Isernhagen: Isernhagenhof, Kulturtresen, KulturKaffee Rautenkranz: Veranstalter warten auf den Startschuss

Seit März liegt das kulturelle Leben auch in Isernhagen im Dornröschenschlaf. Lesungen, Konzerte, Freiluftveranstaltungen: Nichts war für lange Zeit möglich. Mittlerweile hat die niedersächsische Landesregierung zwar wieder Veranstaltungen im Freien genehmigt – wenn die Veranstalter das Einhalten der Hygiene- und Abstandsregeln sicherstellen. Doch auch, wenn ortsansässige Einrichtungen wie der Isernhagenhof Kulturverein, das KulturKaffee Rautenkranz und der Kulturtresen in Altwarmbüchen im übertragenen Sinne mit den Füßen scharren, um wieder loslegen zu können: Das kommt aktuell (noch) nicht in Frage. Wenn es denn wieder losgeht mit den Veranstaltungen im Isernhagenhof, dann erwartet die Besucher im Innenhof ein wunderschön gestalteter Garten – mit Bienenwiese, Sitzgruppe und einem Beet mit bunten Blumen. „Wir haben die Zeit gut genutzt“, sagt Andreas Fingberg-Strothmann, Vorsitzender des Isernhagenhof Kulturvereins. Die Website ist überarbeitet, der Zwischenboden aufgeräumt, ein neues Logo entwickelt, und mit der Spende der Bürgerstiftung über 1000 Euro wurde draußen ein kleines Paradies erschaffen. Kulturverein Isernhagenhof: Einbußen von 16.000 Euro: Doch es ist längst nicht alles gut. Rund 16.000 Euro an Einbußen hat Corona dem Kulturverein bisher beschert, sagt Schatzmeister Thomas Hahn: „Wir haben gut gewirtschaftet und hoffen, dass wir einigermaßen über das Jahr kommen.“ Immerhin sind die monatlichen Fixkosten mit 6000 bis 7000 Euro nicht unerheblich. 140.000 bis 150.000 Euro beträgt der jährliche Etat, davon stammen 68.100 Euro aus dem Zuschuss der Gemeinde. Der Rest setzt sich aus Mitgliedsbeiträgen und Einnahmen aus Veranstaltungen zusammen. „Wobei die großen Veranstaltungen meist keinen Gewinn bringen“, sagt Hahn. Viele Buchungen seien frühzeitig abgesagt worden – und wie es weitergeht, ist noch ungewiss. „Nach den neuesten Bestimmungen könnten wir im Isernhagenhof Veranstaltungen mit 40 bis 50 Besuchern machen“, sagt Fingberg-Strothmann mit Blick auf die große Veranstaltungsscheune: „Das steht in keinem Verhältnis.“ Noch bis 18. Juli hat der Verein den Isernhagenhof an die Macher der Coroncerte vergeben, die dort an jedem Freitag und Sonnabend Live-Konzerte ins Internet streamen. Ab August ist Sommerpause. „Ob danach unsere geplanten Veranstaltungen stattfinden können, hängt davon ab, wie sich die Lage entwickelt“, sagt Fingberg-Strothmann. Für die coronabedingten Absagen habe der Verein versucht, Ersatztermine für das kommende Jahr zu finden. „Dann können die Künstler zumindest später mit diesen Einnahmen kalkulieren“. Planungssicherheit für Kulturveranstaltungen gibt es nicht: Ein wenig Kunst gibt es im KulturKaffee Rautenkranz trotz der virusbedingten Veranstaltungsflaute auch schon aktuell: Wer dort frühstücken geht, kann Schwarz-Weiß-Fotografien von Klaus Wallus bestaunen. „Das sind sehr schöne Landschaftsaufnahmen vom Darß, menschenleer – das passt schon irgendwie zu Corona“, sagt Inhaber Stefan Rautenkranz, der gleichzeitig Vorsitzender des Kunstvereins Burgwedel/Isernhagen ist. Seine Kleinkunstabende in Isernhagen F.B. hat er erstmal bis Ende Juni abgesagt. „Wir hangeln uns von Monat zu Monat und hoffen, dass wir endlich wieder loslegen können“, sagt er. Den Anfang soll ein Literatur-Frühstück machen, den Start dieser Reihe hatte Rautenkranz ursprünglich bereits für Mai geplant. Für ihn steht aber fest: Größere Freiluftveranstaltungen wird es im KulturKaffee demnächst nicht geben. „Wir haben nur den begrenzten Raum vor unserem Café – und der ist direkt an der Straße.“ Professionelle Tontechnik und Absperrungen aufzubauen sei sehr aufwendig, ohnehin sei es zu laut. Und ob die Gäste dann wirklich herbeiströmen, sei überhaupt nicht sicher. „Wir haben einen Altersschnitt von 60 bis 65 Jahren“, sagt er. „Dieser Personenkreis ist im Moment sehr vorsichtig.“ Trotzdem: Kultur fehle, digitale Formate seien kein adäquater Ersatz. „Man muss die Bühne riechen“, beschreibt Rautenkranz die Besonderheit, Veranstaltungen mit allen Sinnen erleben zu können. Und genau das fehle. Kulturtresen: Moorfest und Konzerte sind abgesagt: Der Wunsch nach Kultur sei da, das merkt auch Heiko Weichert, Vorsitzender des Vereins Kulturtresen. Nur die Gelegenheit fehle. Das Moorfest als Großveranstaltung, aber auch die Konzerte hat er bis in den September abgesagt: „Das sind schon nicht geringe Einnahmeausfälle für den Verein.“ Immerhin hat der Kulturtresen die Zusage für staatliche Förderung erhalten, die gemeinnützige Vereine im Kulturbereich beantragen konnten. „Davon können wir die laufenden Kosten decken“, sagt Weichert erleichtert. Zwar hat der Verein keine Personalkosten zu stemmen. Doch Miete, Versicherungen und ähnliches müssen bezahlt werden. Und die Sponsoren wolle man nicht fragen, sagt Weichert: „Die haben meist selbst zu kämpfen“ Die veranstaltungslose Zeit hat auch der Verein genutzt. „Wir haben ein neues Lager bezogen und uns um neue Projekte gekümmert“, sagt Weichert. „Mit den Konzerten im Saal werden wir irgendwann wieder loslegen können.“ Sowohl Besucher als auch Künstler hätten Interesse signalisiert. Schwierig, so Weichert, sei es mit Künstlern aus Übersee. Selbst wenn diese wollten, sei nicht sicher, ob sie nach Deutschland reisen dürften. „Ich weiß von einer Gruppe aus Amerika, die auf Tournee war und jetzt schon seit Wochen in Frankreich festhängt“, sagt Weichert. Planungen wie sonst –mindestens ein Jahr im voraus – sind so nicht möglich. Auch wenn das Land den Kulturbetrieb grundsätzlich wieder erlaubt: Wirklich optimistisch ist Weichert nicht, was größere Veranstaltungen in absehbarer Zeit angeht. „Die Open-Air-Saison für dieses Jahr ist gelaufen. Und daran, dass Weihnachtsmärkte mit ihrer Besucherfülle stattfinden können, glaube ich auch noch nicht.“ Das tägliche NP Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Hannover täglich gegen 13 Uhr im E-Mail-Postfach Von Sandra Köhler