Laatzen: In der Leinemasch sollen bald wieder Laubfrösche quaken

„Nein, keine Sorge, hier entsteht keine Autobahn“, sagt Norma Modro. Sie lacht, als sie am Dienstagmittag von einer Spaziergängerin gefragt wird, ob sie wüsste, was auf der Grünfläche vor dem Wiesendachhaus gebaut wird. Hinter Modro dröhnen Baggermotoren, Erde wird auf einen Lastwagen geschaufelt, der diese dann am Rand der Wiese abschüttet. Dort glättet ein weiterer Bagger den Erdhaufen. Die Bauarbeiten dienen dem Umweltschutz und sollen die Ansiedlung von Fröschen, Kröten, Molchen und Co. fördern. Frösche und Molche lieben flache Gewässer: Von Montag bis Mittwoch hat die Ökologische Station Mittleres Leinetal (ÖSML) zwei neue Teiche am Weg Zum Fugenwinkel anlegen lassen, die Amphibien als Laichgewässer dienen sollen. Denn diese fehlen in der Leinemasch. Zwar gibt es etliche Teiche. „Doch die eignen sich nur bedingt als Fortpflanzungsgewässer für Amphibien“, sasgt Modro, die für die ÖSML die Arbeiten koordiniert. Die Gewässer seien zu schattig und zu tief und hätten zu steile Ufer. Vor allem die weniger verbreiteten Amphibienarten wie der Kammmolch bevorzugten kleine Gewässer mit viel Sonneneinstrahlung und ausgedehnten Flachwasserbereichen. Außerdem fräßen Fische in den vorhandenen Teichen in der Masch sowohl den Laich als auch die Kaulquappen vieler Amphibienarten. Deshalb sind die neuen Teiche so flach, dass sie im Spätsommer austrocknen, wenn die jungen Amphibien an Land gehen, sodass sich dort keine Fische ansiedeln. An der tiefsten Stelle in ihrer Mitte sind aber diese Teiche 1,40 bis 1,90 Meter tief. Lesen Sie mehr: Nach viel Kritik – Neuer Entwurf für Naturschutzgebiet Leineaue Neue Teiche füllen sich von selbst mit Wasser: Die Wiese am Weg Zum Fugenwinkel, die der Region Hannover gehört, sei bestens für das Projekt geeignet, erläutert die Biologin. „Sie ist wenig beschattet, und in die Waldgebiete drum herum können sich die Tiere im Herbst zurückziehen, um dort ihre Winterruhe zu halten.“ In einem alten Bombenkrater aus dem Zweiten Weltkrieg sei dort bereits von selbst ein solch flaches Amphibiengewässer entstanden. Im Gegensatz zu neu angelegten Gartenteichen müssen die neuen Laichgewässer in der Masch nicht mit Wasser befüllt oder bepflanzt werden. Denn dies erledigt die Natur allein. „Sie füllen sich durch Regen- und Grundwasser, und auch Pflanzen siedeln sich von ganz alleine an“, sagt Modro. Lediglich den in unterschiedlichen Höhen auf der Wiese verteilten Erdaushub will die ÖSML in ein bis zwei Monaten noch begrünen. „Wir werden dort eine Mischung aus 70 Prozent Gräsern und 30 Prozent Kräutern säen“, kündigt die Biologin an. Frösche und Kröten fehlt „der Kuschelfakor“: Die neuen Teiche sind Teil der sogenannten Biodiversitätsförderung der Region Hannover, die auch die Kosten von insgesamt 15.000 Euro für das Projekt bezahlt. „Sie sollen ein erster Schritt dahin sein, das Potenzial der Leineaue als Amphibienhabitat zu erhöhen“, erläutert Modro. Denn Frösche, Kröten und Molche sind vom Aussterben bedroht. „In Niedersachsen und Bremen stehen elf der 19 vorkommenden Amphibienarten auf der Roten Liste“, betont die Expertin. Mehr als die Hälfte dieser Arten seien entweder als vom Aussterben bedroht, stark gefährdet oder als gefährdet eingestuft. Und für ihren Schutz zu werben, sei nicht so einfach wie bei anderen bedrohten Tierarten. „Sie haben keinen Kuschelfaktor und sind nicht so niedlich wie Pandas oder Eisbären“, sagt Modro. Besonders gefährdet ist laut der Amphibienexpertin der Laubfrosch, den es auch in der Leinemasch nicht mehr gibt. Von den ebenfalls bedrohten Kammmolchen gebe es noch sehr wenige. „Wir hoffen, dass sich an den neuen Teichen im nächsten Jahr auch wieder Laubfrösche ansiedeln“, sagt Modro. „Es wäre ein toller Erfolg, wenn wir sie hier im nächsten Jahr quaken hören.“ Lesen Sie auch Bagger buddelt Teiche für Frösche und Co Artenvielfalt: Niedersachsen-Pakt für besseren Naturschutz Hemmingen Laatzen: Streit um Naturschutzgebiet Leineaue neuer Entwurf Von Stephanie Zerm