Laatzen: Steigende Schülerzahlen: Stadt will Schulbezirke neu zuschneiden

Die Adresse eines Kindes entscheidet maßgeblich darüber, welche Grundschule es besucht. Die Grenzen sind in der sogenannten Schulbezirkssatzung definiert. Nur in begründeten Ausnahmefällen, nach Antrag der Familie und mit Genehmigung der beteiligten Schulen ist ein Wechsel möglich. Vorrangig wegen der Veränderung von Laatzens Schullandschaft seit der letzten Satzungsänderung 2012 – die Hauptschule Rathausstraße ist Geschichte, und die Förderschule am Kiefernweg läuft zum Sommer aus – aber auch wegen der fortschreitenden Bautätigkeit, dem Anstieg der Schülerzahlen und der möglichen Neuverteilung plant die Stadt, die Satzung im nächsten Jahr anzupassen. Verbesserungen erhofft sich nicht zuletzt die 356 Kinder zählende Grundschule Pestalozzistraße im dicht besiedelten Laatzen-Mitte. Sie ist bereits durchgehend vierzügig, und fünf Klassen pro Jahrgang dürfen Grundschulen nur in Ausnahmefällen einrichten. Außerdem sitzen durchschnittlich 22 Kinder in einer Klasse. Grundschüler, die aufgrund eines Unterstützungsbedarfes „doppelt gezählt“ werden, sind hier noch nicht berücksichtigt, und bei mehr als 26 Kindern pro Klasse muss die Klasse geteilt werden. Andernorts sieht die Situation entspannter aus. Der Bezirk der zweizügigen Grundschule Grasdorf, die aktuell 135 Kinder besuchen, hat zwar eine ähnlich große Fläche wie die der Pestalozzistraße und die derzeit drei- bis vierzügig organisierte Grundschule Im Langen Feld mit 280 Kindern. Jedoch ist das Gebiet nicht annähernd so dicht besiedelt. Was den Effekt zuletzt noch verstärkt hat: Die Kinderzahl allgemein in Laatzen, aber speziell im Zentrum hat durch Neubauten, Zuzüge und allgemein mehr Menschen zugenommen. Davon zeugen die zahlreichen geplanten und abgeschlossenen Kita-Erweiterungen und -Neubauten. Mehr Grundschüler in Laatzen: In den sieben Laatzener Grundschulen setzt sich diese Entwicklung naturgemäß fort. Innerhalb von zehn Jahren stieg deren Schülerzahl um durchschnittlich 17 Prozent: von 1320 auf aktuell 1547. Am stärksten war der Anstieg an der Pestalozzistraße. Vor einem Jahrzehnt besuchten 245 Kinder die Grundschule. Jetzt sind es fast die Hälfte (45 Prozent) mehr. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Grundschule Im Langen Feld. Wurden dort 2009 noch 212 Kinder unterrichtet, sind es jetzt rund 280. Das entspricht einem Plus von rund einem Drittel. Auch in Grasdorf werden mehr Kinder unterrichtet als noch vor zehn Jahren: 135 statt 110 (+ 23 Prozent). Dafür ist die Klassengröße mit 17 Kindern aber verhältnismäßig niedrig. An den übrigen Laatzener Schulen sind es mindestens 20. Aufgrund von Umzügen gab es nach Auskunft von Rektorin Claudia Weber in der kleinsten Grasdorfer Klasse zuletzt sogar nur 13 Kinder. Von solchen Größenordnungen kann Axel Paulig derzeit nur träumen. Er ist Leiter der Grundschule Pestalozzistraße mit einer durchschnittlichen Klassengröße von 22 Kindern. Dies sei die reine Kopfzahl, betont Paulig. Berücksichtigt werden müsse, dass an der Pestalozzistraße, ebenso wie in Rethen, auch 21 Kinder unterrichtet werden, die aufgrund ihrer geistigen oder sozial-emotionalen Entwicklung sowie aufgrund des Schwerpunkts Lernen, Hören und Sprache einen Unterstützungsbedarf haben und doppelt zu zählen sind. Zwar gibt es einen Anspruch auf zusätzliche Förderschulstunden. Aufgrund von Personalengpässen und dem allgemeinen Fachkräftemangel können letztere aber oft nicht vollständig angeboten werden, weshalb die Schule improvisieren muss. Von den 95 Förderschulstunden pro Woche konnte die Grundschule Pestalozzistraße zuletzt tatsächlich nur 57 anbieten. Immerhin: Ab Februar soll es genug Personal für 74 Wochenstunden geben. Wunsch nach kleineren Klassen und modernen Räumen: „Wir hätten gern kleinere Klassen, eine grundsätzliche Doppelbesetzung mit Lehrkräften und Räume, die an die Bedürfnisse der Schüler angepasst sind“, betont Paulig. Dies komme allen zugute. Was für Unterricht und Betreuung dringend benötigt werde, seien Räume für Differenzierungsangebote, zum Ausruhen, einen sogenannten Wutraum wie auch Bereiche für therapeutische Maßnahmen, Akustikdecken und eine ausreichend große Mensa. Mit ihren Wünschen ist die Grundschule Pestalozzistraße nicht allein. Ende 2016 hatte das Kollegium der Schule Im Langen Feld mit zahlreichen Überlastungsanzeigen an die Landesschulbehörde und einem Brandbrief an den Schulträger Stadt Laatzen auf seine Personal- und Raumsituation aufmerksam gemacht. Der Grundgedanke der Inklusion sei richtig, doch die Rahmenbedingungen stimmten nicht, hieß es unter anderem. Behörde und Stadt reagierten – letztere nicht zuletzt auch mit dem Beschluss für einen Schulneubau. Vorhaben in allen Laatzener Grundschulen: Um die bauliche und räumliche Situation in ihren Schulen zu verbessern, hat die Stadt bereits zahlreiche Projekte angeschoben oder abgeschlossen. Parallel zu den Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten in der Albert-Einstein-Schule sowie dem Neubau des Erich-Kästner-Schulzentrums wird die Grundschule Rethen für zuletzt veranschlagte 5,1 Millionen Euro erweitert. Für die weiterhin zweizügige Grundschule Ingeln-Oesselse wird bis 2022 ein Neubau (11,6 Millionen) errichtet, die Im Langen Feld soll ihren ab 2023 erhalten (18,3 Millionen). In Grasdorf, wo wegen der Platznot ein Jahrgang seit Jahren in Raummodulen auf dem Sportplatz ausgegliedert ist, soll in einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung geklärt werden, ob An- und Umbau bei dem Nachkriegsgebäude ausreichen oder ein Neubau erforderlich ist. Dasselbe ist für 2020 für Gleidingen geplant, wo die Stadt wegen des Neubaugebiets Am Erdbeerhof perspektivisch bereits Flächen zugekauft hat und künftig von drei statt zwei Klassen pro Jahrgang ausgeht. Die Stadt prüft an beiden Standorten auch die Möglichkeiten für eine Ganztagsbetreuung, für die ab 2025 ein Rechtsanspruch besteht. An der Pestalozzistraße sind ebenfalls bauliche Veränderungen geplant. Nur die aktuell 168 Kinder zählende Grundschule Rathausstraße hat dies seit 2017 bereits hinter sich. Stadt aktualisiert Prognosen: Derzeit aktualisiert die Stadt ihre Prognosen zur Entwicklung der Schülerzahlen in Laatzen. Eine Schließung der Grundschule Grasdorf, wie sie zur Zeit der letzten Satzungsänderung 2012 noch vereinzelt diskutiert wurde, ist für die Stadt kein Thema mehr. Auch den Bau einer achten Grundschule schließt die Verwaltung zum derzeitigen Punkt aus. Lesen Sie auch: 4 Millionen Euro teurer: Das sind die Entwürfe für die Grundschule in Ingeln-Oesselse Neuer Trakt der Grundschule Rethen soll Ende 2021 stehen Grundschule Im Langen Feld soll neu gebaut werden Behörden reagieren auf Kritik aus der Grundschule Grundschule Rathausstraße ist kaum wiederzuerkennen Von Astrid Köhler

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