Study Rooms und Homeschooling: So läuft der Unterricht an Laatzens Schulen

Das große Problem in Laatzen ist aus Sicht von Schulleitern der weiterführenden Schulen der mangelhafte Zugang zu schnellem Internet. Auch nach einem Sommer, in dem davon auszugehen war, dass es weiterhin Homeschooling geben würde, seien die Schwierigkeiten nicht gelöst worden, kritisiert etwa Christian Augustin, Leiter der Albert-Einstein-Schule. AES-Elternvertreter Matthias Büschking sieht darin ein „politische Versäumnis“ des Landes. Der Schule könne man hingegen keinen Vorwurf machen. „Die haben das Beste aus allem gemacht.“ Auch an den Lehrern liegt es nicht, betont Augustin. „Die halten sich strikt an die Vorgaben des Kultusministeriums.“ Dazu gehöre das Bereitstellen von komplexen Unterrichtsmaterialien, der regelmäßige Austausch mit Schülern sowie Fortbildungen für die Pädagogen, um das Homeschooling effizienter zu gestalten. Wie vom Land vorgegeben, nehmen die Schüler, die in diesem Jahr ihren Abschluss machen, im wöchentlichen Wechsel am Präsenzunterricht teil. Der normale Schulalltag sei zwar durch nichts zu ersetzen, sagt Augustin. Doch momentan gebe es ein größeres Ziel: gesund bleiben. „Und bisher sind wir glimpflich davongekommen.“ Sorge um Kinder aus sozial schwachen Familien: Dieses Ziel hat auch für Sven Hinzpeter Priorität. Wie an der AES kommen auch an der Erich-Kästner-Oberschule nur die Abschlussklassen zur Schule, erklärt deren Schulleiter. Für sie gelte ebenfalls das Wechselmodell. „Die eine Hälfte der Klasse kommt in einer Woche, die andere in der Woche danach.“ Das sei zwar nicht optimal, aber die einzige Möglichkeit, überhaupt vor Ort Unterricht zu geben. „Ob es genug ist, werden wir im Juni sehen, wenn die Ergebnisse der Abschlussprüfungen vorliegen.“ Egal wie das Ergebnis ausfalle: „Für das Kollegium muss ich eine Lanze brechen“, betont Hinzpeter. Die Lehrer gäben sich große Mühe, jeden Schüler zu erreichen. In einigen Fällen sei das gar nicht so leicht. „Es gibt Kinder, die keinen Rückzugsort zum Lernen haben“, sagt Hinzpeter. Einigen stehe kein Drucker zur Verfügung, bei manchen hapert es mit der Internetverbindung. Diese Kinder bestelle man wöchentlich in die Schule und versorge sie mit Material in Papierform. „Dann telefonieren die Lehrer alle paar Tage mit ihnen, um Fragen zu klären.“ Es gebe trotzdem immer die Angst, „jemanden zu verlieren“. Diese Einschätzung teilt auch Dirk Knoop, Elternvertreter der Oberschule. Jüngere und Schüler aus ärmeren Familien würden abgehängt. „Eigentlich wäre hier Präsenzunterricht das Beste.“ Diese Entscheidung liege jedoch bei der Politik. Und die spiele auch eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, zumindest technische Probleme zu lösen. „Es heißt immer, dass Mittel aus dem Digitalpakt zur Verfügung stehen. Davon haben wir bisher nichts gesehen“, beklagt Knoop. Doch selbst wenn die Stadt für viel Geld mobile Endgeräte anschaffen würde, mangelt es teils noch an Arbeitsplätzen und Internetanschlüssen daheim. „Das ist so, als würde mir jemand ein Auto schenken, ich habe aber weder Führerschein noch Benzin“, sagt Hinzpeter. EKG bietet Schülern Study Rooms an: Dieses Problem sei auch am Erich-Kästner-Gymnasium von Bedeutung, einige Schüler verfügten weder über Laptop noch Tablet, berichtet Schulleiterin Ulrike Mensching. Für viele sei es zudem schwierig, sich zu Hause zu konzentrieren, etwa weil sie sich ein Zimmer mit Geschwistern teilen. Um diese Kinder aufzufangen, biete die Schule Study Rooms – auf Deutsch: Lernräume – an. „Dafür kann man sich online anmelden. Dann bekommen sie einen Raum zur Verfügung gestellt.“ Noch werde das wenig angenommen, doch Mensching ist überzeugt: „Je länger Szenario C andauert, umso mehr Schüler kommen darauf zurück.“ Größere Sorgen um die Abschlüsse der angehenden Abiturienten gibt es am EKG bislang noch nicht. Die rund 50 Schüler, die derzeit als Abschlussjahrgang wechselweise Präsenzunterricht haben, seien mit dem Stoff inzwischen durch. „Die sind sehr motiviert, und niemand hat das Gefühl geäußert, nicht gut vorbereitet zu sein“, sagt Mensching. Das sei auch dem Umstand zu verdanken, dass es im Kollegium so gut wie keine Ausfälle gegeben habe. Dass die Lehrkräfte des EKG in den vergangenen Monaten viel Engagement gezeigt haben, unterstreicht auch die Schulelternratsvorsitzende Katrin Benke. „Die haben sich unglaublich Mühe gegeben.“ Immer wieder hätten die Lehrer gefragt, wo es noch Baustellen gebe, was gut laufe und was nicht. Dieser Austausch sei ein wichtiger Bestandteil des Homeschoolings, findet Benke. Lesen Sie auch: Schulen bekommen mehr als 90.000 Euro für Schutzausstattung Die Elternvertreterin beklagt sich aber über eine „Abwehrhaltung der Politik“. „Die handeln nach dem Motto: Maske drauf, lüften, warm anziehen, passt schon“. Es müssten endlich Gelder aus dem Digitalpakt eingesetzt werden, um Lüftungsgeräte, Plexiglasscheiben und FFP2-Masken zu beschaffen und zugleich die technische Ausrüstung auf Vordermann zu bringen. Dann sei vielleicht doch eines Tages Liveunterricht per Videoschalte möglich. Von Janna Silinger