Laatzen: Gleidinger Günter Bolten erhält das Bundesverdienstmedaille

Seit mehr als einem halben Jahrhundert engagiert sich Hans-Günter Bolten beim BSV Gleidingen. Seit Jahrzehnten gestaltet der frühere Rats- und Ortsratsherr zudem das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben im Ort mit. Unter anderem ist der Ministerialrat a. D. bei der Interessengemeinschaft Gleidinger Vereine (IGV) sowie der Gleidinger Unternehmer-Gemeinschaft (GUG) aktiv. In Anerkennung seiner Verdienste hat der 80-Jährige am Freitag im Haus der Region die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Boltens Engagement ist vielfältig: Das Besondere am Engagement des Gleidingers sei die Kombination aus Sport und Kommunalpolitik, bemerkte die stellvertretende Regionspräsidentin Petra Rudszuck, eh sie dessen Werdegang vorstellte. Bolten hatte sich seit 1964 vom Sachbearbeiter zum Ministerialrat hochgearbeitet und parallel zu seiner beruflichen Tätigkeit im Innenministerium sowie einiger Zeit bei einer Treuhand-Immobilientochter stets auch ehrenamtlich engagiert. In den Siebzigerjahren war er Ausbilder, Wachleiter und Pressewart bei der früheren DLRG-Kreisgruppe Hannover-Stadt. Beim BSV, dem er seit 1968 angehört, arbeitete er anfangs in der Tennissparte mit, seit 22 Jahren ist er im Vorstand aktiv und seit 2013 ehrenamtlicher Geschäftsführer. Auch politisch hat sich Bolten eingebracht. Von 1974 bis 1981 gehörte der Sozialdemokrat dem Rat der Stadt Laatzen an, er arbeitete im Finanz- und Haushaltsausschuss, im Schulausschuss sowie dem für Jugendpflege und Sport mit. Von 1986 bis 1992 war er Ortsratsmitglied. Ab 1982 organisierte Bolten als IGV-Mitglied die vorweihnachtlichen Feiern für Senioren im Ort mit – maßgeblich bis 2007. Für seine Verdienste um das Gemeinwohl erhielt er 1992 die Zinnplakette der Stadt Laatzen. Seit 1996 gehört Bolten dem Verein GUG an, und seit 2009 ist er dort im Vorstand aktiv. Mit lang gestrecktem Arm überreichte Rudszuck schließlich erst die Urkunde, dann steckte sie dem Gleidinger, der seit 1997 Freimaurer ist und der Hannoverschen Loge „Georg Am Hohen Ufer“ angehört, die Medaille an und händigte die dazugehörige Trageanleitung aus. „Das ist sehr kompliziert“, sagte Rudszuck scherzhaft, „da müssen Sie sich noch richtig einarbeiten.“ Die Verdienstmedaille ist die erste in einer Reihe von Auszeichnungen und Verdienstkreuzen verschiedener Ränge, die im Namen des Bundespräsidenten oder auch persönlich von diesem überreicht werden. Autor von Theaterstück: Die Gleidinger Ortsbürgermeisterin Silke Rehmert dankte Bolten in ihrem Grußwort für sein unermüdliches Wirken. Bewusst wahrgenommen habe sie ihn erstmals 1983 anlässlich der 1000-Jahr-Feier. Bolten moderierte damals mehrere ausverkaufte Veranstaltungen in der Grundschule und hatte auch das Theaterstück geschrieben, in dem sie als Drittklässlerin ein Gleidinger Ortsratsmitglied spielte. Bolten sei ein leise wirkender Ehrenamtlicher, dem es auf die Sache und nicht auf Selbstdarstellung ankomme. „Wer ihn kennt, weiß, dass er die Auszeichnung verdient hat“, betonte auch der frühere Laatzener Ratsherr und Landtagspräsident a.D., Jürgen Gansäuer, nachdem er einen kurzweiligen Abriss zur Geschichte von Ordensverleihungen vorgetragen und die Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit hervorgehoben hatte. Wie die weiteren Rednerinnen und der Geehrte selbst stellte Gansäuer auch dankend den jahrzehntelangen Einsatz von Boltens Frau Ingrid heraus: „Die Hälfte des Ordens gehört ihr, was wärst du ohne sie?“ Bolten der Grandseigneur: Mit gleichfalls sehr persönlichen Worten wandte sich schließlich Heike Heisig an den Geehrten. Die BSV-Vorsitzende beschrieb ihren Vorstandskollegen als ruhenden Pol, der den Überblick behält. „Er ist unser Grandseigneur“, so Heisig. „Wenn er die Stirn runzelt, ziehen wir uns zurück und denken nach.“ Bolten habe auch ein großes Gerechtigkeitsempfinden. Er springe für andere in die Bresche und könne, wenn es nötig wird, auch sehr laut werden. Der Verein stehe nicht nur wegen Corona vor großen Veränderungen. „Wir brauchen dich, und wir möchten dich, solange du willst, an unserer Seite haben“, sagte Heisig, „gern auch die nächsten 50 Jahre.“ Bolten versprach, darüber nachzudenken, zumal er wisse, dass nicht viele Menschen im Ehrenamt nachrückten. Er lebe ein bisher sehr erfülltes Leben und hoffe, dass dies noch länger andauere. „Ich bin dankbar, wenn ich gesund bleibe und mich weiter in die Familie, den Freundeskreis, die Loge, die Vereine und in das örtliche Leben einbringen kann“, sagte der 80-Jährige. „Lust dazu habe ich allemal.“ Seit 1949 zeichnet der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland Menschen aus, die sich für das Gemeinwohl und Zusammenleben besonders eingebracht haben. Vor dem am Freitag ausgezeichneten Gleidinger Hans-Günter Bolten haben schon 18 andere Laatzener Medaillen und Verdienstkreuze erhalten: Die ersten waren 1993 Ernst Hillert, Heinrich Rink und Erich Vellage. Danach folgten Margot Schollmeyer (1997) sowie Gisela Bröckers und Otto Hillnhagen (beide 2000). In den darauffolgenden beiden Jahren wurden Hans-Joachim Liesecke und Heinz-Georg Ohms mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Nach einjähriger Pause folgten 2004 Klaus-Dieter Koch sowie Hildegard Asbeck. Klaus-Michael Schasse und Rudolf Buschmann erhielten die besondere Ehrung für ihre jeweiligen Verdienste im Jahr 2005, Gerhard Langner, Christian Bräuning und Hans-Jürgen Wohlfarth dann 2006. Nach einigen Jahren Pause bekamen 2014 Dorothea Pitschnau-Michel und Helmut Flohr das Bundesverdienstkreuz. Olukayode Arigbabu erhielt es 2017 bei einer Feier im Schloss Bellevue. Lesen Sie auch Laatzenerin Pitschnau-Michel erhält Bundesverdienstkreuz Steinmeier verleiht Laatzener Olukayode Arigbabu in Berlin das Bundesverdienstkreuz am Bande Laatzen: BSV Gleidingen eröffnet Festjahr zum 150-jährigen Bestehen Von Astrid Köhler