Freiraumkonzept Laatzen: Bürger aus Ingeln-Oesselse steuern Ideen beim Onlineworkshop bei

Die Fachleute haben ihre Erkenntnisse und Gedanken zum neuen Laatzener Freiraumkonzept schon zu Papier gebracht. Doch ihre Sicht auf die Entwicklung der innerörtlichen und natürlichen Räume ist nur ein Teil des Projekts. Was in dem 125-Seiten-Entwurf noch fehlt, sind die Ideen und Anregungen der Menschen, die dort leben. Der virtuelle Workshop für das ländlich geprägte Ingeln-Oesselse bildete jetzt den Abschluss der vierteiligen Reihe zur Bürgerbeteiligung und brachte rund 30 Ideen hervor – von einem neuen Bouleplatz sowie Aufenthaltsräumen im Ort über bessere Fuß- und Radwegeverbindungen bis zu attraktiven Anziehungspunkten in der Feldmark. Er habe den Abend lange erwartet, sagte Ortsbürgermeister Heinrich Hennies (CDU) bei der Begrüßung der knapp 50 Teilnehmer der Videokonferenz und auch sein Stellvertreter Michael Riedel (SPD) äußerte sich „besonders interessiert an dem, was die Bürgerinnen und Bürger einzubringen haben“. Moderator Daniel Kauder vom Hamburger Landschaftsarchitektenbüro Lichtenstein rief zum freien Gedankenspielen auf. Ziel sei es, möglichst viele Ideen zu sammeln, unabhängig davon, ob und wie schnell diese realisiert werden. Alle würden in den Entwurf des Freiraumkonzepts einfließen. Die wichtigsten Ideen aus Ingeln-Oesselse im Überblick: Zusätzliche Treffpunkte im Ort: Zwar gibt es mit dem Oessesler Dorfbrunnenplatz und dem Pflugplatz in Ingeln bereits Treffpunkte, im Neubaugebiet Vor dem Laagberg fehlen Freiräume aber gänzlich. Zudem sollte der zentrale Platz beim Sportplatz besser als Dorfmitte herausgearbeitet und für Gemeinschaftsaktionen wie eine Torte im Ort gestaltet werden. Annette Lindvers schlug in der Onlinekonferenz dafür Bildtafeln und Wappen sowie entlang der Hauptstraße Stauden für die Grünfläche vor. Zu den Ideen gehörte auch ein Freiaumschachspiel sowie die Anlage eines Mehrgenerationenspielplatzes und einer Boulefläche. Für letzteren am Veilchenweg hat der Verein Ingeln-Oesselse aktiv seine Unterstützung angeboten. Gisela Gehrenkemper regte an, Kneippbecken anzulegen – zur Stärkung des Kreislaufs. Hecken und Blühstreifen anlegen? In Ingeln-Oesselse arbeiten rund ein Dutzend Landwirte im Neben- oder Haupterwerb. Ihre Bedürfnisse kollidieren mitunter mit jenen der übrigen Einwohner, die in der Feldmark Ruhe und Erholung suchen. Der Vorschlag, entlang der asphaltierten Wege für die Tiere und als Windschutz für Radfahrer mehr Hecken anzulegen, stieß auf Kritik. Der Pflege- und Wartungsaufwand für die Landwirte sei jetzt schon groß und müsse gegebenenfalls neu geregelt werden, sagte der CDU-Ortsratsherr und Landwirt Andreas Aue. Den Vorschlag von Christoph Kollenda, in der landschaftsprägenden Feldmark bis zu 30 Meter Blühstreifen anzulegen, sahen die teilnehmenden Landwirte aus finanzieller und praktischer Sicht ebenfalls kritisch: „Unser Ackerland ist wertvoll und sorgt dafür, dass alle ernährt werden“, sagte Ortsbürgermeister und Landwirt Hennies. Blühstreifen seien auf minderwertigen Böden oder schlecht erreichbaren Flächen realistischer. Die im Ort vorhandenen Bienenweiden wie die am Michaelisweg sollten vergrößert werden, schlug das Ehepaar Christine und Arthur Rupp vor. Aussichtspunkte in der Feldmark: Alternativ zu der von Planern angeregten Beobachtungsplattform zur gezielten Lenkung der Besucherströme verwiesen mehrere Teilnehmer darauf, bereits vorhandene Anhöhen zu nutzen. Diese könnten ausgeschildert und mit Sitzgelegenheiten ausgestattet werden. Martin Germeroth schlug vor, Sitzmöglichkeiten auf der Anhöhe in der nordöstlichen Feldmark, an der Bruchriede unweit des Campingplatzes aufzustellen. Andere Teilnehmer regten Zusatzinformationen für den Gedenkstein der ehemaligen Ortschaft Bokum an. Bessere Radwegeverbindungen: Viel Zuspruch fanden die Vorschläge, die Radwege innerhalb des Ortes zu verbessern und die Verbindungen in die umliegenden Ortsteile auszubauen. Speziell in Richtung Gleidingen, wo beim Golfplatz ein Bachlauf und die B 6 Hindernisse darstellen, sowie Richtung Bledeln gibt es Verbesserungsbedarf. Lesen Sie auch: Kommentar zum Onlinedialog: Zeichen gegen Politikverdrossenheit Solarparks anlegen: Herbert Mühlbauer brachte sogenannte bio-diverse Solarparks ins Gespräch und verwies auf Erfahrungen in Brandenburg. Die Solaranlagen könnten fischgrätenartig und senkrecht mit Abstand auf Freiflächen gestellt werden, sodass eine landwirtschaftliche Nutzung weiter möglich bleibe. Der Workshop in Ingeln-Oesselse war der vierte und letzte in der Reihe der Bürgerbeteiligung. Mitte März waren im selben Onlineformat bereits Dutzende Ideen zum Freiraumkonzept aus Rethen, aus Gleidingen sowie dem nördlichen Laatzen gesammelt worden. Die Planer versprachen, diese alle in die Vorschlagliste aufzunehmen und in den nächsten Wochen auf ihre Umsetzbarkeit zu überprüfen. Debatte und Beschluss der Politik stehen noch aus: Das Freiraumkonzept wird final in den politischen Gremien diskutiert und auch dort beschlossen. Neben dem Verkehrsentwicklungsplan, dem Einzelhandelskonzept und anderen bildet das Freiraumkonzept eine wichtige Grundlage für den nächsten Flächennutzungsplan der Stadt Laatzen. Der Aktuelle F-Plan stammt noch aus den Siebzigerjahren. Von Astrid Köhler