Lehrte: Christian Helmreich ist Klimaschutzmanager der Stadt

Christian Helmreich kennen viele Lehrter als langjährigen Naturschutzbeauftragten und als den Mann vom Naturfreundehauses Grafhorn bei Arpke, das er mit seiner Frau Anette betreibt. Seit Anfang Februar widmet sich Helmreich nun einer ganz neuen Aufgabe: Der 43-Jährige ist Lehrtes erster Klimaschutzmanager. Die Stadt hatte den Posten neu geschaffen, die Besetzung der Stelle war jedoch nicht ganz einfach. Eine bereits sicher geglaubte Kandidatin sprang im vergangenen Jahr kurzfristig ab, die Stadt musste den Posten erneut ausschreiben. Unbefristeter Vertrag: Helmreich setzte sich in der zweiten Runde gegen zahlreiche Bewerber durch. Dass er den Job im Rathaus nun bekommen hat, freut ihn sehr. Denn das Naturfreundehaus ist wegen Corona schwer angeschlagen, die Zukunft dort ist ungewiss. „Ich musste beruflich handeln und freue mich, dass es bei der Stadt geklappt hat“, sagt Helmreich. Seine Stelle umfasst 30 Stunden pro Woche und ist unbefristet. Das sei sehr selten, denn andere Kommunen würden für Klimaschutzmanager in der Regel Projektverträge für zwei bis drei Jahre vergeben. „Aber das zeigt auch, wie wichtig der Stadt das Thema Klimaschutz ist“, betont Helmreich. Klimaschutzprogramm sieht mehr Fotovoltaikanlagen vor: Als Klimaschutzmanager kümmert sich Helmreich künftig vor allem um die Umsetzung des städtischen Klimaschutzprogramms und koordiniert die geplanten Öko-Vorhaben. Das lokale Programm, das der Rat im Februar 2020 verabschiedet hat, umfasst 20 Punkte und sieht unter anderem mehr Fotovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden, die Aufforstung von Wäldern, mehr Blühwiesen und Schulgärten für Schulen und Kitas vor. Derzeit verschafft sich Helmreich allerdings noch einen Überblick über seine neue Tätigkeit und macht eine Art Bestandsaufnahme: Welche Schulen haben zum Beispiel schon einen Schulgarten und welche nicht? Wie könnte ein solcher Garten aussehen und gepflegt werden? Da Lehrte zuvor nie einen Klimaschutzmanager gehabt habe, habe es keine Einarbeitung durch einen Vorgänger gegeben. „Die Infos werden mir nicht einfach so zugetragen, sondern ich muss die jeweiligen Ansprechpartner um Einzeltermine bitte“, erklärt Helmreich. Auch Bekämpfung der Klimafolgen ist ein Thema: Maßnahmen zur Verringerung des CO2-Ausstoßes entwickelt und koordiniert Lehrtes erster Klimaschutzmanager sowohl für städtische Gebäude wie Schulen, Kitas, Sportstätten und das Rathaus als auch für Vereine, private Unternehmen und Bürger. Unter anderem berät er über Fördermöglichkeiten, etwa beim Kauf einer neuen Heizung oder von Solaranlage auf Firmendächern. Lesen Sie auch: Lehrter Familie erhält Grüne Hausnummer für umweltfreundlichsten Neubau Niedersachsens Neben dem Klimaschutz ist Helmreichs zweites großes Thema die Bekämpfung der Klimafolgen. „Ich achte bei künftigen Baumpflanzungen an Straßen und in Grünanlagen zum Beispiel auf die Auswahl der Arten und darauf, dass diese Sturm und Hitze vertragen – dabei habe ich aber auch im Auge, dass vermehrter Blütenstaub nicht gut für Pollenallergiker ist“, erklärt Helmreich. Kommunen müssen Energieberichte vorlegen: Zu seinen umfangreichsten Aufgaben wird die Erstellung von jährlichen Energieberichten gehören, zu welchen das Niedersächsische Klimagesetz Kommunen seit Dezember 2020 verpflichtet. Helmreich muss dafür sämtliche Energieverbräuche in städtischen Gebäuden dokumentieren und veröffentlichen. Daraus sollen gezielte Maßnahmen entwickelt werden, um Verbräuche zu senken. Darüber hinaus kommt der Klimaschutzmanager in der Bildungsarbeit zum Einsatz, etwa in Schulen und Kitas. Das Naturfreundehaus Grafhorn bei Arpke wird es weiterhin geben – auch wenn Betreiber Christian Helmreich zum Februar bei der Stadt die Stelle des Klimaschutzmanagers angetreten hat. Seine Frau Anette bleibt Pächterin der Natur- und Kulturhistorischen Bildungsstätte (Nakubi) samt Eisenzeithaus und Herberge und wird diese auch wieder öffnen, wenn es die Corona-Vorgaben denn zulassen. Der Betrieb soll jedoch eingeschränkt werden. So wird das Naturfreundehaus dem Trägerverein Naturfreunde Lehrte zwar auch weiterhin als Vereinsheim zur Verfügung stehen. Eine Gastronomie für Radfahrer und Spaziergänger soll es laut Christian Helmreich an den Wochenende aber nicht mehr geben. An den Plänen für eine Sanierung des Altbaus und einen Neubau will der Trägerverein weiterhin festhalten. Punkten konnte Helmreich bei seiner Bewerbung um den Posten mit seinem umfangreichen Wissen und großer beruflicher Erfahrung. Er hat nicht nur Biologie, Chemie und Geografie studiert, sondern auch Klimaschutz und Umwelt- und Verfahrenstechnik. Auch Organisieren liegt ihm: Helmreich hat unter anderem 1998 auf Grafhorn Lehrtes erstes Solarfest auf die Beine gestellt. Von Katja Eggers