Laatzen: Wegen Neubaugebiet: Anwohner befürchten Hochwasser und Verkehrschaos

Normalerweise wird der Raum 912a im Laatzener Rathaus für Sprechstunden zum Thema Stromspar-Check oder für Kleingruppen benötigt. Beim Informationsabend des Teams Stadtplanung zum Neubaugebiet „Am Erdbeerhof II“ drängten sich jetzt aber mehr als 30 Bürger in enge Stuhlreihen und an die Wände. Die Verwaltung schien von dem Interesse überrascht, zumal ursprünglich ein noch kleinerer Raum vorgesehen war. In dem Gebiet zwischen Gleidingen und Rethen wollen die Bauträger Helma und Fischerbau weitere rund 240 Einheiten als Mehrfamilien-, Reihen- sowie Einfamilienhäuser errichten. Wie jetzt bekannt wurde, hatten die Unternehmen die Fläche jüngst gekauft. Nach einer Zusammenfassung der zuletzt im Ortsrat vorgestellten Planung zur Flächennutzung und Bebauung stellte sich Stadtplanerin Isabel Methieu den Fragen, Anregungen und Bedenken. Letztere hatten die Bürger vor allem zum Verkehr, zur Entwässerung und zur Platzierung der Mehrfamilienhäuser. „Wir wollen frühzeitig informieren“, betonte Mathieu, die auch auf unterschiedliche Einzelpunkte vom Artenschutz bis zur Verkehrsführung einging. Bodengutachten steht aus: Kritische Nachfragen gab es zur Entwässerung und dem ausstehende Bodengutachten. Das Problem mit Kiesschichten und tonreicher Erde in Laatzen und speziell in Rethen sei seit Jahren bekannt, sagte der Rethener Matthias Odenthal. Im Gebiet Sehlwiese sei das Problem bei Hochwasser noch immer nicht gelöst – nun drohe sich dies Am Erdbeerhof zu wiederholen, indem die Stadt ohne genaue Kenntnisse der Bodenverhältnisse plane: „Die Stadt macht den zweiten Schritt vor dem ersten“, sagte Odenthal. Die Stadt müsse planen, um eine Berechnungsgrundlage für die Entwässerung zu haben, entgegnete Mathieu. Unter der Hochspannungsleitung, einem geplanten Grüngürtel, solle ein Regenrückhaltebecken angelegt werden – ob flach und naturnah oder als tieferes Betonbecken, sei noch offen. Überschüssiges Wasser werde in den Kanal und nach Westen in die Masch geleitet. „Grob gerechnet reicht das aus“, sagte Mathieu. Die Stadt wolle es aber genauer wissen und erwarte das auf Bohrungsergebnissen basierende Gutachten. Grüngürtel soll möglichst langfristig erhalten bleiben: Was aus dem Grüngürtel werde, wenn die alte Hochspannungsleitung in einigen Jahren abgebaut werde, fragte Dirk Reile aus der Nordstraße in Gleidingen. Dann entstehe eine große Freiraumqualität, sagte Mathieu. Zwar sei der 30 Meter breite Streifen nicht verlässlich vor Bebauung zu schützen, doch sei er wichtig für die Frischluftversorgung und als Wegeverbindung. „Wir wollen den Grüngürtel möglichst erhalten“, sagte sie. Schleichverkehr in Rethen befürchtet: Da der zu erwartende Verkehr größtenteils in Richtung Hannover rollen dürfte, meldeten sich besorgte Rethener zu Wort: Autofahrer würden kaum über die Hildesheimer Straße nach Süden zur Bundesstraße 6 fahren, sondern den Weg über die Braunschweiger Straße durchs Wohngebiet suchen. Die bestehenden Straßen könnten die zusätzlichen Verkehsmengen aufnehmen, zitierte Mathieu aus einer Untersuchtung. Gleichwohl notierte sie die Bedenken vor Schleichverkehr. Dass der direkte Anschluss an die B6 kein Thema mehr ist – mit der Braunschweiger Straße als deren Zufahrt –, begrüßten die Anwesenden mehrheitlich. „Hohe Geschosse an der Grundstücksgrenze“: Anwohner der Straße Am Springborn in Gleidingen störten sich an der Neuplatzierung der Mehrfamilienhäuser südlich ihrer Straße: „Wir haben unsere Terrasse nach Süden ausgerichtet, und jetzt werden uns solche hohen Geschosse an die Grundstücksgrenze gestellt“, sagte der Gleidinger Kurt Seidel, der mit mehreren Nachbarn im Raum 912a saß. Warum die Gebäude nicht mehr bei den Kleingärten an der Braunschweiger Straße stehen sollten, fragten sie. Mathieu begründete die neuen Überlegungen mit dem Grüngürtel und der besseren Anbindung an die Hildesheimer Straße. Die Planung sei aber „noch nicht festgezurrt“, sagte die Stadtplanerin. Ein Vertreter des Bauträgers Helma hörte beim Infoabend mit. Äußern wollte sich der Projektentwickler Markus Schruder aber weder dort noch danach: „Ich muss die Eindrücke erst einmal sacken lassen.“ Nächste Beteiligungsrunde im April: Bis 10. Januar können Bürger Bedenken äußern. Die Pläne sind im Laatzener Rathaus und auf der Stadtseite www.laatzen.de einzusehen. Im April ist eine neuerliche Beteilung vorgesehen – dann mit Bodengutachten. Läuft alles nach Plan, könnte Ende 2020 der neue Bebauungsplan aufgestellt werden. Anschließend könnte dann die Erschließung und voraussichtlich 2021/2022 die Vermarktung beginnen. Lesen sie auch: Gleidingen und Rethen bekommen weitere 250 Wohneinheiten Dritte Generation bereitet Saisonstart auf Erdbeerhof vor Ortsrat benennt Erdbeerhof-Straßen nach Insekten Von Astrid Köhler

Gleidingen/Rethen - Wegen Neubaugebiet: Anwohner befürchten Hochwasser und Verkehrschaos