Langenhagen: HTI Collin KG will nach Langenhagen umsiedeln

Unternehmen auch in Langenhagen leiden unter der Corona-Pandemie, die fortwährenden Lockdowns machen vielen Betrieben zu schaffen. Über die Gewerbesteuer schlägt sich die Krise auch im Haushalt der Stadt Langenhagen nieder. Die Nachricht über die geplante Neuansiedlung eines großen Gewerbesteuerzahlers kommt da zur rechten Zeit: Die HTI Collin KG, Fachgroßhändler für Tiefbau und Industriebedarf, will ihren Firmensitz von Hannover ins Gewerbegebiet im Westen der Münchner Straße verlegen. Mittelfristig soll das Unternehmen zu den Top-zehn-Gewerbesteuerzahlern in Langenhagen gehören. HTI-Gesellschafter: „Wir sind auf Wachstumskurs“: Mit großer Mehrheit hat der Rat in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt, dass die Stadtverwaltung ein rund 27.000 Quadratmeter großes, bislang landwirtschaftlich genutztes Grundstück am Ende der Erdinger Straße in Sichtweite Schulenburgs an die HTI Collin KG verkaufen darf. Der Kaufpreis für das Grundstück soll bei 120 Euro pro Quadratmeter liegen und damit deutlich über dem aktuellen Bodenrichtwert von 85 Euro für baureifes Land. Geplant sind unter anderem eine 6000 Quadratmeter große Halle samt Büroanbau und ein Freilager in gleicher Größe. Die HTI Collin hatte bereits 2019 ihr Interesse an einem Umzug nach Langenhagen bekundet. Das derzeitige Firmengrundstück am Vinnhorster Weg, knapp vier Kilometer Luftlinie entfernt in direkter Nachbarschaft zur Justizvollzugsanstalt Hannover, ist mittlerweile zu klein und lässt die geplante Betriebserweiterung nicht zu. Dort stehen dem Unternehmen rund 8000 Quadratmeter zur Verfügung, wie der persönlich haftende Gesellschafter Winfried Peter auf Nachfrage erläutert. „Das ist sehr beengt. Wir sind aber auf Wachstumskurs.“ Zum Zeitplan konnte er sich mit Blick auf den noch nicht abgeschlossenen Kaufvertrag und das Baugenehmigungsverfahren nicht äußern. Der mittelständische Fachgroßhandel für Tiefbau und Industriebedarf war 2002 durch die Fusion der Riefke Tiefbauvertrieb GmbH & Co. KG und der HTI WV Handel KG entstanden. Niederlassungen finden sich außer in Hannover noch in Braunschweig, Hildesheim und Kassel. Das Verkaufs- und Liefergebiet erstreckt sich über weite Teile Niedersachsens und das nördliche Hessen. Stadt Langenhagen hofft auf Top-Gewerbesteuerzahler: Aktuell beschäftigt das Unternehmen HTI Collin KG 102 Mitarbeiter. „Die Geschäftsführung geht davon aus, dass mit dem im Falle der Ansiedlung in der Erdinger Straße verbundenen Betriebswachstum eine deutlich Steigerung der Mitarbeiterzahl einhergehen wird“, heißt es in der entsprechenden Beschlussvorlage der Langenhagener Stadtverwaltung. Wichtig aus Sicht des Rathauses ist, was das wirtschaftliche Wirken unter dem Strich für Langenhagen bedeutet. Der Umsatz der HTI Collin KG beträgt etliche Millionen Euro. Bei einem Umzug an die Erdinger Straße – künftig auch Firmensitz – rechnet das Unternehmen mit einer Verdopplung des Umsatzes innerhalb von zehn Jahren. Die Stadtverwaltung prognostiziert, „dass das Unternehmen voraussichtlich zu den Top zehn“ der Langenhagener Gewerbesteuerzahler gehören würde. Bereits aktuell läge es unter den Top 20 und wäre damit ein bedeutender Gewerbesteuerzahler. Verkehr auf der Münchner Straße wird zunehmen: Wegen der Versiegelung der bislang landwirtschaftlich genutzten Fläche sieht die Stadtverwaltung zwar insgesamt negative Auswirkungen für den Klimaschutz. Die Abwägung listet aber auch positive Punkte auf. So sei mit Synergieeffekten zwischen der HTI Collin KG und der benachbarten HS-C. Hempelmann KG zu rechnen. Auch dieses Unternehmen gehört zur HTI-Gruppe, einem Verbund 14 regionaler mittelständischer Unternehmen mit insgesamt rund 60 Niederlassungen. Auch HTI-Collin-Gesellschafter Winfried Peter setzt auf die Zusammenarbeit mit dem Schwesterunternehmen, allerdings aus wirtschaftlicher Sicht: „Wir wollen die Synergieeffekte mit Hempelmann heben.“ Gemeinsame Logistik: Die Vorteile für den Klimaschutz aus Sicht der Langenhagener Stadtverwaltung beziehen sich auf die Zusammenlegung der Logistik beider Kommanditgesellschaften. Die HS-C. Hempelmann KG verfüge selbst nur über kleinere Fahrzeuge, die HTI Collin KG hingegen über Lastwagen mit Kranausleger. Da seien Synergien möglich, ebenso bei der Belieferung beider Unternehmen. Allerdings bedeutet die Ansiedlung eine Zunahme des Verkehrs im Westen der Münchner Straße. HTI Collin hat ein Lärmschutzgutachten erstellen lassen, das die täglichen Verkehrsbewegungen auflistet. Acht kleinere und vier große Lastwagen sowie sechs Paketdienste werden demnach den Wareneingang übernehmen. 40 Fremdfahrzeuge, darunter zwölf Lkw, holen täglich Ware ab, hinzu kommen zwölf Auslieferungsfahrten – und die Pkw-Fahrten der Mitarbeiter und Besucher. Von Frank Walter