Isernhagen: Baumarktdieb muss wegen 48 Euro fast ins Gefängnis

Eine letzte Chance bekommt man eigentlich nur einmal – ein Ladendieb hat sie vor dem Amtsgericht Burgwedel jetzt aber doch ein zweites Mal bekommen. „Das war wirklich eine sehr knappe Entscheidung“, betonte Amtsrichter Michael Siebrecht in seiner Begründung für die abermalige Bewährungsstrafe. „Gnade darf im Urteil eigentlich keine Rolle spielen“, sagte der Richter. Doch ob er wirklich eine einwandfreie Sozialprognose bei der schnellen Rückfallrate des mehrfach vorbestraften Angeklagten stellen könne? „Ich will mir nicht anmaßen, dass meine Worte heute mehr Eindruck auf Sie gemacht haben als die meiner Kollegen zuvor. Ich hoffe für Sie, dass Sie den Ernst der Lage jetzt erkannt haben.“ Im Januar aus dem Gefängnis – im Juli der nächste Diebstahl: Erst im Januar war der 38-jährige Familienvater aus dem Gefängnis gekommen. Mehrere Male hatten ihn verschiedene Gerichte seit 2011 unter anderem wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Fahren ohne Führerschein verurteilt. Im Gefängnis hatte der Mann im Dezember abermals eine Bewährungsstrafe für zehn Monate erhalten. Und doch: Nur knapp sechs Monate nach seiner Freilassung griff der 38-Jährige im Juli in einem Isernhagener Baumarkt dennoch zu und ließ Werkzeuge im Wert von knapp 48 Euro mitgehen. Weit kam er nicht: Der Diebstahl fiel auf, der Mann wurde überführt und landete nun auf der Anklagebank im Amtsgericht. Angeklagter: „Das war einfach dumm“: „Es tut mir unheimlich leid. Das war einfach nur dumm“, sagte der Angeklagte zu seiner Tat. Er habe einen Wasserschaden in seinem Badezimmer gehabt. Weil er in diesem Monat viele Schulden zurückgezahlt habe, sei sein Konto bereits am Anfang Juli leer gewesen – er und seine Frau sowie die zwei Kinder hätten damals nur vom Kindergeld gelebt. „Ich hätte das nicht tun dürfen“, betonte der 38-Jährige. Wie dumm es ist, wegen eines Warenwerts von nicht einmal 50 Euro den Weg zurück ins Gefängnis zu riskieren, betonten Staatsanwältin, Richter und Verteidiger unisono. „Und doch würde ich ihm gern eine letzte Chance geben“, betonte der Rechtsanwalt des Angeklagten. Denn tatsächlich scheinen die Umstände des Mannes aktuell „stabil“ zu sein, wie es der Richter bestätigte. Der 38-Jährige lebt mit Frau und Kindern zusammen, hat inzwischen eine Festanstellung in Vollzeit als Automechaniker, steht kurz davor, seinen Führerschein zurück zu erlangen und bekam für die Verhandlung einen einwandfreien Bericht seiner Bewährungshelferin mitgeschickt. Seine Schulden aus vergangenen Jahren sind inzwischen abbezahlt. „Ich bin dabei, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen“, beschrieb es der Angeklagte. Vier Jahre Bewährungszeit und 500 Euro Strafe: All das bewegten Staatsanwaltschaft und Richter schließlich dazu, anstelle einer viermonatigen Gefängnisstrafe erneut eine Freiheitsstrafe zur Bewährung zu verhängen. Die Bewährungszeit wurde auf vier Jahre festgesetzt. Hinzu kommen 500 Euro Strafe. „Der Eindruck vor Gericht zählt, und Sie konnten Pluspunkte sammeln“, sagte Siebrecht. Der Mann habe sich schließlich nicht herausreden wollen. „In vier Jahren können wir Ihre Akte dann zumachen“, sagte der Richter – oder die Gefängnistür auf, sollte der Mann sich auch nur noch einmal etwas zu Schulden kommen lassen. Denn eine dritte letzte Chance, die bekommt man vor Gericht dann wirklich nicht. Lesen Sie auch: Amtsgericht: Haftstrafe für Isernhagener wegen Betrug mit Garagentoren Millionen versprochen: Ehemaliger Polizist landet wegen Betrugs vor Gericht Von Carina Bahl