Eine tiefe, stark blutende Wunde hat sich ein Müllwerker der Firma Remondis am Mittwochmorgen gegen 8.30 Uhr auf der Sammeltour durch Niedernstöcken zugezogen. Als er die gelben Säcke aus dem Kolzen Weg in die Schüttung des Müllwagens einwarf, schnitt sich der 23-Jährige die Hand am scharfkantigen Deckel einer Konservendose auf. Die Kollegen halfen bei der Erstversorgung und riefen einen Rettungswagen, der den Mann ins Krankenhaus brachte. Er falle jetzt für längere Zeit aus, berichtet Remondis-Pressesprecher Stefan Schlutter.
Sechster Unfall seit Mitte Juni
Es sei der sechste Unfall dieser Art seit Mitte Juni, sagt Schlutter weiter. In dieser Zeit hätten sich die Remondis-Mitarbeiter beim Greifen der Säcke an den Dosendeckeln, aber auch mal an Glasscherben, mal an Spritzen verletzt, die zwischen dem Leichtverpackungsmüll versteckt waren. Mit einem Appell an die Kunden will das Unternehmen nun gegensteuern. „Um das Verletzungsrisiko der Müllwerker so gering wie möglich zu halten, sollten die teils sehr scharfen Deckel von Konservendosen nach innen eingeklappt werden, bevor sie im gelben Sack landen“, sagt Niederlassungsleiter Dieter Opara. So könne man auch verhindern, dass der Sack ungewollt aufgeschlitzt werde und der Müll dann verstreut auf dem Bürgersteig liege. „In dreieinhalb Jahren hatten wir acht solcher Unfälle, sechs davon in den letzten acht Wochen.“ Ein Grund für die Häufung sei nicht ersichtlich.
Gelbe Säcke werden oft zweckentfremdet
Allerdings würden die gelben Säcke immer wieder zweckentfremdet, mit Restmüll, Glas, Katzenstreu, gebrauchten Windeln oder sogar Autoreifen befüllt. Wer hofft, den Müll auf diese Weise loszuwerden, der irre aber, betont Opara. „Fehlbefüllte Säcke lassen wir grundsätzlich stehen, wenn wir sie als solche identifizieren können.“ Im Regelfall könnten sich die Mitarbeiter dabei auf ihre Erfahrung verlassen und schon am Gewicht fühlen, ob leichte Verpackungen oder schwerer Restmüll im Sack liegen. Eine geborstene Glasflasche oder eine gebrauchte Spritze sei aber nicht so leicht von außen zu bemerken, darin liege die Gefahr.
Müllwerker können nach Unfällen Strafanzeige stellen
Im Sammelbetrieb griffen die Lader häufig mehrere Säcke auf einmal, da fehle die Zeit, jeden einzeln anzusehen. Wenn dann ein Unfall mit scharfkantigen Gegenständen passiert, die nichts im gelben Sack zu suchen haben, könnten die Unfallopfer Strafanzeige stellen – und sie täten es mittlerweile auch, sagt Schlutter. Dabei stehen Schmerzensgeld und Verdienstausfall in bis zu fünfstelliger Höhe zur Debatte. Remondis weist nachdrücklich darauf hin, dass nur Leichtverpackungen aus Kunststoff, Aluminium, Weißblech oder Verbundmaterialien wie Getränkeverpackungen im gelben Sack entsorgt werden dürfen.
Spritzen und Scherben in Gelben Säcken verletzen Müllwerker schwer
Von Kathrin Götze