesse an der Bürgermeisterwahl war größer als zuvor: 63,8 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab, bei der Bürgermeisterwahl 2011 waren es nur 57,1 Prozent. Einige mehr hätten gern mitgewählt. Zum Beispiel Helmut Metzner, seit 1. März Neu-Neustädter, der im Wahllokal seine Karte vorlegte und statt der erwarteten zwei Wahlzettel nur den für die Europawahl bekam. „Sind wir Neubürger Bürger zweiter Klasse?“, fragt er. Diese Frage sei tatsächlich öfter gekommen, bestätigt Wahlleiter Maic Schillack. Wahlberechtigt ist, wer seit drei Monaten seinen Wohnsitz in Neustadt hat. In Metzners Fall besonders krass: Den ersten Wahlgang am Sonntag durfte er nicht mitmachen, zur Stichwahl am 16. Juni ist er dann wahlberechtigt, weil die drei Monate vergangen sind. Zumindest in der Kernstadt wird wohl die Briefwahlquote besonders hoch sein, denn am 16. Juni haben viele Einwohner wegen des Schützenfest-Ausmarschs genug zu tun. Die Stadtverwaltung rechnet mit deutlich weniger Arbeitsaufkommen für die Wahlhelfer an diesem Tag. Die 60 Wahllokale sind statt mit 378 dann noch mit 368 ehrenamtlichen Unterstützern besetzt. Sie werden, ohne Europawahl und mit nur noch zwei Kandidaten, deutlich schneller fertig werden als am vergangenen Sonntag. Das Abschneiden der CDU kommentiert Redakteurin Kathrin Götze Von Kathrin Götze

Neustadt - Schlicker und Herbst bereiten sich auf Stichwahl vor