Isernhagen: Onlinebestellung bei Obi und Hornbach boomen

„Wir kommen nicht zum Durchatmen.“ Doch Jessica Stolte, Bereichsleiterin im Obi-Baumarkt in Altwarmbüchen, ist darüber nicht unglücklich. „Der Onlinekauf wird sehr gut angenommen“, sagt sie erfreut. „Dadurch können alle Mitarbeiter auch im Lockdown hier weiterarbeiten und sind nicht auf Kurzarbeit angewiesen.“ Die Kunden, so ihre Beobachtung, seien in der Zeit der Kontaktbeschränkungen stark mit Renovierungsarbeiten beschäftigt. „Alles rund um Farben und Tapeten wird sehr stark nachgefragt“, erzählt sie. Doch auch Fußbodenbeläge und Fliesen würden sehr gern gekauft. „Die Nachfrage reicht vom Waschbecken bis zum Türschloss.“ Der Kunde scheint im Lockdown den Heimwerker in sich entdeckt zu haben. Wer viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbringt, dem fällt eben auf, was es zu tun gibt. „Die Leute wollen es sich schön machen“, vermutet Stolte. „Besonders, da man ja nicht weiß, wie lange die Zeit der Kontaktbeschränkungen noch andauert.“ Während im ersten Lockdown im Frühjahr Holzschutzfarben für Arbeiten im Freien oben auf der Kundenliste gestanden hätte, seien nun die Innenarbeiten an der Reihe. Onlinekäufe verhindern Kurzarbeit in Baumärkten: Das bestätigt auch Sascha Noth, Marktleiter von Hornbach in Altwarmbüchen. „Die Kunden kaufen vorrangig Farben, Pinsel und Werkzeug zum Streichen der Wände“, berichtet er. Aber auch Sanitärbedarf laufe derzeit gut. Ob Toilettendeckel, Kupferrohre, Duschvorhänge oder Spiegelschränke – all dies würde online stark geordert, so der Marktleiter. 30 Prozent des üblichen Umsatzes, so Noth, fange der Baumarkt mit dem Onlineverkauf auf. „Alle 97 Mitarbeiter sind dadurch weiterhin an Bord und brauchen nicht in die Kurzarbeit zu gehen“, sagt der 46-Jährige erleichtert. Lesen Sie auch Hinter den Kulissen bei Ikea Großburgwedel: 20.000 Schritte für Click and Collect Bis zu 30 Aufträge pro Stunde werden bearbeitet: Während vor der Pandemie etwa 30 bis 50 Kunden pro Tag die Onlinebestellung genutzt hätten, gingen seit dem neuen Lockdown 200 Onlineaufträge pro Tag in seinem Markt ein. Pro Stunde würden bis zu 30 Aufträge abgearbeitet und an die Kunden ausgegeben. Bereits zwei Stunden nach Auftragseingang könnten die Artikel bereitstehen, so Noth. Da ist ein gutes Zusammenspiel zwischen den Mitarbeitern gefragt. Die Kunden können sich online einen Termin aussuchen, an dem sie ihre Ware abholen wollen. Kundeneinweisung auf dem Parkplatz bei null Grad Celsius: Eine, die für den reibungslosen Ablauf sorgt, ist Maria Korsch. Die Baumarktmitarbeiterin begrüßt die ankommenden Autofahrer und weist sie auf ihre Parkplätze ein. Die Daten gibt sie per Handy an die Kollegen im Markt weiter. So können sie mit der kontaktlosen Lieferung starten. Macht es ihr nichts aus, stundenlang bei Temperaturen um null Grad Celsius im Freien zu stehen? „Nein, das ist schon okay“, sagt die 58-Jährige lachend. „Ich bin warm eingepackt, und ein beheizter Unterstand und heißer Kaffee stehen bereit. Außerdem wechseln wir uns mit den Diensten ab.“ Der Hornbach-Parkplatz ist unterteilt in einen Bereich für Gewerbekunden, die für kurze Zeit den Baumarkt betreten dürfen, und für Privatkunden. Die meisten der Gewerbeparkbuchten sind besetzt, bei den Privatkunden gibt es viele freie Flächen. Am Eingang stehen maximal drei Autos wartend hintereinander. Hin und wieder gibt es auch Pausen, bis der nächste Kunde kommt. Vor allem sonnabends kommen die Kunden aber zuhauf. Kunden waren schon in Panik angesichts des Lockdowns: Wolfgang Dams aus Hannover holt mit seiner Frau Silvia gerade Wandfarbe und Abklebeband ab. „Unser Sohn zieht um und muss die Wohnung frisch gestrichen übergeben“, erzählt er. „Wir hatten schon Panik, dass wir jetzt im Lockdown nichts mehr bekommen.“ Dass die Artikel, die er am Vorabend bestellt habe, heute schon abgeholt werden konnten, findet er beachtlich. „Das klappt sehr gut“, lobt auch seine Frau Silvia. Ein paar Parkplätze weiter lädt Sven Hunger aus Walsrode Vollholzlatten in sein Auto. Er will Böden verlegen. „Jetzt habe ich mal Zeit dazu“, sagt er. Stefanie Lange aus Lehrte hingegen hatte ihre Küchenrenovierung schon länger geplant. „Ich habe Kleber, Mörtel und Abstandskreuze bestellt“, berichtet sie. Erfreut nimmt sie ihren Einkauf entgegen, den ein Mitarbeiter ihr neben das Auto stellt. Von dem Service ist sie beeindruckt. Gleich bei zwei Baumärkten habe sie online eingekauft. „Meine Fliesen gab es hier leider nicht“, sagt sie. „Die hole ich dann gleich bei Obi ab.“ Von Gabriele Gerner