Das Regional-Museum Rethmar hat ein neues Vorzeige-Exponat: In seiner Dauerausstellung zeigt es ab sofort die Kopie eines Siegelstempels, dessen Original das Freigericht Evern früher nutzte, um seine Urteile zu beglaubigen. Dieses Gericht gab es bis 1803, der Stempel ist also mindestens 216 Jahre alt. „Dass der Stempel nach so langer Zeit noch erhalten ist, ist toll“, findet Erhard Niemann, Vorsitzender des Museumsvereins, „heute schmeißen Behörden, die sie sich umbenennen oder auflösen, solche Gegenstände ja häufig einfach weg.“
Das Freigericht Evern, das seine Urteile mit dem Stempel beglaubigte, wurde 1562 erstmals urkundlich erwähnt – der Siegelstempel könnte also auch deutlich älter als 216 Jahre sein. Evern gehörte in dieser Zeit zum Bistum Hildesheim. Deshalb zeigt das Bild neben einer lateinischen Inschrift auch eine fein ausgearbeitete Zeichnung des Hildesheimer Doms. „Vielleicht kann der Bauzustand des Doms Aufschluss über das genaue Alter des Siegelstempels geben“, mutmaßt Siegbert Voges vom Historischen Quartett, das sich mit der Dorfgeschichte Everns befasst. Das will der Museumsverein nun prüfen lassen.
Historisches Quartett Evern entdeckt Original unerwartet
Auf den Siegelstempel stieß Heiko Gnoth, ebenfalls Mitglied des Historischen Quartetts, als er für das Dorfjubiläum zu 900 Jahren Evern im Internet recherchierte. Dabei stellte Gnoth fest, dass der Stempel in der Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums schlummert. Zunächst wollten Historisches Quartett und Museumsverein für Interessierte eine Fahrt nach Köln organisieren, um den Stempel zu betrachten. Später erwogen beide, das Original für das Regional-Museum auszuleihen – nun entschlossen sie sich, eine Kopie anfertigen zu lassen.
„Um das Original vom Kölnischen Stadtmuseum zu leihen, hätten wir zu viele Auflagen erfüllen müssen“, meint Museumschef Erhard Niemann. So hätte der Verein den Stempel in einer speziellen Vitrine lagern müssen, in dem ein Messgerät die Temperatur ermittelt und reguliert. Außerdem hätte er eine Versicherung und einen Mitarbeiter des Kölner Museums bezahlen müssen, der das Stück regelmäßig kontrolliert und reinigt. Dass nun nur eine Kopie im Regal steht, störe ihn nicht, meint Niemann: „Man kann beides ohnehin nur unter der Lupe voneinander unterscheiden.“
Stempel ist 7000 Euro wert
Der echte Stempel ist laut Niemann 7000 Euro wert, die Kopie bekam der Verein „für einen Freundschaftspreis“. Hendrik Strehlow, Restaurator des Kölnischen Stadtmuseums, berechnete dem Museumsverein nur die Materialkosten.
Info: Das Regional-Museum in Rethmar, Gutsstraße 15, öffnet jeweils sonn- und feiertags von 14.30 bis 17.30 Uhr. Mit seiner 25. Sonderausstellung erinnert das Museum zurzeit an die DDR.
Von Konstantin Klenke