Wie bringt man klassische Musik den Menschen näher? Man erklärt sie ihnen. Einst machten das die Dirigenten Leonard Bernstein oder Gerd Albrecht im Fernsehen für Kinder. Am Sonntagnachmittag gab es Musiknachhilfe für Erwachsene in der bestens gefüllten Matthäuskirche. In dem Gotteshaus an der Masch stand das erste Konzert mit der grundsanierten und erweiterten Orgel auf dem Programm, und ein großer Teil davon war die Vorstellung einzelner ausgewählter Merkmale des Instruments. Georg Schloetmann, Chef der Orgelbaufirma Hammer in Hemmingen, stellte sich dazu in den Altarraum und erzählte den Besuchern von Labialpfeifen, Zungenregistern und Schallbechern. Matthäuskantorin Birgit Queißner steuerte dazu auf der Orgelempore anhand kurzer Stücke die entsprechenden Klänge bei.
Zuvor hatte der Hemminger den Konzertgästen einen kleinen Abriss über ihre Orgel gegeben. Das erste Instrumente sei in der Zeit des Kirchenbaus 1876 entstanden. 1917 habe es schon die erste Sanierung gegeben und 1925 die erste Erweiterung. Im Jahr 1937 sei dann ein neues Instrument mit drei Manualen und 35 Registern entstanden. „In Lehrte scheint man immer Geld gehabt zu haben“, kommentierte er die rege Aufmerksamkeit, die die Orgel in der Gemeinde erfahren hat. Die derzeitige Orgel sei 1983 entstanden, und bei der jetzigen Sanierung habe man noch viel vom Original aus dem Jahr 1876 gefunden. „Orgeln von August Schaper aus Hildesheim sind gute und erhaltenswerte Instrumente“, konstatierte er. „Das ist ein kleiner Schatz.“
Kantorin Queißner zeigte sich froh über den neuen Klang. „Gegenüber früher hat die Orgel mehr Möglichkeiten.“ Unter anderem könne man jetzt einen Chor viel besser begleiten und ein Crescendo lasse sich schön aufbauen. Was mit der Orgel jetzt möglich ist, demonstrierte die Kantorin beim Konzert, zu dem sie die Violinistin Angela Jaffé von der Staatsoper Hannover und den Cellisten Roland Baumgarte eingeladen hatte.
Während Queißner die Orgel lobte, lobte der Kirchenvorstand Queißner. „Ohne dich hätte es dieses Projekt nicht gegeben“, befand der Vorsitzende Wilhelm Busch. Die 51.000 Euro Sanierungskosten wurden zu zwei Dritteln aus Spenden und Gemeindemitteln bestritten. Ein Drittel steuerte die Landeskirche bei.
Von Michael Schütz