Isernhagen: DRK-Vorsitzender Karl Zimmerman im Interview über Corona und Mitgliederentwicklung

xyz Herr Zimmermann, der DRK-Ortsverein Isernhagen steht dafür, das soziale Miteinander in der Gemeinde zu fördern. Was können Sie während der Corona-Pandemie überhaupt machen? Es ist keine schöne Situation, weil wir nahezu gar nichts anbieten können. In Altwarmbüchen, in H.B und N.B. sowie Neuwarmbüchen gibt es eigentlich monatliche oder gar wöchentliche Treffen, an denen jeweils etwa 15 Personen teilnehmen. Die fallen seit März aus. Lediglich eine Fahrt in den Serengeti-Park Hodenhagen sowie ein Kaffeetrinken im Spätsommer waren möglich. Alles andere muss ausfallen, darunter auch alle Ausflugsfahrten sowie Grünkohlessen und Weihnachtsfeiern. Fürchten Sie, dass das DRK bei den Menschen in Vergessenheit geraten könnte? Das glaube ich nicht. Die Gruppenleiterinnen bemühen sich sehr, mit den Mitgliedern in Kontakt zu bleiben – über das Telefon. Denn sie sind alle selbst Senioren und gehören entsprechend zur Risikogruppe. Aufgrund der Corona-Krise hat es keine Austritte gegeben. Wer einmal dabei ist, ist gerne bereit, die guten Sachen zu unterstützen, die das DRK leistet. Wir haben eher ein anderes Problem. Welches ist das? Wir sind überaltert. Uns sterben jedes Jahr viele Mitglieder weg. Und junge Leute kommen zu wenig nach. Vor etwa zehn Jahren hatten wir noch etwa 1000 Mitglieder. Inzwischen sind es nur noch 780. Machen Sie sich Sorgen um die Zukunft des Ortsvereins? Auf jeden Fall. Ich stelle manchmal fest, dass es sogar schwierig ist, Senioren zu unseren Veranstaltungen einzuladen. „Das ist doch nur was für alte Leute, aber das bin ich ja nicht“, höre ich häufig. Wenn sie dann einmal dabei waren, finden sie es aber meistens gut. Es wäre toll, wenn es mehr Jüngere gäbe, die sich aktiv einbringen wollen. Ich würde auch am liebsten morgen meinen Posten als Vorsitzender aufgeben, um mehr Zeit für meine Familie und speziell die Enkelkinder zu haben. Spätestens in zwei Jahren, wenn die nächste Wahl ansteht, möchte ich nicht mehr antreten. Kürzlich wurden durch die RTL-Fernsehsendung „Team Wallraff“ Missstände in der Pflege, hohe Werbeausgaben und Intransparenz beim DRK aufgedeckt. Hatte dieser TV-Bericht Folgen für den Ortsverein? Nein, überhaupt nicht. Ich kann mich nur dem anschließen, was in der offiziellen Pressemitteilung des DRK gesagt wurde: Es ist eine einseitige Berichterstattung, durch die Stimmung gegen das DRK gemacht wird. Es ist klar, dass es in einer so riesigen Organisation immer mal irgendwo hakt. Aber es wurden auch viele Halb- und Unwahrheiten dargestellt. Was können Sie in dieser Corona-Zeit aktuell als Ortsverein überhaupt machen? Wir planen noch eine schöne Aktion für dieses Jahr. Und zwar haben wir uns fest vorgenommen, trotz Corona wieder Päckchen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln für 25 bedürftige Menschen aus der Gemeinde zusammenzustellen und an den Tagen vor Weihnachten zu übergeben. Dabei kaufen wir für insgesamt etwa 1000 Euro hochwertige Produkte ein. Die Leute sind meist zu Tränen gerührt, wenn sie die Päckchen erhalten. Woher wissen Sie denn, wer bedürftig ist? Ich bekomme eine Liste von der Gemeindeverwaltung mit Namen, die ich vertraulich behandele und die neben mir nur noch die Schatzmeisterin zu Gesicht bekommt. Von den sechs geplanten Blutspenden in diesem Jahr musste nur eine im April coronabedingt entfallen. Wie zufrieden waren Sie mit der Spendenbereitschaft der Bürger? Die Zahl schwankt und ist besonders vom Wetter abhängig. Insgesamt ist die Zahl ähnlich der Vorjahre, was erfreulich ist. Im August war es nur ganz schwach, als bei 32 Grad Celsius lediglich 35 Spender kamen. Im September waren es aber wieder 65 und im Oktober 68. Karl Zimmermann ist 70 Jahre alt. Er hatte als technischer Beamter bei der Telekom gearbeitet, ist inzwischen aber im Ruhestand. Seit 2008 ist er Mitglied der Bereitschaft des Deutschen Roten Kreuzes. 2017 hat er den Vorsitz des Ortsvereins übernommen. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Haben Ihre Helfer aus dem Ortsverein Bedenken, bei den Blutspenden mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen? In der Zeit vor Corona hatten wir meist zwölf Helfer dabei, die sich primär um den Imbiss gekümmert hatten. Da wir diesen derzeit nicht anbieten dürfen, brauchen wir auch nicht so viel Personal. Die älteren Helfer sind aktuell gar nicht dabei. Zwei bis drei jüngere Mitglieder aus der DRK-Bereitschaft unterstützen den Blutspendedienst und nehmen beispielsweise die Daten der Spender auf. Sie haben aktuell Ihre Kleiderkammer wieder geschlossen. Warum? Wir hatten es den fünf Helferinnen freigestellt, ob sie weitermachen wollten. Sie waren nach dem Anstieg der Corona-Infektionen allerdings besorgt und wollten lieber pausieren. Das respektiere ich. Deshalb gibt es aktuell keine reguläre Ausgabe von Kleidung oder Küchenutensilien. Bürger können gut erhaltene Kleidungsstücke aber in einen Rollwagen legen, den wir am Annahmetag dienstags von 14.30 bis 16.30 Uhr vor der Kleiderkammer aufstellen. Hat der Ortsverein durch die Corona-Krise finanzielle Verluste? Nein, bislang nicht. Eher im Gegenteil, denn wir mussten viele Kaffeenachmittage ausfallen lassen. Dadurch haben wir Geld gespart. Es ist zwar auch nur ein kleiner Betrag, aber ich habe bewusst auf den Druck von Flyern mit Veranstaltungen des nächsten Jahres verzichtet. Wir wissen nicht, wie es mit der Pandemie und den Einschränkungen weitergeht und was wir überhaupt anbieten können. Lesen Sie auch: Karl Zimmermann leitet jetzt das DRK „Team Wallraff” beim Roten Kreuz: „Missstände und Fehlverhalten“ DRK-Blutspendedienst warnt vor Engpässen bei der Versorgung Von Mark Bode