Isernhagen: Zeugnisse und Bewertung an IGS und Gymnasium im Lockdown

Am Freitag, 29. Januar, erhalten die Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen ihre Halbjahreszeugnisse – nachdem die meisten von ihnen seit Mitte Dezember nicht mehr in der Schule waren. Lediglich Schüler der Abschlussklassen und Grundschüler hatten im neuen Jahr schon Unterricht im Klassenraum. Alle anderen trafen ihre Lehrer meistens in Videokonferenzen. Zeugnisse per Post: „Die beiden Säulen der Bewertung – schriftliche Leistungen und sonstige Mitarbeit – gelten auch im Homeschooling und im Wechselunterricht“, sagt Christina Bielefeld, Leiterin des Gymnasiums Isernhagen. Wenn schriftliche Prüfungen ausfielen, müssten Lehrer Ersatzleistungen prüfen. Statt Klausuren gab es Projektarbeiten. Auch in Kolloquien, Fachdiskussionen zu einem Thema, überprüften die Pädagogen per Videokonferenz die Leistungen ihrer Schüler, so die Schulleiterin. Dabei hätten die Lehrer darauf geachtet, die eigenständige Leistung des Schülers zu erkennen. „Das ist natürlich auf die Distanz nicht ganz so einfach“, sagt Bielefeld. Die Noten für jedes Fach wurden am Ende jedem Schüler individuell mitgeteilt. „Es gibt einige Kollegen, die haben dazu 300 E-Mails an Schüler verschickt“, so Bielefeld. Die Halbjahreszeugnisse kommen diesmal per Post. Lesen Sie auch Isernhagen: Schulen erhalten knapp 48.000 Euro für Corona-Schutz Statt Klassenarbeit: Schüler drehen ein Märchen-Video: Auch an der IGS haben sich die Lehrer einiges einfallen lassen. Melanie Nitsche, Leiterin der fünften Jahrgangsstufe, hat ihre Schüler aufgefordert, sich ein eigenes Märchen auszudenken und dies mit Eltern und Geschwistern – oder wahlweise Playmobil-Figuren – in einem Video vorzuspielen. „Wer das nicht wollte, konnte einen Lesevortrag halten“, sagt die 30-Jährige. 100 Videos schaute sich die Lehrerin an. „Das war besser als Fernsehen“, sagt sie und lacht. „Insgesamt läuft der Onlineunterricht besser als erwartet“, sagt die 30-Jährige. Aber Distanzlernen sei nur eine Notlösung. „Ich vermisse meine Schüler.“ Dass es denen genauso gehe, merke sie in den Unterrichtspausen. „Da bleiben sie oft vor dem Laptop sitzen und erzählen von ihrem Leben im Lockdown.“ Auch Sporttests erfolgen online: Ihre Kollegin Melanie Edeling hat einen Weg gefunden, die Schüler sogar im Fach Sport auf Distanz zu bewerten. Die Schüler bekamen die Aufgabe, Sportübungen nach Videos der Fitnesstrainerin Pamela Reif mitzumachen. „Anschließend stellte ich im Arbeitsblatt die Frage danach, welche Muskelpartien bei den Übungen beansprucht wurden.“ Im Fach Deutsch laufe viel über Arbeitsblätter. „Ich bestehe darauf, dass die Blätter handschriftlich ausgefüllt werden, um einigermaßen sicherzugehen, dass der Schüler selbst das Blatt ausgefüllt hat“, so Edeling. Elternstimmen beim Homeschooling: „Jetzt sag was!“: Insgesamt erfolge die Beurteilung der Schüler in der Pandemie „mit Augenmaß“, wie Ebeling sagt. So ganz könne man nie ausschließen, dass Schüler Hilfe bei den Aufgaben bekommen hätten. Ein lustiger Nebeneffekt der Videokonferenzen sei es, dass auch hin und wieder Eltern zu hören seien. Da erklinge schon mal ein mütterliches „Jetzt sag was!“ im digitalen Unterricht. Ein Absacken der Leistungen durch das verstärkte Homeschooling hat Jens Könecke, Leiter der IGS Isernhagen, nicht beobachtet. „Die Leistungen unserer Schüler sind im Schnitt ordentlich“, sagt er. „Einige haben sich trotz der Umstände sogar verbessern können.“ Eine gute Grundlage für die Bewertung sei es gewesen, dass die Schulen auf Wunsch des Kultusministeriums bereits im November einen Leistungszwischenstand festgehalten hatten. Wechselunterricht sorgt für gute Leistungen bei Realschülern: Eine besondere Situation erleben die Schüler der Heinrich-Heller-Hauptschule und der Realschule Isernhagen. Beide Schulen laufen zum Sommer aus. Die 43 Schüler des zehnten Jahrgangs der Realschule befinden sich seit diesem Jahr im wöchentlichen Wechsel in der Schule, so die kommissarische Schulleiterin Johanna Malinowski. „Die 31 Hauptschüler wurden die ganze Zeit in der Schule unterrichtet“, sagt sie. Aufgrund der eh kleinen Klassen habe man diese nicht teilen müssen. Bereits im Sommer, so die Leiterin, hätten die Lehrer den Realschülern Hefte zum Selbststudium überreicht – was auch gut geklappt habe. „Für die Hauptschüler haben das die Kollegen individuell zusammengestellt“, so Malinowski. Der Wechselunterricht habe den Realschülern gutgetan, betont Malinowski. „Dieser Jahrgang ist besser als die der Vorjahre“, sagt sie. „Die kleineren Gruppen mit acht bis zwölf Schülern haben einen intensiveren Unterricht ermöglicht.“ Von Gabriele Gerner