Lehrte Immensen: Initiative Weidertierhaltung sucht Unterstützung bei Politikern

Melanie Schaper hat eine klare Haltung. Sie ist besorgt, sie ist enttäuscht, sie ist wütend. Denn der Wolf sei eine große Gefahr, sagt sie. Nicht nur für die Weidetiere, sondern auch für den Menschen, ist die Hämelerwalderin überzeugt. „Wir gehen schon lange nicht mehr ausreiten hier in der Gegend“, erzählt sie bei einem Treffen auf einem Hof außerhalb von Immensen, zu dem die Initiative Weidetierhaltung Immensen (Iwi) eingeladen hatte. Dieses Mal sind zwei Politiker der FDP mit dabei: der Bundestagsabgeordnete Grigorios Aggelidis und der Landtagsabgeordnete Hermann Grupe. Nach den jüngsten Wolfsrissen unweit von Immensen, bei denen auch Schaper ein Pony verloren hat und mehrere Schafe sowie ein Kalb getötet wurden, macht die Iwi mehr und mehr mobil. Unterstützung hat sie bereits vonseiten des CDU-Regionsabgeordneten Oliver Brandt erhalten. Aber es gibt auch Gegenwind von Befürwortern des Wolfs. Sie sehen das Raubtier als mittlerweile heimisch in unseren Breiten an und lehnen einen Abschuss ab. Die Weidetierhalter ficht das nicht an. „Wir laden jetzt nach und nach alle ein“, berichtet Schaper. Die SPD sei schon da gewesen, die CDU komme noch. Ein Treffen mit den Grünen würde die Gruppe allerdings vermeiden. Die würden vermutlich ähnlich argumentieren, wie das der Naturschutzbund tue. „Denn die sitzen in ihren Städten und wollen uns auf dem Land sagen, wie die Welt funktioniert“, sagt auch Grupe, der selbst studierter Agrarwissenschaftler ist und vom Land kommt. FDP-Politiker: Bundesregierung kuscht vor dem Nabu: „Und sogar die Bundesregierung kuscht zu 100 Prozent vor dem Naturschutzbund“, fügt er hinzu. Dabei sei völlig klar, dass dem Wolf Einhalt geboten werden müsse. Zumindest in den Gebieten, in denen er das alltägliche Leben der Menschen inzwischen fast schon bestimme, sagt auch Nicki Nowotny, eine der Sprecherinnen der Initiative. Die Angaben dazu, wie viele Wölfe in Deutschland lebten, seien schlicht falsch. „Wenn hier nur ein paar Hundert Wölfe leben würden, würden wir nicht aufschreien.“ Allein in Niedersachsen gebe es aber über 400 Tiere, deutschlandweit Zigtausende, meint Nowotny. Und die Population wachse. Grupe und Aggelidis nennen das ein „rein deutsches“ Problem. Die meisten EU-Staaten hätten die Problematik mit dem Wolf in den Griff bekommen. Das müsse hierzulande auch machbar sein. Schließlich handele es sich um ein Raubtier. Und einzelne Tiere zu töten sei keine sinnvolle Lösung. „Kein Jäger schießt auf einen Wolf, wenn er am Ende den falschen erwischt und es richtig Ärger gibt“, sagt Grupe. Lesen Sie mehr: Wolfsriss bei Lehrte – Pony stirbt durch Biss in die Kehle FDP-Politiker: Bisherige Lösungen sind „heiße Luft“: Auch von „wolfsabweisenden“ Zäunen halten die Weidetierhalter und FDP-Politiker, die sich an diesem Nachmittag am Rand von Immensen getroffen haben, nicht viel. Wirklich vor dem Tier schützen, würden nur die Zäune, die im Zoo stehen, meint etwa Jenny Ludwig von der Initiative. „Und die können wir ja jetzt schlecht überall aufbauen“, ergänzt sie. Solche Lösungen seien heiße Luft. Das betont auch Aggelidis. Er sieht das Problem darin, dass die Prioritäten falsch gesetzt würden. „Es soll Wölfe geben. Aber diese romantisierte, fast schon dogmatische Haltung vieler Politiker führt dazu, dass plötzlich die Tiere mehr wert sind als der Mensch“, meint er. Die Anwesenden nicken bedrückt. „Das Reden müssen Sie als Politiker erledigen, wir können Sie nur mit Infos füttern“, sagt Schaper. Und das wolle die Iwi weiterhin tun und diejenigen zu Wort kommen lassen, die betroffen sind. Schaper werde das in Zukunft aus der Ferne machen. Sie ziehe mit ihren Tieren nach Mecklenburg-Vorpommern. Das habe sie ohnehin vorgehabt, erzählt sie. „Der Wolf hat das Ganze jetzt nur ein wenig beschleunigt.“ Auch Nowotny wolle sich aus der Rolle der Sprecherin zurückziehen. Die beiden neuen Frauen an der Spitze der erst vor wenigen Wochen gegründeten Initiative der Weidetierhalter sind Jenny Ludwig und Nadine Grobe. Lesen Sie auch Warum der Pferdegnadenhof bei Arpke um Spenden für einen Wolfszaun bittet Uetzer Pferdehalter stellt nach Angriff auf Stute und Fohlen Antrag auf Tötung des Wolfs Wieder ein Wolfsriss bei Lehrte-Immensen: Kalb auf Weide getötet Warum Niedersachsen Wölfe stärker jagen will Wolf tötet Pony bei Lehrte – durch Biss in die Kehle Von Janna Silinger