Isernhagen: Coronavirus: Kirchen verzeichnen mehr Helfer als Bedürftige

Die Corona-Krise stellt ältere und erkrankte Menschen vor besondere Herausforderungen. Deshalb hat die evangelische Christophorus-Gemeinde zusammen mit der katholischen Kirche Heilig Kreuz sowie dem Verein Caspo eine Initiative auf die Beine gestellt, die in Altwarmbüchen beispielsweise beim Einkaufen hilft. Auch die St.-Marien-Gemeinde in Isernhagen K.B. sowie St. Nikolai Kirchhorst/Neuwarmbüchen organisieren eine Einkaufshilfe – und überall haben sich deutlich mehr Helfer gemeldet als Bedürftige. In Altwarmbüchen helfen 15 Personen beim Einkaufen: Der Helferkreis in Altwarmbüchen zählt aktuell 15 Personen. Davon seien vier Menschen bislang gar nicht ehrenamtlich tätig gewesen, berichtet Sebastian Müller, Pastor der Christophorus-Gemeinde. Hingegen hätten sich bislang lediglich drei Leute gemeldet, die Hilfe benötigen. Ähnlich sieht es aus bei der St.-Marien-Kirchengemeinde: Laut Pastor Karsten Henkmann stehen 18 Helfern vier Anfragen gegenüber. Henkmann und Müller führen die Zahlen darauf zurück, dass offensichtlich die direkte Nachbarschaftshilfe funktioniert. Dafür hat der Pastor aus Altwarmbüchen auch konkrete Indizien. Da Müller wegen der Corona-Pandemie keine Besuche mehr macht, führt er verstärkt Telefongespräche. Immer wieder bekomme er dabei zu hören, dass sich die eigene Verwandtschaft oder Nachbarn um Ältere und Kranke kümmerten. Pastor Müller: Die Nachbarn kennen und helfen sich: Zudem hätten ihm Senioren sinngemäß berichtet, dass sie die Kriegszeit mitgemacht und dabei gelernt hätten, mit wenig auszukommen, so Müller. Wenn es ihnen schlecht gehe, hätten diese Menschen immer noch einige Konserven vorrätig. Eine gut funktionierende Gemeinschaft gibt es laut dem Pastor auch im Wohnpark im Altwarmbüchener Zentrum. „Seit rund 40 Jahren gab es dort kaum Wechsel. Die Nachbarn kennen und helfen sich“, sagt der 33-Jährige. In Zeiten von Corona gilt es für den Pastor auch noch andere Probleme zu bewältigen. Etwa, wenn Familienangehörige ihre Verwandten im Seniorenheim nicht mehr besuchen könnten. Das sei für beide Seiten eine nicht unbefriedigende Situation, „unter der sie leiden“. Müller hat es selbst beobachtet: „Die Bewohner stehen am Fenster.“ Diese Menschen hätten Gesprächsbedarf. Der Pastor spricht dieser Tage auch mit vielen Familien, die als Angestellte in Kurzarbeit oder als Selbstständige finanzielle Sorgen haben. „Diese Familien haben existentielle Nöte und müssen jeden Cent umdrehen.“ 18 Helfer bieten über St. Marien ihre Unterstützung an: 18 Helfer haben sich bis jetzt bei Karsten Henkmann, Pastor der St.-Marien-Gemeinde in Isernhagen K.B., gemeldet. Darunter unterstützten auch einige Ehrenamtliche des Helfernetzwerks das Einkaufsangebot für Hilfsbedürftige. „Dem stehen vier Anfragen gegenüber“, sagt der Pastor. Viele Ältere fänden das Angebot zwar richtig gut, aber ihre Kinder oder Nachbarn sorgten bereits für sie. „Um zu zeigen, ’wir sind noch da, es gibt uns noch, wir sind nicht träge, sondern aktiv’“, sagt Henkmann, bestreite in Zeiten der Corona-Krise auch St. Marien neue Wege. Dazu zählt ein „Good News Letter“. Dieser soll ab sofort wöchentlich sonntags auf www.stmarien-isernhagen.de erscheinen und auch per E-Mail an die Kirchenmitglieder verschickt werden – mit Start am Sonntag. Darin enthalten ist unter anderem eine schriftliche Andacht. „Das Faltblatt hätten wir auch drucken und den Mitgliedern vor dem Gemeindehaus bereitstellen können. Aber wir wollen die Leute nicht unnötig aus dem Haus locken“, so Henkmann. Für Henkmann ist diese Form der Kontaktaufnahme eine Alternative zu anderen Gemeinden, die nun auf Video-Andachten setzen. „Wir alle testen und versuchen, kreativ zu sein“, sagt Henkmann und glaubt, mit dem Angebot gut aufgestellt zu sein. Zwölf Helfer erledigen Einkäufe für Initiative der St.-Nikolai-Kirche: In den Startlöchern stehen auch Helfer in Kirchhorst, Neuwarmbüchen und der Gartenstadt Lohne. Die St.-Nikolai-Kirchengemeinde hat für Einkäufe, dringende Botengänge und Gespräche am Telefon ein Helfernetzwerk ins Leben gerufen. Bislang haben sich laut Diakonin Judith Schoppe zwölf Ehrenamtliche gemeldet und zwei Hilfesuchende angerufen. „Das Ganze läuft erst jetzt an“, sagt die Diakonin. Wer einen Telefonanruf wünscht, Hilfe beim Einkauf oder beim Gassi gehen mit dem Hund benötigt, der kann sich bei Pastor Sebastian Müller in Altwarmbüchen unter Telefon (0511) 26024344 und per E-Mail an sebastian.mueller@evlka.de melden. Für St. Marien ist Pastor Karsten Henkmann in Isernhagen K.B. unter Telefon (05139) 9825901 erreichbar. Das Helfernetzwerk der St.-Nikolai-Gemeinde ist unter Telefon (0157) 34876418 ansprechbar. 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