Neustadt: Darum tarnt die Stadt die wahren Kosten für den Rathaus-Neubau

Um das neue Rathaus, das in der Innenstadt südlich der Marktstraße gebaut werden soll, gab es schon reichlich Streit. Weiteren Diskussionsbedarf könnte ein Eintrag im städtischen Nachtragshaushalt mit sich bringen, über den der Rat am Donnerstag, 3. Dezember, entscheiden soll. Dort sind für den Neubau sage und schreibe 58 Millionen Euro eingetragen. Doch diese Masse an Geld werde die Stadt für den Neubau nicht ausgeben, versichert Bürgermeister Dominic Herbst (Grüne). Die letzte Zahl im Gespräch lag im Oktober 2017 bei 25 Millionen Euro – diese müsse man sicher noch ein wenig nach oben korrigieren, räumt Herbst ein. Die 58 Millionen sind im Haushalt aber nur eingetragen, damit keinerlei Rückschlüsse auf die Höhe der abgegebenen Angebote möglich sind. Das Ausschreibungsrecht verlangt, dass bis zum Zuschlag Angebote, Bieter und auch Entwürfe geheim bleiben. Baubeginn ist für den Sommer geplant: Die Stadt hat, wie berichtet, Entwurf, Bau und Instandhaltung des Gebäudes für 30 Jahre in einem Zug ausgeschrieben, die Bieter sollen dafür einen Festpreis kalkulieren. Nach der – nicht öffentlichen – Auswahl der besten Entwürfe liegen diese Angebote nun vor. Sie müssen nun verglichen, letzte Nachfragen geklärt werden. Die Stadtverwaltung rechne mit einer Vergabe im Februar 2021, sagt Herbst. Die Summe und der Entwurf dürften dann erst nach Ablauf einer sechswöchigen Einspruchsfrist veröffentlicht werden – also voraussichtlich im März, fügt Stadtsprecherin Nadine Schley hinzu. Damit die Zahlen geheim bleiben, habe man für die Verpflichtungsermächtigung das höchste Angebot genommen und mit einem deutlichen Aufschlag versehen. „Es geht nur darum, dass wir genug Geld zur Verfügung haben, damit wir den Zeitplan einhalten und zügig beginnen können“, sagt Herbst. Baubeginn ist, wenn alles gut geht, im Sommer, Fertigstellung dann bis 2023. Zum geforderten Gebäude gehören auch eine Tiefgarage sowie Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss – davon erhoffen sich Planer und Politiker einen Schub für die Innenstadtentwicklung. Festpreis erfordert detaillierte Baubeschreibung: Das Festpreisverfahren erfordert viel Arbeit im Vorfeld. Zur Ausschreibung gehörte ein detailliertes Raumprogramm, das nun bis hin zu Steckdosen und Lampen ausgefeilt werden müsse, wie Bürgermeister Herbst erläutert. Projektleiter Friedrich Wippermann sei mit den erforderlichen Nachfragen und Wünschen seit einiger Zeit voll beschäftigt. Man habe auch versucht, mit Blick auf mobile und flexible Arbeitsplätze an diesem Raumprogramm zu sparen, müsse aber letztlich doch allen Mitarbeitern Möglichkeiten geben, zumindest für Besprechungen ins Haus zu kommen. Als erste Stadt in der Region Hannover will Neustadt seine Ratssitzung am Donnerstag, 3. Dezember, als so genannte Hybridsitzung abhalten. Gemeint ist eine Mischung aus Videokonferenz und Präsenzveranstaltung. Wer nicht online dabei sein kann, verfolgt die Sitzung im Ratssaal, Nienburger Straße 31. In diesem Saal dürfen sich nach Corona-Vorschrift nur 23 Personen gleichzeitig aufhalten. Deshalb könnten Zuschauer diesmal nicht zugelassen werden, nur Pressevertreter dürften nach vorheriger Anmeldung dabei sein. Wer eine Frage in die Bürgerfragestunde geben will, sollte sie vorab an pressestelle@neustadt-a-rbge.de schicken, sie werde dann mit dem Protokoll beantwortet, versichert Stadtsprecherin Nadine Schley. Die Sitzung öffentlich zu übertragen, sei in der städtischen Hauptsatzung nicht vorgesehen, erläutert Schley weiter. Zu den jüngsten Sitzungen in Corona-Zeiten kamen nur wenige Zuschauer. Doch diesmal stehen auch strittige Themen auf der Tagesordnung: Neben dem Nachtragshaushalt gehört wohl auch die Entscheidung über die Zukunft der Grundschule Mandelsloh-Helstorf dazu. Der Ratssaal werde deshalb flexibel gestaltet, könne mit beweglichen Wänden zu mehreren Besprechungsräumen umgebaut und so vielfältig genutzt werden. Lesen Sie auch: Neustadt: Rathausplanung läuft weiter – hinter den Kulissen (Juni 2020) Neustadt: Wettbewerb um Rathausbau kann beginnen (August 2019) Neustadt am Rübenberge: Bürgerentscheid geht für Rathaus-Neubau aus Von Kathrin Götze