Stadt sucht neuen Träger für mobile Jugendarbeit Maja

„Ich bin Kanake, ich darf das.“ Wenn Alexander Pischel diesen Satz hört – und er hört ihn oft –, gehen bei ihm alle Alarmglocken an. „Dann weiß ich, dass diese Jugendlichen verinnerlicht haben, dass ihre Chancen gering sind.“ Und Pischel weiß dann auch, dass er sich aus wahrlich gutem Grund einmal mehr die Abende und die Wochenenden auf den Straßen Langenhagens um die Ohren haut. Alexander Pischel ist Maja, die „Mobile Aufsuchende Jugendarbeit in Langenhagen“. Er ist Mitternachtssportler, Spielmobil-Fahrer, Organisator der wöchentlich nächtlichen Hallenzeit oder auch Sozialraum-Begeher. Pischels Klientel nennt das anders: „Na, Alex?! Biste wieder spazieren?“ Alexander Pischel könnte offenkundig mühelos noch länger von seinem Arbeitsalltag berichten, doch schon dieser erste, gut viertelstündige Einblick hinterlässt den Jugendhilfeausschuss sichtbar beeindruckt. Anlass dieses virtuellen Ausflugs in die Welt jener Jugendlicher, die sich weder in irgendwelchen Vereinen noch in ihrem Zuhause wirklich erwünscht fühlen, ist das drohende Ende des Projekts. Der bisherige Trägerverein von Maja, der Verein für Sozialarbeit, löst sich mangels Mitstreiter auf. Pischels Arbeitsvertrag läuft am 31. März aus, was zunächst ein formaler Akt ist. Doch der ideell kaum zu bemessende Wert der über Jahre geknüpften Beziehungen zwischen dem Sozialarbeiter und den andernfalls verlorenen Jugendlichen liegt Kommunalpolitikern wie Verwaltungsmitarbeitern spürbar auf den Schultern. vyvyvyxvv: Hoffnung ist gleichwohl erlaubt. Nach einem öffentlichen Aufruf der Stadt haben sich inzwischen acht Vereine und Institutionen gemeldet, die als Trägerverein sowohl für Maja als auch (bis auf eine Ausnahme) für das bis Dezember geführte Unabhängige Jugendzentrum einspringen möchten. Für das Jugendzentrum können sich Stadt und Vereine noch Zeit lassen: Eine Wiederaufnahme der „Offenen Tür-Arbeit“ (OTA), wie es die Stadt nennt, steht erst nach dem Neuaufbau des unlängst abgerissenen Nordtrakts des Hauses der Jugend an. Doch für Maja brennt förmlich die Luft. Die Stadt wird deshalb jetzt schnellstmöglich alle Interessenten um Eingabe eines zumindest groben Konzeptes für die Trägerschaft von Maja bitten, um im zweiten Schritt die formalen Voraussetzungen zu klären. „Neuer Träger kann nur sein, wer bereits als Freier Jugendträger vom Rat anerkannt worden ist“, erläuterte Sozialdezernentin Monika Gotzes-Karrasch dem Jugendhilfeausschuss. Dies gilt nicht für alle Anwärter, die sich bei der Stadt gemeldet haben. Unter den Bewerbern für Maja und die OTA sind das Jugendwerk der Awo, das wie Maja bereits am Interkulturellen Erlebnispark in Kaltenweide aktiv ist, der Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen, die Gesellschaft für gemeinnützige Behindertenarbeit oder auch das Mehrgenerationenhaus. Nur für Maja hat sich auch der Verein Wohnen in der Nachbarschaft (win) gemeldet, der den Quartierstreff in Wiesenau betreut. Dieser Verein müsste sich noch als freier Träger von der Stadt anerkennen lassen. vxyvcyvc: Wie sehr auch die Politik an einer schnellen Lösung, vor allem aber an der Expertise von Pischel interessiert ist, zeigt ein für Langenhagener Verhältnisse weitreichendes Entgegenkommen der Politik in Richtung Verwaltung. So soll diese nach den Gesprächen mit den Interessenten bereits eine Vorauswahl treffen, so dass nur noch zwei oder drei Bewerber ihr Konzept dem Jugendhilfeausschuss zur Auswahl vorstellen sollen. Ein entsprechender Vorstoß der CDU fand in dem Gremium schnell Zustimmung. Gleichwohl, warnte Gotzes-Karrasch, sei ein nahtloser Übergang für Pischel nicht garantiert. Der Ausschuss tagt das nächste Mal am 15. Februar. Es sei aber fraglich, so Gotzes-Karrasch, ob bis dahin alle Informationen einzuholen seien. Und immerhin müsse der Ausschuss auch noch die Möglichkeit zur Beratung haben. Dessen nächste Sitzung ist für den 8. März terminiert. Der Rat könnte dann eine endgültige Entscheidung erst am 12. März fällen. „Letztlich aber können wir keinem neuen Träger vorschreiben, wen er einstellen soll“, betonte die Dezernentin. Pischel verfolgte die Debatte aus dem Zuschauerraum mit Interesse. Dass ihm an der Arbeit in Langenhagen etwas liegt, auch wenn er die eigentlich auf zwei Sozialarbeiter ausgelegte Arbeit nach der Elternzeit-Beurlaubung seiner Kollegin seit Anfang 2017 alleine ausfüllen muss, hat er dem Gremium glaubhaft dargelegt. Miete zahlen müsse aber auch er. Die ersten Bewerbungsverfahren auf andere Stellen liefen daher bereits. Von Rebekka Neander

Langenhagen - Wer rettet Maja?