Kunstverein Langenhagen: Noor Mertens wird Direktorin im Kunstmuseum Bochum

Noor Mertens wird die Stadt verlassen. Die Chefin des Kunstvereins Langenhagen wechselt bereits Mitte des Jahres nach Bochum. Dort übernimmt die Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin des Kunstvereins als Direktorin das Kulturmuseum Bochum. Die hiesige Stelle soll zeitnah ausgeschrieben werden. Was reizt Mertens an der neuen Aufgabe im Ruhrgebiet? Administrative Aufgaben kosten Zeit: „Ich arbeite gerne in Langenhagen“, sagt Mertens. Doch das nachgeschobene „aber“ der in Belgien geborenen, studierten Kunsthistorikerin mit niederländischem Pass klingt durchaus nachvollziehbar. Sie habe seit Amtsantritt Anfang des Jahres 2017 zwar im Kunstverein Langenhagen viele Gestaltungsmöglichkeiten gehabt. Allerdings lasteten zugleich die meisten Aufgaben auf ihren Schultern. Anträge stellen, Ausstellungen vorbereiten, Buchhaltung führen – sehr viele, vor allem administrative Aufgaben, kosteten Zeit. „Das wird in Bochum anders sein“, so Mertens. Dort sind die Verantwortlichkeiten im Kunstverein stärker geteilt, sodass ihr als Direktorin ausreichend Zeit und Raum für die inhaltliche Vorbereitung von Ausstellungen zur Verfügung stehen werden. Denn Mertens Anspruch ist hoch. „Was man anbietet, muss durchdacht sein“, sagt die 37-Jährige über ihre Überzeugung. Sie will dem Publikum etwas bieten. Sogar dann, wenn die Räumlichkeiten coronabedingt geschlossen bleiben müssen. „Unsere Website ist seit August online“, freut sich Mertens über ein weiteres Medium, das sie für den Kunstverein Langenhagen erschließen konnte. Zugleich sei ihr bewusst, dass sie vor allem die Älteren, nicht so mit Technik vertrauten Menschen damit kaum erreichen wird. Lesen Sie auch Noor Mertens arbeitet emsig an neuem Netzwerk Kunstverein Langenhagen zeigt "Der erweiterte Blick" Führung im Kunstverein Langenhagen Verlust von Sinnlichkeit und Intensität: Mertens hat in den zurückliegenden Monaten eine Menge improvisiert und das für 2020 angedachte Programm auf das Jahr 2023 verschoben. „In Zeiten der Pandemie muss man sich natürlich die Frage stellen, wer tatsächlich nach Langenhagen kommen kann und ob man überhaupt kommen muss“, sagt Mertens. Ihre Arbeit im Kunstverein im zurückliegenden Jahr zeigte neben guten Einfällen auch die erforderliche Zielstrebigkeit zur erfolgreichen Realisierung – und das ist nicht verborgen geblieben. Ungeachtet dessen bedauert sie den Verlust von künstlerischer Sinnlichkeit und Intensität als Folge der Pandemie. Zugleich hat Mertens versucht, den Verlust nach Kräften zu kompensieren. Aber es ist auch klar, dass eine verhältnismäßig kleine, durchaus leistungsfähige Einrichtung wie die des Kunstvereins Langenhagen weniger Gestaltungsmöglichkeiten bieten kann und weniger überregionale Strahlkraft besitzt, als etwa das Kunstmuseum Bochum. In der Einrichtung im Ruhrgebiet ist das Programm für 2021 bereits durchgeplant. „Sodass ich langsam in die dort übliche Arbeitsweise hineingleiten kann“, sagt sie. Sie freue sich auf Vernetzung und Erfahrung, über die die Mitarbeiter des Bochumer Hauses verfügten. Die osteuropäischen Kontakte, die Verbindungen nach Amerika und den ganz besonderen Ansatz gegenüber der Kunst in der NS-Zeit findet Mertens ebenfalls anregend. Die größere Nähe zur Heimat ist Zufall: Dass sie geografisch wieder ein bisschen mehr in die Nähe ihrer Herkunft rückt, ist dagegen Zufall statt Ziel gewesen. „Die Menschen in Langenhagen werde ich sehr vermissen“, so Mertens. Denn auch dort lernte sie viele interessante und gestaltungsfreudige Menschen kennen und schätzen. „Wir bleiben auf jeden Fall in Verbindung“, sagt Mertens. Schließlich zählt die Vernetzung der kreativen Szene zu ihren besonderen Stärken. Von Patricia Chadde