Lehrte: Antikriegshaus zeigt Onlinetheaterstück zum Shoah-Gedenktag

Seit 25 Jahren begeht das Antikriegshaus in Sievershausen den 27. Januar als Gedenktag für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft mit einer Veranstaltung. In diesem Jahr kann dieses Ereignis wegen der Corona-Pandemie nicht wie geplant in der Martinskirche Sievershausen stattfinden. Stattdessen zeigt das Theater Odos aus Münster am Sonntag, 31. Januar, ab 16 Uhr das Theaterstück „Ich lebe doch noch – die wahre Geschichte von Hanna Mandel“ nun online. Geschichte beginnt mit der Befreiung der Konzentrationslager: Das Theaterstück handelt von einer Frau, die ihre gesamte Familie im NS-Vernichtungslager Auschwitz verloren hat. Grundlage des Stücks sind die Aufzeichnungen des Münchner Theologen Norbert Reck. Er hat die KZ-Überlebende Hanna Mandel interviewt. Sie reflektiert ihre Erfahrungen und beschreibt die Schlussfolgerungen, die sie für ihr eigenes Leben daraus gezogen hat. Das Buch von Norbert Reck endet nicht mit der Befreiung aus dem Konzentrationslager – da fängt in seinem Buch die Geschichte von Hanna Mandel erst an. Der Autor beschreibt die widerstrebenden Gefühle der Frau, bei der sich Wut, Trauer, Vergeltung, Unglaube und Gerechtigkeitssinn überlagern und abwechseln. Hanna Mandel, die ein selbstbestimmtes Leben führt, hinterfragt dabei die Religiosität ihres Mannes und die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Mandel fühlt sich dabei als Überlebende mit all ihren Traumata von der Gesellschaft vergessen. Bezeichnend ist eine Szene, bei der sie im Fernsehen eine Trauerfeier zur Erinnerung der Holocaust-Opfer sieht – und kommentiert: „Aber ich lebe doch noch.“ „Das Theaterstück über die Kindheit in einer jüdischen Familie, den Holocaust und das Leben mit den Erfahrungen in Konzentrationslagern ist ein einfühlsames und nachdenkliches Erlebnis“, heißt es in einer Mitteilung des Antikriegshauses. Dokumentationsstätte setzt weiter auf virtuelle Veranstaltungen: Das Antikriegshaus, das 2020 durch die Corona-Pandemie große Einnahmeverluste verbuchte, setzt in diesem Jahr weiter auf Onlineveranstaltungen. Es liege fern, das wichtige Gedenken ausfallen zu lassen, schreibt Berndt Waltje, Vorsitzender der Dokumentationsstätte, in der aktuellen Mitteilung. „Wir nutzen die im zurückliegenden Jahr gewonnene Erfahrung und kommen mithilfe eines gängigen Konferenzmoduls wieder zum Publikum nach Hause auf den Bildschirm.“ Die Aufführung des Theater Odos gibt es nicht als Livestream, sondern als Zoom-Konferenz. Der Onlinetheaterbesuch ist kostenlos. Anmeldungen sind per E-Mail an info@antikriegshaus.de möglich. Die Theaterbesucher erhalten nach der Anmeldung einen Link, der automatisch zur Veranstaltung führt. Ein spontaner Theaterbesuch ist bis kurz vor der Vorstellung über die Website www.antikriegshaus.de möglich. Von Patricia Oswald-Kipper